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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe
Autoren: Isadorra Ewans
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Robert Fielding dankte artig und legte auf. Nachdenklich blickte er auf die Promenade hinunter. Seine Gedanken wanderten zum gestrigen Nachmittag. Ihm war nicht entgangen, wie unpersönlich Helena ihm gegenüber war. Auch ihr körperlicher Zustand war ihr nicht entgangen. Anscheinend war sie wirklich krank. Aber warum sagte sie ihm nichts und was hatte das mit ihm zu tun? Robert verfolgte einen einsamen Spaziergänger mit seinen Blicken. Noch war es hier unten ruhig, die Saison hatte noch nicht begonnen. Die Wellen liefen langsam am Strand aus, der frisch geharkt auf die ersten Besucher wartete. Der Himmel war heute viel zu blau für seinen Geschmack. Ein Sturm wäre für die Inszenierung seiner Gefühle wesentlich passender. Doch stattdessen? Strahlender Sonnenschein. Robert hasste es, wenn der Inspizient nicht mitspielte. Plötzlich lachte er leise. Das hier war keine Inszenierung. Das hier war das Leben und irgendwas in diesem Leben lief gerade gehörig schief.
    In seinem Hinterkopf rührte sich eine kleine Stimme, die ihn daran erinnerte, dass er noch einen Anruf machen müsse. Als er das gemeinsame Haus verlassen hatte, war Joy bei ihren Damen vom Bridgeklub gewesen und er konnte sich nicht von ihr verabschieden. Eine Nachricht auf einem Zettel zu hinterlassen fand er nach all den Jahren zu merkwürdig. Er kratzte sich am Bauch und seufzte, dann griff er erneut zum Hörer und wählte seine Nummer in London. Es dauerte lange, bis sich Joy meldete. Sie klang nicht sauer, doch ihre Stimme klang unpersönlich und ein wenig schnippisch. „Kleiner Kurzurlaub in Bournemouth?“
    „Es tut mir leid, dass ich Dir nichts gesagt habe, ich hab mich ziemlich kurzfristig dazu entschlossen, selbst zu fahren.“ Robert versuchte, tiefes Bedauern in seine Stimme zu legen. „Hmm, hab ich gemerkt…“, Joy machte eine Pause und Robert wollte gerade weiter sprechen, da hob sie erneut ihre Stimme an, “und Du bist Dir sicher, dass es das alles wert ist?“
     
    Seine Lebensgefährtin schlug eine Richtung ein, an die er nicht denken wollte. Joy war immer da gewesen. Es konnte nicht angehen, dass sie ihn nun unter Druck setzten, würde. „Joy … !“ Der Klang in ihrer Stimme machte ihn nervös. Es schien, dass alle Frauen in seiner Umgebung sich gegen ihn verschworen hatten. „Joy, bitte. Fang nicht ausgerechnet jetzt an, mir eine Szene zu machen.“ Er fuhr sich genervt mit den Händen über die Augen. „Szene? Nein, Robert, aus dem Alter bin ich raus.“ Eine Pause entstand, weil er nicht die Worte fand, ihr zu gestehen, dass er sie immer noch über alles liebte. Alles was er jetzt sagen würde, hätte einen schlechten Beigeschmack und würde alles noch schlimmer machen.
    Sie erlöste ihn und stellte ihn gleichzeitig vor vollendete Tatsachen. „Du weißt, dass mir an ihr viel liegt, aber diesmal bin ich einfach nicht dazu bereit Dich zu teilen. Auch nicht mit ihr. Ich hab mich die ganzen Jahre damit abgefunden. Aber jetzt ist es vorbei, ich kann und ich will es einfach nicht mehr.“ Er hörte, wie sie schwer schluckte.
    „Du solltest die Angelegenheit schnell regeln, Dir dann ein oder zwei Tage Zeit nehmen, um über einige Dinge nachzudenken. Nicht nur über die letzten Jahre, Robert. Vor allem, über uns. Und über das Jetzt und Hier. Sicherlich werde ich Dir nicht das letzte Wort bei dieser Entscheidung überlassen. Aber egal, wie Du Dich entscheidest, es könnte sein, dass ich nicht mehr da bin. Einfach, weil ich es nicht mehr kann, Dir ständig hinterher zu rennen. Wenn Du uns noch willst, Robert Fielding, dann wirst dieses Mal Du derjenige sein, der um uns kämpfen muss. Mit allem Für und Wider für unsere Beziehung.“
    Wieder hörte er, wie sie schwer schluckte. Robert wusste, es fiel ihr nicht leicht, ihm ein Ultimatum zu stellen. Es war nicht Joys Art. Sie saß in ihrem Sessel, hatte die Zeitung auf den Knien und stellte ihm ein Ultimatum. Das tat sie immer um diese Zeit, warum sollte es heute anders sein? Joy sprang gerade über ihren eigenen Schatten, der sie all die Jahre in ihrer Beziehung verfolgt hatte. In all den Jahren hatte sie es akzeptiert. Sie hatte seine Regeln befolgt. Sie hatte sich gefügt, weil es für sie genauso bequem war, wie für ihn. Sie ließ ihn machen und er kam zurück. Nie hatte sie den Schmerz der Betrogenen gefühlt, weil sie sich nicht betrogen fühlte. Über die Jahre war sie froh gewesen, dass sie ihn im Bett nicht ertragen musste. Sie wollte keinen Sex mehr und er hatte sich
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