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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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Dann würde man mich anrufen und einen Termin mit mir vereinbaren. Ein Gewinnbetreuer würde persönlich vorbeikommen und alles Weitere mit mir besprechen. Solange sollte ich die Sache möglichst noch für mich behalten, bald hätte ich ja die Millionen auf dem Konto.
    Die Millionen auf dem Konto – das klang gut. Sehr gut sogar.
    »Auf Wiederhören, Lia«, verabschiedete sie sich und ich erwiderte: »Auf Wiederhören, Ruth«, und dann überlegte ich, was ich jetzt zu Dad sagen sollte. Er hockte vornübergebeugt da, stützte den Kopf in die Hände und wiederholte immer wieder: »Acht Millionen. Mannomann. Acht Millionen!«
    Die Haustür wurde aufgeschlossen und wieder zugeknallt. Natasha plapperte irgendwas über einen blöden Film und Mum regte sich über meine Schuhe auf, die mitten in der Diele standen, damit man drüberfiel. Dad sprang auf und lief aus dem Zimmer.
    »Sarah!«, rief er. »Du glaubst es nicht, Sarah!«
    »Was denn?«, fragte Mum gereizt. »Hat Lia angerufen? Ist sie bei Shazia?«
    »Lia … sie hat … acht Millionen … Wir haben im Lotto gewonnen, Sarah!«
    Wir?

4
    Ein Lottogewinn kann
erstaunliche Auswirkungen auf deine
nächste Umgebung haben.
    Verblüffend, wie so ein paar Millionen die Familienharmonie wiederherstellen.
    Mum stürzte sich auf mich wie eine Hyäne auf eine lahme Antilope und schloss mich in die Arme. Eine Wolke von Chanel ( Coco Mademoiselle ) umwallte mich und ich machte mich steif.
    »Das hast du großartig gemacht, Lia, mein Schatz. Und dann gleich acht Millionen – das hat Stil!« Sie verpasste mir einen feuchten Schmatz auf die Wange. Ich drehte den Kopf weg.
    »Igitt – schlabber mich nicht ab, Paula.«
    Natasha machte Luftsprünge. »Oh mein Gott!«, kreischte sie so schrill, dass mir fast das Trommelfell platzte. »Das ist der Hammer, Lia! Du bist die Größte! Können wir morgen shoppen gehen? Und Gesangsstunden – Lia, kann ich jetzt Gesangsstunden nehmen?«
    Das hätte ich mir denken können. Seit Natasha zehn war, wollte sie Popstar werden. Leider hatten ihr Mum und Dad nicht die Wahrheit gesagt, nämlich dass sie krächzte wie eine kranke Krähe, sondern sie in ihrer Verblendung noch unterstützt. Ich dagegen hatte allesgetan, um Natty auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Aber natürlich kapierte wieder mal keiner, dass ich es nur gut mit meiner kleinen Schwester meinte. Ich war nicht gemein zu ihr, ich wollte ihr nur eine bittere Enttäuschung ersparen. Eigentlich hätte sie mir für meine schonungslose Ehrlichkeit auf ewig dankbar sein müssen.
    Ich setzte dazu an, meiner lieben Familie klarzumachen, dass es mein Geld war. Ich würde mir eine Eigentumswohnung kaufen, von zu Hause ausziehen und (sieben Jahre vor meinem dreiundzwanzigsten Geburtstag) ein selbstständiges, unabhängiges, herrliches Leben führen.
    Doch dann biss ich mir auf die Zunge. Noch nie hatten sich alle so über etwas gefreut, das ich geleistet hatte. Na ja, »geleistet« war vielleicht übertrieben, aber trotzdem. Normalerweise waren sie immer nur sauer und/oder enttäuscht über das, was ich tat.
    Ich dachte an Rafs Prophezeiung und ermahnte mich, Geduld zu haben. Der richtige Zeitpunkt würde schon noch kommen.
    Ich schnappte mir Natasha und drückte sie. »Klar kannst du Gesangsstunden nehmen. Wir suchen dir die beste Lehrerin, die es gibt. Und shoppen gehen wir auch. Ich kauf dir die Schuhe … du weißt schon, die silbernen. Aber jetzt muss ich erst mal telefonieren.«
    Oben in unserem Zimmer legte ich mich aufs Bett. Ich stellte mir meine neue Penthousewohnung vor. Ein riesiges Doppelbett. Eine Tagesdecke aus Satin, dunkellila mit fliederfarbenen Kissen. Oder doch lieber silbern? Ein Flachbildfernseher, ein Computerzimmer,eine richtig coole Musikanlage und ein begehbarer Kleiderschrank. Ich würde die Musik irre laut aufdrehen und niemand würde sich beschweren. Ich konnte im Fernsehen jede Sendung gucken, auf die ich Lust hatte. Freiheit. Selbstbestimmung. Unabhängigkeit.
    Und die Nachteile? Mir fielen keine ein. Wenn ich Gesellschaft brauchte, konnte ich ja meine Freunde zu mir einladen. Vielleicht sogar Raf … Meine Gedanken schweiften ab und ich spürte wieder seine starken Arme, dachte an seine ernsten grauen Augen, seine seltsam korrekte Art … War er etwa doch ein übernatürliches Wesen?
    Aber wo waren meine Freunde jetzt, in diesem Augenblick? Keiner von ihnen war hier, um meinen Hauptgewinn mit mir zu feiern. Unten knallten die Korken. Natasha stieß einen
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