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Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Ein Regisseur macht noch keine Liebe

Titel: Ein Regisseur macht noch keine Liebe
Autoren: Isadorra Ewans
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des Bahnhofes vorsorglich eine Flasche Wasser besorgt und nahm gerade die nächste Tablette. Wieder ekelte sie sich, als der Geschmack des Medikaments sich über ihre Zunge ausbreitete. „Wenn diese Schmerzen nicht wären“, dachte sie verzweifelt. Sie lehnte sich in die dicken Polster zurück und sah der Landschaft dabei zu, wie sie an ihr vorbei zog. Die Sonne stand schon tief und es würde noch zwei Stunden dauern, bis sie Bournemouth erreichen würde. Und dort, so hoffte sie, würde sie von James in Empfang genommen werden. Sie freute sich auf ihre Freunde. Vor zwanzig Jahren hatte sie das erste Mal dort unten Urlaub gemacht. Sie mochte das milde Klima und die Sandstürme, die aus der Sahara herauf kamen. Als sie James Eltern kennenlernte, waren diese gerade aus Deutschland zurückgekehrt, wo Elliot Hudson fast fünfzehn Jahre bei der Rheinarmee als Leutnant gedient hatte. Mit den beiden Söhnen James und Elliot Junior im Schlepptau hatten sie das Haus in der Nähe des Strandes gekauft und um seine Pension etwas aufzubessern, hatten der Senior und seine Frau angefangen, Sommergäste aufzunehmen. Helena war 18, als sie das erste Mal, bei den Hudsons ihren Urlaub verbrachte. Sie mochte die beiden. Elliots Frau, Ella, war in den kommenden Jahren eine mütterliche Freundin für sie geworden. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich Helena in all den Jahren immer wieder bei den Hudsons dort unten in Bournemouth verkroch.
    Der Zug schaukelte vor sich hin und die Schmerzmittel, die sie genommen hatte, ließen sie in einen seichten Schlaf fallen. Allein der Gedanke, dort unten ein wenig vom Geschehen der Welt an sich vorüberziehen zu lassen, ließ Helena ruhiger werden.
    …
    Robert stand vor ihrer Tür. Seltsam, kein Fenster geöffnet? Helena hasste es, bei diesem Wetter die Fenster zu schließen. Wenn der Himmel in London so bedeckt war, dann war es in diesen kleinen Häusern immer äußerst stickig. Etwas, dass Helena nicht ausstehen konnte. Er steckte den Schlüssel in das Schloss und wieder war er erstaunt. Abgeschlossen. Das kleine Haus, das sie vorletztes Jahr gemietet hatte, schien verlassen zu sein. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Robert zog die Stirn kraus, gab der Tür einen letzten Ruck und trat ein. Grabesstille empfing ihn. Er stand im Eingang des Wohnzimmers und dessen Ruhe umfing ihn augenblicklich. Er mochte diesen Raum. Es war ihr Raum. Auch wenn sie nicht anwesend war, hier spürte er sie fast körperlich. „Helena?“ Robert wusste, dass es zwecklos sein würde sie zu rufen, denn augenscheinlich war sie nicht da. Er warf seinen Schlüssel auf den kleinen Tisch neben der Tür und setzte sich auf das Sofa. Wo war sie hin? Robert legte die Füße auf den kleinen Hocker vor der Couch und verschränkte die Arme im Nacken. So hatte er immer auf sie gewartet. Und sie war immer gekommen. Für einen Moment schloss er die Augen und für einen Moment war sie da.
    Es klopfte und er zuckte zusammen. „Na endlich“, rief er und fast beschwingt sprang er auf und ging hinüber zur Tür. Er hatte den Griff schon in der Hand, als er stutzig wurde. Warum sollte sie an ihrer eigenen Tür klopfen?
    Er hielt inne. „Wer ist da?“ Ein leises Kichern kam von der andren Seite der Tür. „Mel … von gegenüber.“ Wieder stutzte er, doch er öffnete. „Hi… Sie sind bestimmt Mr. Fielding. Hel hat mir von Ihnen erzählt.“ Die kleine Person trippelte ins Zimmer und grinste ihn schräg an. Schräg war auch das Auftreten, dieses … er war sich nicht sicher, ob er es wirklich mit einem Mädchen zu tun hatte. Ihre, oder auch seine Hosen, baumelten ihr um die Knie, ein dunkelblaues T – Shirt im XXL verbarg jede unter Umständen weibliche Figur. Das Ganze wurde von einer Baseballcap abgerundet. Robert schmunzelte und beugte sich hinunter, damit er vielleicht in den Gesichtszügen seines Gegenübers erkennen konnte, wen oder was er da vor sich hatte. Die feinen Züge und die vollen Lippen ließen ihn zu der Entscheidung kommen, dass das, was da vor ihm stand, weiblich war. „Mel …“, Roberts Frage kam zögerlich, „was tun Sie hier?“ Die Person vor ihm sah ihn abschätzig an. „Ich hab Sie vor der Tür stehen sehen … und bin wohl das Empfangskomitee. Und dann wollte ich als erstes Mal ein Autogramm von Ihnen …“! Sie zückte einen Stift und ein Fitzelchen Papier und reichte es ihm. Robert lachte, griff danach und unterschrieb.
    „Gut, das war das Erste … und zweitens?“, auffordernd sah er sie an.
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