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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe
Autoren: Isadorra Ewans
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Verbindung die Legitimierung zu geben, die ein respektables Paar an den Tag legen würde. Jedoch war diese Beziehung immer eine besondere gewesen. Voller Liebe und Zuneigung, aber auch mit gegenseitigem Respekt für den Anderen. Und vor allem hielt diese Verbindung bereits seit über 40 Jahren. Eine Seltenheit in diesem Business.
    Nie hatten sie geheiratet, Kinder waren für sie keine Frage gewesen. Beide lebten ihr eigenes Leben, doch trafen sie sich immer in ihren gemeinsamen Interessen und waren somit unzertrennlich. Häufig hatte sie, Mrs. Ashton, die Nase über diese Beziehung gerümpft und nie verstanden, dass so etwas ohne Trauschein funktionieren würde. Aber das tat es.
    Kate Ashton hatte sich in den letzten Jahren aus ihrer Verantwortung für Mr. Fielding zurückziehen können. Sie wusste ihn in guten Händen, nur ab und an half sie aus, wenn Premieren anstanden und viel zu organisieren war. Mr. Fielding konnte zufrieden mit Helena sein.
    Und dann dieser Anruf. Seltsam. Mr. Fielding war eine Seele von Mensch. Ende Fünfzig, gut aussehender Kerl, auch für sein Alter. Offen und reizend zu jedermann. Ab und an etwas entrückt. Aber was wollte man schon von einem Künstler anderes erwarten. Doch mit dem was er tat, war er immer erfolgreich.
    Mrs. Ashton erhob sich, ging in die Teeküche neben dem Büro und bereitete ihren Nachmittagstee vor. Für einen Moment vergaß sie das Läuten der Telefone, die Mails – wer die wohl erfunden hatte – und die Terminplanung. Das Gespräch hatte sie zu sehr berührt. Denn Helena hatte sich schon ein Mal in den letzten Tagen krankgemeldet, dann heute Morgen wieder und nun dieser seltsame Anruf. Normalerweise stand sie für Mr. Fielding rund um die Uhr zur Verfügung, beruflich natürlich. Helena war Profi und ihr Chef, seit Jahren in einer glücklichen Beziehung. Und jetzt das? Kate nahm die Teekanne aus der Spülmaschine, schimpfte leise über denjenigen, der die Kanne immer maschinell säubern ließ, denn das war für den Geschmack des Tees beinahe eine Morderklärung, und gab zwei Löffel mit Teeblättern hinein. Das Wasser im Kocher rauschte und sie hing weiter ihren Gedanken nach. Was war zwischen den Beiden vorgefallen? Mrs. Ashton schüttelte gedankenverloren den Kopf. Dieser Anruf hatte mehrere Merkwürdigkeiten zutage gefördert. Zum einen die Tatsache, dass Helena sich innerhalb mehrerer Tage als unpässlich abmeldete und – zum anderen – Helenas Aussage, dass sie Mr. Fielding nicht zu sehen wünsche. Das bricht ihm das Herz, dachte Kate kopfschüttelnd, während sie den Tee aufgoss. Wo ihm seine Leute doch so nahe waren. …
    Helena Fisher starrte auf das Telefon. „Du bist feige, Helena … äußerst feige.“ Sie gab sich einen Ruck und begann ihn ihrem Wohnzimmer auf und ab zu gehen. Sie rieb sich den Nacken. In den letzten Tagen hatte nicht nur die Verspannung dort zugenommen. Helena fühlte sich, als wäre sie ein einziger Knoten. Niemals mehr imstande sich wohl zu fühlen. Niemals mehr in der Lage sich selbst zu befreien. Sie blieb an der Tür zur Küche stehen und verschränkte die Arme um ihren Leib. Wenn es doch nur nicht so verdammt wehtun würde. Sie drückte mit der flachen Hand gegen ihren Bauch und versuchte die Schmerzen mit sanftem Druck zu lindern. „Lenk dich ab, Helena … pack deine Koffer weiter.“
    Ein paar Tage Auszeit. Weg aus London, runter ans Meer. Alleine sein. Das war jetzt genau das, was sie brauchte. Das Rauschen der Wellen, ein oder zwei hübsche Sonnenuntergänge und jede Menge Schmerzmittel. Sie seufzte und ging in ihre Küche. Sie nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser, griff nach der Tablettenpackung und drückte sich eine heraus. Mit angewidertem Blick schob sie sich das Medikament in den Mund, trank einen Schluck und schluckte angestrengt.
    „Widerlich“, sie lehnte noch einen Moment an der Anrichte und wartete, bis das ekelhafte Gefühl aus ihrem Hals verschwunden war, das jedes Mal auftauchte, wenn sie Tabletten nahm. Kaum war dieser Beigeschmack verschwunden, wendete sich Helena wieder ihrem Gepäck im Schlafzimmer zu. Auf dem Bett lag der geöffnete Koffer. Sie würde nur ein paar Tage verreisen, doch der Inhalt des Koffers sah nach Flucht aus. Wahllos nahm sie noch einige Pullover aus dem Schrank und verstaute sie. Sie vermied es, auf ihr eigenes Bett zu sehen. Wie oft hatte sie in den letzten Tagen die Bettwäsche gewechselt, nur um die Erinnerung an ihn in der Waschmaschine verschwinden zu
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