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Ein Mann fürs Grobe

Ein Mann fürs Grobe

Titel: Ein Mann fürs Grobe
Autoren: Horst Bosetzky
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einen Lustmörder nennt. Ein sadistischer, ein nekrophiler Charakter.»
    «Wenn du ’ne Frau gewesen wärst...»
    Mannhardt polkte das heruntergelaufene Wachs von ihrer schlanken, blauen Kerze. «Weißt du was...?» Er brachte es nicht über die Lippen.
    «Ist das so hirnrissig, daß du dich nicht traust?»
    «Ja... Blaff mich nicht gleich an, wenn ich’s dir sage.»
    «Nein.»
    Mannhardt zögerte noch immer, es auszusprechen. «Auf der Fahrt nach Lehnitz hab ich so an dein Schwarzes Loch gedacht ...» Er grinste. «... also: an deinen Artikel über die Manager, die in Berlin verschüttgegangen sind. Wenn die nun auch in so einer Taxe gesessen haben...?»
    Heike reagierte mit heftigen Bedenken. «Wie soll denn das gehen, daß die alle in dieselbe Taxe steigen: Witt, Vollstedt, O’Brien und Schrotzer? Das wäre nun doch der Zufall hoch vier.»
    «Nicht, wenn sie alle im selben Hotel gewohnt haben oder in Berlin dieselbe Anlaufstelle hatten: eine Edelnutte beispielsweise, eine Sauna, ein Fitneßcenter, einen Headhunter oder was weiß ich.»
    Heike war aufgestanden und spielte mit einer Rassel, die jemand etwas voreilig dem Papst mitgebracht hatte. «Unmöglich ist nichts. Und wenn da wirklich ein kluger Kopf dahintersteckt...»
    «Waren nicht alle vier Herren irgendwie in ihren Firmen ins Abseits geraten und sollten gefeuert werden?» fragte Mannhardt nach.
    «Ja, über kurz oder lang.»
    Mannhardt lachte. «Vielleicht nicht über kurz oder lang, sondern über die VEL Berlin.»
    «Über was?»
    «Über die VEL, die Versager-Entsorgung Letal. Bringt um, was euch keine Gewinne mehr bringt.»
    Heike tippte ein paar Worte in ihren Laptop. «Nicht schlecht, das mit dem Taxifahrer... Aber der, der dich zum Lehnitzsee gefahren hat, kann das nicht gewesen sein?»
    «Du meinst, daß die Aurak mich...?»
    «Ganz im Ernst mal.»
    «Ich werd mal nachforschen lassen.» Mannhardt griff zum Telefon und rief Volker Vogeley in Oranienburg an. «Hallo, hier Taxiräuber Mannhardt. Ich möchte gerne ein Geständnis abheften, äh: ablegen.»
    «Von wegen, von wegen...» Der nebenamtliche Liedermacher ließ sich diese Chance nicht entgehen.
    «Es tut mir leid, hohes Gericht, aber die Beamtengehälter sind heutzutage so niedrig, daß mir nichts anderes übriggeblieben ist.» Mannhardt brauchte noch ein Weilchen, um endlich zur Sache zu kommen. «Hast du mal den Namen des tapferen Taxidriver von gestern abend?»
    «Willst du ihn verklagen: wegen Rufmord oder so?»
    «Nein, nur ’n Bier mit ihm zusammen trinken, und Heike will ’n Fotografen kommen lassen und ’ne Story daraus machen.»
    «Na, dann... Warte mal...» Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatte Volker Vogeley alles gefunden. «Günther Krüger heißt der Mann, Detmolder Straße 16, 10715 Berlin.»
    «Ich danke dir. Wie kann ich das nur wiedergutmachen?»
    «Indem du zu meinem nächsten Auftritt kommst. Freitag abend im ‹Schwarzen Loch›.»
     
    Yaiza Teetzmann stand in Tegelort, sah über die Havel nach Spandau hinüber und wartete auf die Fähre, um sich mitsamt ihres Rades übersetzen zu lassen. Die Information der beiden Jogger, die Mirko Fischer oben am Stadtrand gesehen haben wollten, war ernst zu nehmen. Vielleicht wollte der Taxifahrermörder wirklich per pedes aus Berlin verschwinden, sozusagen still und heimlich durch die Hintertür, und damit vermeiden, auf den Straßen oder in der Bahn bei irgendeiner Kontrolle entdeckt zu werden. Und wie er in Lübars gelebt hatte, abseits in der Laube, das zeigte ja auch, daß er vom Verhalten her eher «scheues Tier» als «Asphaltcowboy» war.
    Mannhardt hatte nicht mitkommen wollen, und sie machte sich echt Sorgen um ihn. ‹Tut mir leid, ich muß den Taxifahrer kriegen, der mich ermorden wollte.› So hatte sie es verstanden, und das hörte sich so an, als würde er bald wieder zum Psychiater müssen. Hoffentlich ging er nicht auch noch mit einem Stein auf die Aurak los. Ein prima Kerl, aber wenn er so seine Schübe bekam... Andererseits war es nie langweilig mit ihm.
    Es war ein herrlicher Tag, und sie sah die Fahrt vom Dienstgebäude in der Keithstraße nach Spandau als Ausflug an. Mit dem Fahrrad auf dem Autodach war sie ins Büro gekommen und freute sich auf eine schöne Tour. Als Ostberlinerin kannte sie alle großen Waldgebiete zwischen Thüringen und Schwarzem Meer, war aber noch nie durch den Spandauer Forst gelaufen oder gefahren. Erst Mirko Fischer machte das möglich. Sie hatte die Karte auf den Lenker gelegt
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