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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos
Autoren: Jules Verne
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sechstausend Mark. Wie freute sich da Sylvius Hog, als Joël ihm zuflüsterte, daß diese Nummmer der reizenden Sigrid in Bamble gehörte.
    Da entstand aber eine ganz allgemeine, durch Gemurmel sich fortpflanzende Bewegung unter den Anwesenden, als die siebenundneunzigste Nummer gezogen wurde – zu der ein Gewinn von siebentausend Mark gehörte – und man eine kurze Zeit glauben konnte, daß Sandgoïst vom Schicksale, wenigstens bezüglich dieses Gewinnes, begünstigt werden könnte.
    Die Nummer, welche jene Summe gewann, war nämlich 9627; es fehlten also nur fünfundvierzig Einer an der, welche Ole Kamp gehört hatte.
    Die beiden folgenden Ziehungen ergaben die sehr weit von einander entfernt liegenden Nummern 775 und 76287.
    Die zweite Serie war beendigt; jetzt war nur noch eine Nummer für den größten Gewinn von hunderttausend Mark zu bestimmen.
    Die Erregung der Zuschauer stieg damit so hoch, daß es schwer werden möchte, dieselbe bezüglich ihrer Intensität genauer zu kennzeichnen.
    Zunächst entstand ein langes Murmeln, das sich von dem großen Saale aus nach den Höfen und bis auf die Straße fortpflanzte. Es vergingen gewiß einige Minuten, ehe sich dasselbe legte. Allmählich trat jedoch ein gewisses Decrescendo ein, dem ein tiefes Stillschweigen folgte, so daß man die ganze Zuschauermenge hätte für scheintodt halten können. Unter dieser Ruhe verbarg sich wirklich eine Art Erstarrung, welche man empfindet, wenn man einen Verurtheilten auf dem Richtplatz erscheinen sieht. Diesmal freilich war der noch unbekannte leidende Theil nur verurtheilt, hunderttausend Mark zu gewinnen, aber nicht den Kopf zu verlieren, wenn das nicht etwa aus Freude geschah.
    Die Arme gekreuzt, blickte Joël ziellos vor sich hin – er war vielleicht von der ganzen Menge am wenigsten erregt. Hulda, die ganz in sich zusammengesunken dasaß, dachte nur an ihren armen Ole und sachte ihn instinctiv mit den Augen, als müsse er jetzt im letzten Moment auftauchen.
    Was Sylvius Hog betrifft… doch nein, wir müssen darauf verzichten, den Gemüthszustand Sylvius Hog’s zu schildern.
    »Ziehung des Gewinnes von hunderttausend Mark!«rief der Vorsitzende
    Welche Stimme! Sie schien aus dem Inneren dieses feierlich-ernsten Mannes hervorzutönen. Es mochte das auch mit daher kommen, daß er selbst mehrere Loose besaß, von denen noch keines gezogen war und deren eines doch ebenso gut jetzt das große Loos gewinnen konnte.
    Das erste kleine Mädchen zog eine Ziffer aus der Urne zur Linken und zeigte sie den Zuschauern.
    »Null!« rief der Vorsitzende.
    Diese Null brachte keine besondere Wirkung hervor; es machte fast den Eindruck, als ob man ihr Erscheinen erwartet hätte.
    »Null!« wiederholte der Vorsitzende, als er die von dem zweiten kleinen Mädchen gezogene Ziffer anmeldete.
    Zwei Nullen! Man begreift, daß hiermit die Gewinnchancen beträchtlich für alle Nummern zwischen eins und neuntausendneunhundertneunundneunzig zunahmen. Ole Kamp’s Loos trug aber, wie wir wissen, die Nummer neuntausendsechshundertzweiundsiebzig.
    Sonderbar – Sylvius Hog begann auf seinem Stuhle unruhig zu werden, als ob er auf einem schlingernden Schiffe säße.
    »Neun!« rief der Präsident, als er die von dem dritten kleinen Mädchen aus ihrer Urne gezogene Ziffer verkündigte.
    »Neun!«… das war die erste Ziffer von Ole Kamp’s Loose.
    »Sechs!« fuhr der Vorsitzende fort.
    Und richtig, das vierte Mägdlein zeigte eine Sechs allen Blicken, vor denen sie sich, da sie gleich geladenen Pistolen auf sie gerichtet waren, fast zu fürchten schien.
    Die Gewinnmöglichkeit betrug jetzt eins zu hundert für alle Nummern zwischen eins und neunundneunzig.
    Sollte das Loos Ole Kamp’s wirklich dem schändlichen Sandgoïst die Summe von hunderttausend Mark in die Tasche zaubern? Wahrlich, man hätte an der Vorsehung zweifeln lernen können.
    Das fünfte kleine Mädchen tauchte die Hand in die Urne und entnahm derselben die fünfte Ziffer.
    »Sieben!« sagte der Vorsitzende, doch mit so erstickter Stimme, daß man ihn kaum in den vordersten Reihen verstehen konnte.
    Wenn man aber nichts hörte, so sah man doch, worauf es ankam, denn die fünf kleinen Mädchen zeigten eben den Zuschauern die folgenden Ziffern:
     
    00967.
     
    Die gewinnende Nummer mußte also unbedingt zwischen 9670 und 9679 liegen.
    Die Spannung hatte ihren höchsten Punkt erreicht.
    Sylvius Hog stand aufrecht da und hatte Hulda Hansen’s Hand ergriffen. Alle Blicke richteten sich auf das
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