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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe
Autoren: Isadorra Ewans
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weiter nach Portsmouth fuhren, um dort ihre Ladung zu löschen. Einige kleine Segler hatten sich auf die Wellen gewagt und sich zwischen die Tanker und den Strand gelegt. Kein ungefährliches Unterfangen. Hier unten herrschte eine starke und heimtückische Unterströmung, die gerade die Skipper der kleinen Boote immer unterschätzten. Sie erreichte die kleine Bucht und kletterte vorsichtig die Windbrecher hinauf. Ungefähr in der Mitte der Anhöhe blieb sie stehen und suchte sich einen Platz, an dem sie sich setzten, konnte. Von hier aus hatte sie den besten Weitblick. Helena zog aus ihrer Jackentasche die Stöpsel für ihren MP3 – Player. Sie schaltete ihn ein und suchte sich die richtige Lautstärke für die Szenerie vor ihr. Die Stöpsel in ihren Ohren kribbelten, doch sobald ihr die Bässe in den Ohren dröhnten, war dieses Kribbeln verschwunden. Sie winkelte ein Bein an und stützte den Arm darauf. So konnte sie es die nächsten Stunden aushalten. Sie folgte den Schiffen mit ihren Blicken und erlaubte sich einen kleinen Anflug von Fernweh. Sie sah den Möwen beim jagen zu und lächelte, wenn sich wieder zwei um den gerade erbeuteten Fisch stritten.
    Ein Samstag wie aus dem Bilderbuch. Kein Stress, keine Hektik. Die Sonne schien und es war nicht zu heiß, sie konnte es prima aushalten, hier auf ihrem Hochsitz. Vereinzelt zogen Wolkenschleier vorüber, doch das Wetter hielt sich. „Nur für dich, Helena“, sie lächelte bei diesem Gedanken. „Nur für mich, ausnahmsweise Mal in der ersten Reihe.“
    Sie lehnte den Kopf an die Steine und fuhr mit ihrer Hand in die Jackentasche, in der ihr Player versteckt war. Sie drückte die Wiederholungstaste und spielte das letzte Lied noch ein Mal ab. Sanfte Stimmen zu Gitarren, ein sanfter Bass, passend zu ihrer Stimmung, die sich jedoch anschickte, langsam besser zu werden. Wie sehr hatte sie die Einsamkeit in den letzten Wochen vermisst. Nicht das Alleinsein. Sondern die Ruhe von wirklich niemandem gestört zu werden. Nicht mal von ihm. Sie folgte der Aufforderung aus dem Song und schloss die Augen. Nur singen würde sie nicht. Helena lachte leise: Das … würde sie selbst hier in der Einsamkeit am Strand nicht tun.
    Ihr Kopf lehnte immer noch an den Steinen und mit einem versonnenen Lächeln legte sie ihn zur Seite. Die Sonne kitzelte sie an der Nase. Und in Helena breitete sich Zufriedenheit aus. Sie brauchte nicht nachdenken. Hier unten brauchte sie es nicht zu tun. Die Dinge würden schon irgendwann wieder auf sie einstürmen. Nur jetzt, hier in diesem Moment, war es ihr herzlich egal.
    …
    Robert hasste dieses Provinzhotel, das meinte, etwas Besonderes zu sein, nur weil alle Jubeljahre hier ein Parteitag abgehalten wurde. Die Bedienung war schlecht, das Zimmer grausam. Robert hatte die halbe Nacht vor dem Fernseher zu gebracht, der im Übrigen auch nur schlechtes Programm von sich gab. Seine Laune sank auf einen, selbst für seine Verhältnisse, unterirdischen Punkt.
    Er gab sich einen Ruck und versuchte diesem Duschkopf in diesem miesen Badezimmer ein paar Tropfen heißes Wasser abzuluchsen. Der Spiegel, gegenüber der Dusche, beschlug innerhalb kürzester Zeit. Robert stellte sich so unter den schwachen Wasserstrahl, dass er nicht hin und her springen musste, um überhaupt etwas von dem heißen Nass abzubekommen. Er stemmte sich mit den Händen an der Wand ab und ließ die spärlichen Tropfen über seinen Kopf und seinen Rücken laufen. Endlos lange stand er unter dieser Zumutung, die sich Dusche nannte. Aber die Entspannung, die er so nötig brauchte, wollte sich nicht einstellen. Entnervt schubste er den Hebel des Wasserhahnes zu und stieg aus der Dusche. Er wickelte sich ein Handtuch um und verließ das Bad. Mit einem schrägen Blick auf die Uhr nahm er das Telefon und begann die Nummer neben der Adresse auf dem kleinen gelben Zettel zu wählen. „Reiß dich zusammen.“
    Er hatte Glück. Es war die Dame des Hauses. Mit einer Stimme, die vor Honigsüße nur so triefte, erkundigte er sich nach Helena. Eine kleine Pause entstand und er ahnte, dass Ella mit sich kämpfte. Sie wollte ihm nicht sagen, wo Helena war. Aber nachdem er die ältere Frau gestern kennengelernt hatte, wusste er auch, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. Er legte seinen ganzen Charme in seine Stimme und irgendwann hörte er aus dem Klang ihrer Stimme, dass er sie weich gekocht hatte. Er lächelte. Er wusste, wie er diesen Schlag Frau zu nehmen hatte, um zu bekommen, was er wollte.
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