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Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme

Titel: Ein Lottogewinn und 8 Millionen andere Probleme
Autoren: Keren David
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so bescheuert, dass er mich anlächelte. Kurz, aber hinreißend. Seine Mundwinkel hoben sich ein Stückchen und seine Augen blickten auf einmal ganz warm und freundlich.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte er. »Willst du ins Internet? Zwei Pfund die Stunde.«
    »Äh … ja, bitte.« Ich wühlte in meiner Tasche nach Geld. »Arbeitest du hier?«
    »Ja.« Pause. »Meistens abends.«
    Wie heißt es so schön? Erst denken, dann reden. Klappt leider nicht immer. »Echt? Warum das denn?«, platzte ich heraus. Ich musterte ihn. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt, beides ganz schlicht, aber teuer, das sah man.
    Ich hätte nicht gedacht, dass du das nötig hast, schoss es mir durch den Kopf. Aber ich sagte es nicht. Doch er schien meine Gedanken lesen zu können. Die Wärme verschwand aus seinen Augen.
    »Ist halt mein Job«, sagte er eisig und gab mir eineWertmarke. »Da hinten.« Er zeigte auf den Bildschirm in der hintersten Ecke und wandte sich wieder seinem Buch zu, einem dicken, in dunkles Leder gebundenen Wälzer.
    Huch. Wohl schlechte Laune. Egal. Ich hatte Wichtigeres zu tun, als mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Trotzdem drehte ich mich noch einmal nach ihm um. Hinter dem Tresen wirkte er total fehl am Platz. Als wäre nur er scharf gestellt und alles andere verwackelt. Er schien nicht in dieses schmuddelige Café zu gehören und auch nicht in diese Stadt … in unsere Welt? Ob an den übernatürlichen Theorien meiner Mitschülerinnen doch etwas dran war?
    Ich steckte die Marke in den Schlitz und der Computer fuhr hoch. Ich rief die Seite der staatlichen Lottogesellschaft auf – die Seite, die mich reich machen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wie viel ich gewonnen hatte. Zwischen einem Penny und einem Vermögen, mit dem man in ganz Südostasien die Malaria ausrotten konnte, war alles drin. Oder ich hatte überhaupt nichts gewonnen. Das war am wahrscheinlichsten.
    Ich holte den Lottoschein heraus. Pokerface am Nebenplatz guckte komisch, als ich an meinem Busen rumfummelte, aber ich funkelte ihn so böse an, dass er sich gleich wieder wegdrehte. Ich klickte auf »Sechs Richtige mit Zusatzzahl«. Da waren sie. Sieben Zahlen. Meine Hand mit dem Schein zitterte. Dort stand, dass ein einzelner Spieler den Jackpot geknackt hatte. Der Gewinn betrug 8.005.342 Pfund.
    Die Zahlen lauteten:
    8
    13
    17
    23
    34
    41
    Und die Zusatzzahl – 7.
    Mir war auf einmal ganz heiß und ein bisschen übel. Die Zahlen verschwammen vor meinen Augen, als ich sie überprüfte und noch mal überprüfte:

    8 – 13 – 17 – 23 – 34 – 41 – 7
    Oh mein Gott.
    Im nächsten Augenblick lag ich in Rafs Armen.

3
    Überleg dir gut, wie du es deiner
Familie und deinen Freunden sagst.
Denk vorher drüber nach,
was du selbst mit dem Geld machen willst.
    Ich schnappte nach Luft. Ich machte die Augen auf und wieder zu. Ich sog Rafs Geruch nach Kaffee und Seife ein, spürte seine Brust unter dem Hemd … Wir waren wie füreinander geschaffen: meine weichen Rundungen, seine Muskeln und Sehnen … Wir … er … was ging hier eigentlich vor?
    »Was machst du da?«, kreischte ich und riss mich los. »Mein Schein … wo ist mein Schein?«
    »Meinst du den hier?« Pokerface hatte den Schein in seinen Wurstfingern und wedelte mir damit vor der Nase herum. »Gehört der dir?«
    »Ja! Gib her!« Ich schnappte ihm den Schein aus der Hand und stopfte ihn wieder in meinen BH. Ich merkte nicht gleich, dass meine Bluse dabei aufging und alle Anwesenden mir auf die Brüste starrten.
    Raf trat einen Schritt zurück. »Geht’s dir wieder besser?«
    Halleluja! Er schien sich tatsächlich Sorgen um mich zu machen. Warum war ich nicht längst auf die Idee gekommen, im Chemieunterricht umzukippen?
    »Ich glaube, du bist ohnmächtig geworden … jedenfallshast du plötzlich mit dem Kopf auf dem Tisch gelegen. Sonst hätte ich natürlich nicht … Atme am besten ein paarmal tief durch. Wo bleibt das Wasser?«
    Facebook-Checker hielt ihm einen Plastikbecher mit lauwarmem Leitungswasser hin. Raf reichte mir den Becher und ich trank einen Schluck. Dabei fielen mir die Zahlen wieder ein … der Gewinn … acht Millionen! … und ich verschluckte mich. Ich hustete und prustete und das Wasser kam mir zur Nase wieder raus. Ich griff hastig in meine Hosentasche und suchte ein Taschentuch.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Raf. Er klang immer noch besorgt. Seine wunderschönen Augen blickten mitfühlend – und nur ein ganz bisschen angewidert.
    Ich umklammerte seine Hand.
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