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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos
Autoren: Jules Verne
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Allgemeinheit befleißigt hatte.
    Daß der Aviso »Telegraf« nun weder ein Wrackstück, noch einen Ueberlebenden vom »Viken« gefunden, bedarf jetzt kaum einer Erklärung.
    Während eines sehr heftigen Sturmes hatte nämlich der »Viken«, als er sich etwa zweihundert Seemeilen südlich von Island befand, nach Nordwesten zu flüchten müssen. In der durch plötzliche starke Windstöße ausgezeichneten Nacht war er gegen einen der ungeheuren Eisberge gestoßen, die von den Grönländischen Meeren aus vorübertreiben. Die Collision war furchtbar – so stark, daß der »Viken« schon fünf Minuten nachher in die Tiefe versank.
    Eben damals hatte Ole jene Zeilen abgefaßt, auf das Lotterie-Loos ein letztes Lebewohl an seine Verlobte geschrieben und es dann, nachdem er es in einer Flasche verschlossen, in’s Meer geworfen.
    Der größte Theil der Besatzung des »Viken«, darunter auch der Capitän, war bei jenem Zusammenstoß umgekommen. Ole Kamp und vier seiner Kameraden hatten noch auf ein Bruchstück des Eisberges springen können, als der »Viken« eben versank. Ihr elender Tod wäre dadurch freilich nur verzögert worden, wenn der entsetzliche Sturmwind das Eis nicht nach Nordwesten zu getrieben hätte.
     

    Als sie am Arme ihres Gatten die kleine Kapelle verließ… (S. 178.)
     
    Zwei Tage später konnten die erschöpften, schon vor Hunger halbtodten Ueberlebenden aus dem Schiffbruch sich an die Küste Grönlands retten – an jene verlassene Küste, wo sie nun der Gnade des Himmels anheimgegeben waren.
    Ohne eine nach wenig Tagen eintreffende Hilfe wären sie auch hier noch elend umgekommen, da es ihnen ja viel zu sehr an Kräften fehlte, um die Fischereien oder die dänischen Niederlassungen an der Bassins-Bai am jenseitigen Ufer zu erreichen.
    Da kam zufällig die durch den Sturm ebenfalls aus ihrem Course verschlagene Brigg »Genius« in Sicht. Die Schiffbrüchigen gaben sich durch Zeichen zu erkennen, wurden aufgenommen und waren damit gerettet.
    Bei der verhältnißmäßig kurzen Ueberfahrt von Grönland nach Norwegen erlitt der »Genius« jedoch durch widrige Winde noch namhafte Verzögerungen.
    Das erklärt, warum er in Christiansand erst am 12. Juli und erst am Morgen des 15. Juli in Christiania eintraf.
    An eben diesem Morgen war aber Sylvius Hog auf das genannte Schiff gegangen, wo er Ole noch sehr schwach antraf und er ihm Alles, was sich seit Eintreffen seines letzten, aus Saint-Pierre-Miquelon abgesandten Briefes ereignet, mittheilte. Darauf hatte er ihn nach seiner Wohnung mitgenommen, nicht ohne die Mannschaft des »Genius« um vorläufiges Stillschweigen zu bitten. Das Uebrige ist dem freundlichen Leser bekannt.
     

    Der Professor eröffnete den Ball. (S. 179.)
     
    Darauf wurde verabredet, daß Ole, wenn er sich dazu kräftig genug fühlte, der Ziehung der Lotterie beiwohnen sollte.
    Nun, an Kräften konnte es ihm ja nicht fehlen, da Hulda ebenfalls dort anwesend sein sollte. Doch hatte jene Ziehung denn noch ein Interesse für ihn? Ja, gewiß, das größte Interesse, für ihn, wie für seine Braut.
    Sylvius Hog war es nämlich gelungen, das Loos aus der Hand Sandgoïst’s noch wieder zu erhalten, indem er es für denselben Preis erkaufte, den der Wucherer aus Drammen der Frau Hansen dafür gezahlt hatte, und Sandgoïst war sogar herzlich froh gewesen, sich desselben noch zu entledigen, als ihm jetzt Keiner mehr ein Aufgeld bieten wollte.
    »Mein wackerer Ole, hatte Sylvius Hog bei der Rückgabe des Looses geäußert, ich wollte damit Hulda keineswegs eine an und für sich höchst unwahrscheinliche Aussicht auf einen Gewinn wiedergeben, sondern nur das letzte Lebewohl, das Ihr im Augenblicke des drohenden Todes an sie gerichtet hattet.«
    Man muß wohl zugeben, daß den Professor Sylvius Hog eine gute Eingebung leitete, eine bessere als den schurkischen Sandgoïst, der sich fast den Kopf an der Wand eingerannt hätte, als er den Ausgang der Ziehung erfuhr.
    Jetzt waren auf einmal hunderttausend Mark in dem Hause in Dal! Ja, hunderttausend Mark ganz und voll, da Sylvius Hog nimmermehr das zurückerstattet genommen hätte, was er für den Rückkauf des Looses Ole Kamp’s erlegt hatte.
    Er betrachtete das als eine kleine Mitgift, die er am Tage ihrer Hochzeit seiner kleinen Hulda abzutreten sich höchst glücklich schätzte.
    Vielleicht findet man es etwas wunderbar, daß gerade diese Nummer 9672, welche die allgemeine Aufmerksamkeit so lebhaft erregt hatte, mit dem großen Loose
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