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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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Jasper gedehnt: »Ich mache mir aus gutem Grund Sorgen«, und Raf schaute wieder weg.
    Natürlich hätte ich gern mehr erfahren. Aber ich fühlte mich Raf gegenüber verpflichtet.
    »Raf kann nichts dafür«, sagte ich. »Ich bin ohnmächtig geworden und er wollte mich heimbringen. Aber jetzt geht’s mir wieder gut. Ich komme auch allein klar.«
    Jasper war auf einmal scheißfreundlich: »Nein, nein! Ich muss mich entschuldigen! Ich habe überreagiert. Wir sehen uns dann nachher zu Hause, Raf.«
    »Kann sein.«
    »Mit Sicherheit!«
    Raf seufzte. »Alles klar«, sagte er mürrisch, zog seine Jacke an und öffnete die Tür. »Komm, Lia.«
    Wir gingen die Hauptstraße runter, an Latimers Backstube vorbei, am Nagelstudio, an der Postfiliale. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Raf! Der Gewinn! Raf! Acht Millionen!
    Raf schien plötzlich aufzufallen, dass ich neben ihm ging. »Traust du dich denn jetzt wieder nach Hause? Oder willst du lieber eine Freundin anrufen? Du bist doch mit dieser Shazia befreundet, oder? Jedenfalls sieht man euch oft zusammen.«
    Raf hatte mich beobachtet! Er wusste, mit wem ich befreundet war! Ich fühlte mich aber nicht gestalkt oder so – schließlich war ich ihm heimlich nach der Schule gefolgt –, ich fand es einfach nur süß.
    Er weiß, mit wem ich befreundet bin! Acht Millionen! Acht Millionen!
    Blöd war nur, dass ich mich nicht auf eine Sache konzentrieren konnte. Neben Raf zu gehen und mich mit ihm zu unterhalten, war genauso überwältigend wie der Millionengewinn. Meine Gedanken flitzten hin und her wie eine Spinne auf Ecstasy.
    »Shazia hat keine Zeit«, sagte ich. »Mach dir meinetwegen keinen Kopf. Ich denk, ich geh einfach nach Hause.«
    »Was ist mit deinem anderen Freund? Mit Jack? Willst du –«
    »Der hat auch keine Zeit.«
    »Wenn deine Mutter hört, dass du im Lotto gewonnen hast, ist sie bestimmt nicht mehr sauer auf dich.Außerdem ist es schon ziemlich spät. Deine Eltern machen sich wahrscheinlich Sorgen.«
    Ich wäre total gern noch länger mit ihm zusammengeblieben, aber meine Rolle war mir peinlich: das hilflose Frauchen, das einen Beschützer braucht.
    Deswegen wiederholte ich: »Ich komme schon allein zurecht.«
    Raf schüttelte den Kopf. »Du bist in Ohnmacht gefallen. Womöglich kippst du noch mal um. Außerdem haben die beiden Typen aus dem Café deinen Lottoschein gesehen und wissen, wo … wo du ihn aufbewahrst. Ich begleite dich auf jeden Fall. Du wohnst in der Windermere Road, stimmt’s?«
    Er wusste sogar, wo ich wohnte! Woher? Das war mir jetzt doch ein bisschen unheimlich. Oder war er mir irgendwann gefolgt? Unwahrscheinlich. Dass ich als Mädchen so etwas tat, war ganz normal, aber ein cooler Typ wie er … Ich schielte unauffällig zu ihm rüber. Er machte ein finsteres Gesicht.
    Immerhin lenkte mich das Nachdenken über Raf von dem ab, was mich gleich zu Hause erwartete. Nur manchmal schoss mir noch ein Acht Millionen! durch den Kopf und ich quietschte leise auf. Raf schwieg hartnäckig. Das machte mich wahnsinnig. Wenn ich schon mal die Gelegenheit hatte, mit ihm zu reden, musste er es mir doch nicht so schwer machen!
    Wir ließen die großen frei stehenden Häuser hinter uns. An unserem Ende der Straße hatte jemand in den Siebzigern lauter niedrige Reihenhäuser auf ein noch unbebautes Grundstück gequetscht. Mir kam es immer vor, als würde sich unser Haus in Gegenwart der eindrucksvollenNachbargebäude ein bisschen schämen. Egal. Bald würde ich mir lauter stylishe Penthousewohnungen in Hampstead oder Primrose Hill anschauen. Lieber in Primrose Hill. Von dort war es näher nach Camden zum Flohmarkt. Oder lieber doch kein Penthouse, sondern eins dieser hübschen bonbonrosa Stadthäuser?
    Ich riss mich zusammen und verdrängte die Bilder von coolen Klamotten, glitzerndem Schmuck und dem lila Samtsofa, das mir bei meinem letzten Flohmarktbesuch so gut gefallen hatte. Wir waren gleich an unserem Haus. Letzte Chance, Raf noch mal zum Reden zu bringen.
    »Ich hoffe, du kriegst jetzt keinen Ärger mit dem Typen vom Café. Ich will nicht, dass du meinetwegen deinen Job verlierst oder so. Der Typ war ziemlich stinkig, oder?«
    »Ist schon in Ordnung. Jasper rastet schnell mal aus. Er ist einfach nur … übermüdet, das ist alles.«
    »Wer ist er denn?«
    »Jasper? Mein Halbbruder. Ihm gehört das Café. Ich muss bei ihm arbeiten.«
    »Wieso?«, fragte ich. »Meinem Vater gehört die Bäckerei, aber ich muss nicht dort arbeiten, wenn ich
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