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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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Eltern erklärte, dass sie Natasha ganz offensichtlich bevorzugten, verdrehten sie die Augen und sagten nur: »Tja, das Leben ist eben ungerecht, Lia. Das kann man sich nicht früh genug klarmachen.« Ein absolut bescheuertes Totschlagargument!
    Mum goss sich Wein nach. Sie war schon ein bisschen rot im Gesicht. Ich machte sie netterweise darauf aufmerksam, dass ihre Wimperntusche zerlaufen war. Daraufhin beschuldigte sie mich (zu recht), ich hätte ihre teure wasserfeste Mascara geklaut. Um abzulenken, stimmte ich schnell eine Wie kannst du deine eigene Tochter des Diebstahls verdächtigen! -Arie an.
    »Und überhaupt braucht ihr nur mein mickriges Taschengeld zu erhöhen, dann kann ich mir mein eigenes Make-up kaufen.«
    »Nicht schon wieder die Tour, Lia. Warum suchst du dir keinen Job? Dad hat dir angeboten, dass du samstags in der Bäckerei aushelfen kannst.«
    Jetzt verdrehte ich die Augen. »Kein Interesse. Wie oft soll ich das noch sagen?«
    Nur weil Dad nichts Besseres eingefallen war, als den Familienbetrieb zu übernehmen, musste ich ja wohl nicht jeden Samstag Plundergebäck verkaufen. Vielleicht würde ich den Laden irgendwann mal übernehmen… wenn ich fünfzig war und schon mit einem Bein im Grab stand. Aber bestimmt nicht jeden Samstag. Da konnte ich mir ja gleich die Kugel geben!
    Mum ließ nicht locker. »Einen besseren Job, um den du dich nicht mal zu bewerben brauchst, findest du nirgendwo. Aber du bist einfach zu faul. Und schrei bitte nicht so. Dein Vater ist krank.«
    »Ach richtig. Der arme alte Dad.« Wir wussten beide, dass Dad keine Grippe hatte. Er war einfach nur zu müde zum Ausgehen. Als Bäcker muss man tödlich früh aufstehen, außerdem konnte er die meisten von Mums Freunden nicht leiden. Verständlich.
    »Aber du denkst natürlich wieder mal nur an dich«, setzte Mum – zack! – aus heiterem Himmel noch eins drauf.
    Ich tat so, als würde ich eine unsichtbare Leierkastenkurbel drehen. Ich hätte bei Das Supertalent auftreten können. Die unglaubliche Lia! Bringt ihre Mutter mit einer harmlosen Pantomime auf die Palme.
    »Du bist schrecklich«, sagte Mum. »Was ist in letzter Zeit bloß mit dir los?«
    Meine Mutter hatte beschlossen, mich zu hassen – das war mit mir los. Aber das sagte ich nicht. Ich wollte mich nicht anhören wie eine Heulsuse. Stattdessen blätterte ich in meiner Zeitschrift und betrachtete die neuesten Promifotos. Manche Stars sahen echt scheiße aus – berühmt waren sie trotzdem.
    Mum gab keine Ruhe: »Ich find’s ganz schön unverschämt von dir, mich anzupumpen, wo du mir erst am Donnerstag einen Zehner aus dem Portemonnaie geklaut hast. Ich bin doch kein Goldesel!«
    Ich gähnte gelangweilt. Schon wieder beschimpfte sie mich als Diebin, dabei hatte ich fest vorgehabt, ihr den blöden Zehner zurückzuzahlen. Mein Labello war leer gewesen. Ich musste mir einen neuen kaufen – sozusagen ein medizinischer Notfall. Kein Grund, so ein Theater zu machen.
    Inzwischen hatte ich begriffen, dass sie kein Geld rausrücken würde, darum ging ich zum Gegenangriff über. Jetzt war es auch schon egal.
    »Wer denkt denn hier nur an sich, Paula? Warum willst du denn unbedingt auf diese Party? Hast du’s auf ’nen reichen Rentner abgesehen?«
    In letzter Zeit nannte ich meine Eltern manchmal Paula und Graham statt Mum und Dad. Das hatte die gewünschte Wirkung. Sie gingen jedes Mal in die Luft. Was aber vielleicht auch damit zu tun hatte, dass sie in Wirklichkeit Sarah und Ben hießen.
    »Nenn mich nicht immer Paula!«, fauchte Mum und dann legte sie richtig los. Sie kriegte sich gar nicht mehr ein – bla, bla, bla, mecker, mecker, mecker. Im Fernsehen kamen gerade die Lottozahlen und ich hörte mit halbem Ohr hin. Ich hatte nämlich mitgespielt. Der Schein war in meiner Schultasche. Aber ich hatte keinen Nerv, ihn rauszukramen. Man gewinnt ja doch nie.
    »Mir reicht’s! Ich lass mich doch von dir nicht verarschen!«, schimpfte Paula.
    »Vierunddreißig!«, verkündete die Ansagerin. Die Kleidergröße, die ich anstrebte. Beziehungsweise die Hausnummer meiner Großmutter, wie ich den Reportern später erzählte.
    »Volltreffer«, sagte ich.
    »Du führst dich auf, als wärst du hier im Fünf-Sterne-Hotel und wir alle wären deine Dienstboten. Und mein Portemonnaie betrachtest du offenbar als deinen persönlichen Geldautomaten!«
    »Siebzehn!« Die Hausnummer meiner Freundin Shazia. Klang gut! Ja! Siebzehn.
    »Und ständig musst du die arme Natasha
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