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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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trotzdem bei Mum«, sagte Dad. »Sie hat sich wirklich sehr aufgeregt, weil du so frech zu ihr warst.«
    »Sie war frech zu mir!«
    »Komm wieder runter, Lia. Mum hat sich schließlich Sorgen um dich gemacht.«
    »Klar doch«, sagte ich.
    »Und du hast Neuigkeiten für uns? Worum geht es denn? Hat dich auf der Straße ein Modelscout angesprochen? Hast du beschlossen, etwas für die Schule zu tun? Raus mit der Sprache.«
    Dad musste immer zwanghaft witzig sein. Ich konnte mich schon gar nicht mehr dran erinnern, wann ich mich zuletzt vernünftig mit ihm unterhalten hatte.
    »Sehr komisch«, sagte ich. »Nein, ich hab im Lotto gewonnen.«
    Dad bekam einen Lachanfall. Er lachte, bis er keine Luft mehr bekam, dann wischte er sich die Augen und putzte sich mit seinem zerfledderten Taschentuch die Nase.
    »Du bist besser als jeder Komiker im Fernsehen«, sagte er und fuhr mir liebevoll durchs Haar. »Wie viel hast du denn gewonnen, hm? Einen Zehner?«
    »Acht Millionen«, sagte ich leise.
    »Acht Millionen ? Haha – der war gut!«
    Ich holte den Lottoschein heraus. »Bitte schön. Du kannst gern nachschauen.«
    »Das meinst du jetzt nicht ernst, oder? Wo soll ich denn nachschauen?«
    »Im Internet«, erwiderte ich, aber er sagte schmunzelnd: »So blöde bin ich nicht, dass ich mich von dir verschaukeln lasse, mein Frollein.«
    »Es stimmt aber«, sagte ich. »Ich kann’s dir beweisen. Ich rufe dort an.«
    Dad setzte sich aufs Sofa und sah zu, wie ich denSchein glatt strich, mein iPhone rausholte und mein Guthaben checkte. Es reichte nur noch für ein ganz kurzes Gespräch. Ich streckte die Hand aus. Dad gab mir sein Handy und sagte breit grinsend: »Kannst es mir ja zurückzahlen, wenn du deine Millionen abgeholt hast.«
    Ich drehte den Lottoschein um. Auf der Rückseite stand die Telefonnummer, die man anrufen sollte, wenn man glaubt, dass man etwas gewonnen hat. Eine Frau meldete sich.
    »Guten Abend. Ich glaube, ich habe den Jackpot geknackt. Die acht Millionen.«
    Dad schüttelte den Kopf.
    »Augenblick, ich verbinde Sie weiter.«
    Ich wartete. Dad wartete.
    »Guten Abend«, meldete sich die nächste weibliche Stimme.
    »Guten Abend. Ich glaube, ich habe gewonnen. Ich habe alle Zahlen richtig.«
    »Wie ist denn Ihr Name, bitte?«
    »Lia. L-I-A. Lia Latimer. L-A-T-I-M-E-R.«
    »Hallo, Lia. Ich bin Ruth. Verraten Sie mir auch Ihre Telefonnummer?«
    Ich gab ihr meine Handynummer.
    »Und jetzt nennen Sie mir bitte die Zahlen, die Sie angekreuzt haben.«
    »Acht, dreizehn, siebzehn, dreiundzwanzig, vierunddreißig, einundvierzig und die Sieben.«
    Um mich zu ärgern, tat Dad so, als wäre er die Frau von der Lottogesellschaft und würde mitschreiben.
    »Sie haben tatsächlich alle Zahlen richtig. Unser Gewinnbetreuer wird sich bei Ihnen melden.«
    »Krass!«, sagte ich. »Krass! Ich hab … Ich hab echt … Sind Sie ganz sicher?«
    Dad grinste mich an und zeigte mir einen Vogel.
    Ruth erzählte mir irgendwas über Kontrolle und Sicherheitsprüfung und fragte nach meiner Anschrift. Mit schwankender Stimme gab ich sie ihr.
    Dad fragte gedämpft: »Na, wer ist da am anderen Ende? Shaz? Jack? Dieser Ralf?«
    Ruth wollte wissen, wo ich den Schein gekauft hatte. Ich nannte ihr den Zeitungsladen in Jacks Straße.
    Dad gähnte und sagte: »Lass gut sein, Lia. Ich geh schlafen.«
    »Augenblick noch«, sagte ich zu Ruth. »Mein Vater glaubt, ich will ihn auf den Arm nehmen. Können Sie kurz mal mit ihm sprechen?«
    »Aber gern.«
    Ich hielt Dad das Handy hin. Dann verfolgte ich, wie er Ruth erst nicht glauben wollte … ihr auf den Kopf zusagte, sie sei Shaz … sich die schlechten Scherze verbat … zuhörte … den Kopf schüttelte … auf den Lottoschein schaute … zu seinem Laptop ging … und schließlich mit erstickter Stimme sagte: »Oh Gott. Das ist ja wirklich kein Scherz.«
    Er gab mir das Handy zurück, ließ sich aufs Sofa fallen und trank einen großen Schluck von Mums Rotwein.
    Ruth sagte, ich solle meinen Namen und meine Anschrift auf die Rückseite des Lottoscheins schreiben. »Sie werden dann angerufen.«
    Dann fing sie wieder mit lauter Sicherheitskram an und mein Herz klopfte die ganze Zeit so laut, dass ichsie kaum verstand. Ich setzte mich neben Dad aufs Sofa. Ich wollte nicht riskieren, noch mal umzukippen. Es war ja kein Raf mehr da, der mich auffangen konnte.
    »Wie geht es weiter?«, unterbrach ich Ruth. »Wann bekomme ich das Geld?«
    Sie erklärte mir, dass mein Schein erst überprüft werden müsste.
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