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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
Autoren: Linda Francis Lee
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    Leugnung/Leug-nung/Subst. (1528): ein kurzes Wort mit zwei Silben, das zweifellos große Probleme im Leben vieler Menschen aufwirft; ein Wort, das wie die meisten mehrere Bedeutungen enthält. 1.: die Weigerung, die Wahrheit zu gestehen, 2.: die Ablehnung der Logik, 3.: (meine persönliche Lieblingsbedeutung), der Grund, warum ich in die Ereignisse verwickelt wurde, die ich jetzt als »Debütantinnen-Katastrophe« bezeichne.
    Gewiss, ich war praktisch seit meiner Geburt mit Etiketten, Manieren und Walzertänzen konfrontiert worden. Und es stimmt, vor elf Jahren hatte ich mich der texanischen Oberschicht bei einem der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse präsentiert. Also gab es keinen Grund, warum ich nichts damit zu tun haben sollte. Aber ich hatte Texas verlassen, um alldem zu entkommen.
    Genau genommen war ich vor der - sagen wir mal - überlebensgroßen Persönlichkeit meiner Mutter und ihrer berühmten Schönheit geflohen, auf die sie alle Leute unentwegt hinwies; vor dem obsessiven Kinderwunsch meiner Schwester Savannah und ihrer Unfähigkeit, Babys zu bekommen; und vor dem ständigen Gejammer über
das Desinteresse meiner Schwägerin Janice an Babys und ihre Unfähigkeit, endlich damit aufzuhören, Kinder in die Welt zu setzen.
    Aber wie Michael Corleone in Der Pate III bemerkte: »Als ich schon dachte, es wäre vorbei, wurde ich wieder hineingezogen.«
    Ich heiße Carlisle Wainwright-Cushing und stamme aus der texanischen Wainwright-Familie. Präziser ausgedrückt, ich bin eine Wainwright aus Willow Creek. Und der Name meiner Mutter lautet Ridgely Wainwright-Cushing-Jameson-Lackley-Harper-Ogden. Nein, ich mache keinen Witz.
    Angesichts des Faibles meiner Mutter für Scheidungen ist es kein Wunder, dass ich Scheidungsanwältin geworden bin, ich hielt das für eine vernünftige Berufswahl, da ich als einziges praktisch veranlagtes Familienmitglied die unglückseligen, auf diese oder jene Art gescheiterten Ehen meiner Mutter miterlebt hatte, seit ich Rüschensöckchen und Lackschuhe trug - noch keine Manolos.
    Um es genauer zu erklären: Die derzeitige Ehe meiner Mutter, die ebenfalls zu scheitern drohte, führte mich ursprünglich aus Boston (dorthin war ich vor drei Jahren übersiedelt) in meine Heimatstadt zurück. Und wieder in Texas, schlitterte ich, wie Alice in den Hasenbau fiel, auf einem rutschigen Hang vom Scheidungsgericht zum Debütantinnen-Chaos hinab. Nur weil ich mich der Verantwortung nicht entziehen konnte. Zumindest redete ich mir das ein.
    Verstehen Sie’s? Leugnung. Schönfärberei von Wahrheiten,
Trickserei mit der Realität, bis sogar ich an die verwickelten Gründe glaubte, warum ich nach Hause zurückkehren musste.
    Aber ich greife den Ereignissen voraus.
    »Carlisle ist hier«, verkündete die Frau, die schwor, es sei ihr Gesicht gewesen, das tausend Schiffe veranlasst habe, vom Stapel zu laufen, »weil sie sich um die leidigen Angelegenheiten meiner Scheidung kümmern wird.«
    Perfekt gestylt, in Kaschmir und mit den geerbten Perlen, saß meine Mutter an der formell gedeckten Dinnertafel.
    »Tatsächlich?«, fragte meine Schwester.
    »Das wirst du wirklich tun?«, wollte mein Bruder wissen.
    Sogar Lupe, unsere langjährige Haushälterin, die ihr berühmtes Cordon bleu vom Kalb servierte, schien sekundenlang verblüfft zu erstarren.
    »Hast du den Verstand verloren, Mutter?«, fragte ich so unverblümt, wie es eine Südstaatenschönheit, die auf sich hält, niemals wagen würde.
    Ridgely Wainwright-Cushing-Jameson-Lackley-Harper-Ogden warf mir, ihrem jüngsten Kind, einen stechenden Blick zu.
    Aber ich war nicht mehr das willfährige, folgsame Mädchen, das dieses Haus vor drei Jahren verlassen hatte. Ich stellte mein Weinglas auf den Tisch und lächelte verkniffen. »Würdest du mir in die Küche folgen, Mutter? Bitte?«
    »Nicht jetzt, Carlisle, wir dinieren. Das Kalbfleisch sieht köstlich aus, Lupe.«

    »Mutter.«
    Sie trug einen cremefarbenen Kaschmirpullover, eine cremefarbene Flanellhose und elfenbeinweiße flache Schuhe, das schulterlange blonde Haar war mit einem cremefarbenen Samtband elegant aus der Stirn gehalten. Ein Weinglas in ihrer perfekt manikürten Hand, musterte sie mich über edles Leinen, Sterlingsilber, hauchdünnes Kristall und ein geschmackvolles Blumenarrangement hinweg, das aus frischen weißen Rosen, hellrosa Pfingstrosen und lavendelblauen Hortensien bestand. Nach ein paar Sekunden nickte sie. Meine Mutter war viel scharfsinniger, als es ein
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