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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe
Autoren: Isadorra Ewans
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anderweitig vergnügt. Es war gut so, denn sein Geist gehörte immer noch ihr. Und all die kleinen Mädchen, wie sie seine Liebschaften innerlich verächtlich nannte, hatten keine Chance darauf, ihn in seinem Intellekt zu berühren. Sie schliefen mit dem Star, nicht mit dem Mann dahinter. Doch bei Helena war es anders. Hier hatte Robert, Joy nach seiner halbherzigen Beichte spüren lassen, dass die andere Frau seiner Lebensgefährtin den Rang ablaufen konnte. Helena konnte ihr das Wasser reichen. In allem, was Joy darstellte. Und darin lag die Gefahr für Joy. Hier konnte Joy nicht mit Bestimmtheit sagen, dass er zu ihr zurückkehren würde. Hier gab es ein Restrisiko.
    …
    Joy stellte sich das Bild des Mannes vor, welchen sie seit über dreißig Jahren liebte, versuchte sich vorzustellen, wie er dort in dem Zimmer in Bournemouth saß und ihr zuhörte. Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er würde in ein Handtuch gewickelt am Bettrand sitzen. So telefonierte er am liebsten, am frühen Morgen.
    So viele Erinnerungen, so viele Gemeinsamkeiten. Und dieses Gefühl, das er richtig war, dass er in ihrem Leben den richtigen Platz hatte. Und nur bei ihr. Nicht bei seinen Abenteuern und schon gar nicht bei Helena. Aber das musste er erst wieder lernen. Wie bei einem Kleinkind, dem man beibrachte, mit dem Löffel zu essen, musste Robert erst wieder lernen, wo er hingehörte. „Bring es hinter Dich, Robert. Bring es zu einem Ende. Für uns.“
    …
    Er hörte das Klicken im Hörer. Sie hatte aufgelegt. Langsam ließ er seinen sinken und starrte darauf. Nun war es also soweit. Einer von ihnen hatte die unausgesprochene Regel gebrochen. Er ahnte, dass er es war. Es hatte Jahre funktioniert und sie waren glücklich miteinander gewesen. Aber hier und heute war es anders. Er hatte Joy verletzt. Verletzt, weil er seinen Stolz nicht bändigen konnte. Er liebte sie, er hatte es über alle die Jahre getan. In Guten, wie in schlechten Tagen. Ohne Ring, ohne Papier.
    Aber dann war diese junge Frau in sein Leben getreten. Still, zurückhaltend, aber in allem was sie tat perfekt. Ihre Ausstrahlung hatte ihn fasziniert. Er liebte es, Helena im Umgang mit Menschen zu beobachten. Er liebte es zu sehen, wie sie ihre Umgebung mit wenigen Gesten verzauberte und für sich einnahm. Sie hatte innerhalb kürzester Zeit, die schwierigsten Menschen um den Finger gewickelt. Mit ihr an seiner Seite hatte er Schauspieler gebändigt, von denen er nie gewagt hatte, auch nur entfernt daran zu denken, je mit diesen zusammenzuarbeiten, weil sie im Allgemeinen als schwierig galten. Helena hatte sie gebändigt. Hatte sie alle handzahm gemacht. Und mehr noch, einige davon zählte er mittlerweile zu seinen engsten Freunden. Und dann ihre Zeit in den Staaten. Robert lächelte. Nie hätte er erwartet, dass sie seinem Werben nachgeben würde. Er war zwanzig Jahre älter als sie und sicherlich kein Adonis mehr. Er sprach sich selbst eine gewisse Eleganz nicht ab. Doch war er sicherlich nicht das, was für Frauen in Helenas Alter, erstrebenswert war. Trotzdem war sie zaghaft auf ihn eingegangen. Und ab diesem Moment war er mit Stolz erfüllt. Stolz, sie an seiner Seite zu haben. Stolz, sie zeigen zu können, auch wenn sie darauf bestand, verdeckt im Hintergrund zu agieren.
    Er erinnerte sich an ihre Reaktion auf ihr erstes öffentliches, gemeinsames Foto in der Zeitung. „ Während einer Premiere hatte er vertrauensvoll den Arm um ihre Hüfte gelegt und Helenas Reaktion auf dieses Bild waren beinahe so wundervoll wie die Kritiken für sein Stück. Er wusste, sie war mit Leib und Seele Assistentin. Robert genoss es, sie dabei zu beobachten, wie sie sich wand, um nicht in der Öffentlichkeit zu stehen. Er hatte sich darüber hinweg gesetzt und dieses Bild war der Beweis. Sie sollte nach seinen Regeln spielen und wenn diese Regeln besagten, dass er sie zeigen wollte, dann würde er es tun. Dass es Wochen brauchte, um die Spekulationen der Presse über seine Trennung von Joy zu dementieren, machte die Sache nur noch amüsanter.
    Danach hatte sie sich noch mehr in den Hintergrund zurückgezogen. Obwohl es ihm nicht recht war. Doch sie ließ sich nicht überzeugen, sich an seinem Ruhm zu beteiligen. Obwohl er einiges in den letzten Jahren ohne sie nicht geschafft hätte. Das Festival, in der nächsten Woche, war ihr Verdienst. Ohne sie, wäre es vor zwei Jahren mangels Zuschauern eingestellt worden. Er hatte es nicht geschafft, das Interesse der Menschen
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