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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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Hälse, darunter Calandra, Lord Dunborough und die Norton-Geschwister. Allesamt wirkten verschlafen und verwirrt, als habe man sie gewaltsam aus ihren Betten gerissen.
    Constance hatte keine Ahnung, welchen Sinn diese teils gespenstische, teils lächerliche Szenerie hatte. Aber die Mischung aus Zorn und Berechnung im Gesichtsausdruck des Earls, der sie mit kalten Blicken maß, nährten in ihr den Verdacht, dass er etwas Böses im Schilde führte.
    „Nun, Miss Woodley!“, rief er mit donnernder Stimme. „Das ist also Ihr Dank für unsere Gastfreundschaft, wie?“
    „Vater, was geht hier vor?“, fragte Dominic grimmig und sprang die letzten Stufen der Treppe herunter. „Constance? Wieso sind Sie in Begleitung der Rutherfords?“ Er registrierte Reisekostüm, Hut und Handschuhe. „Wo sind Sie gewesen?“
    Constance straffte die Schultern und fühlte, wie die Angst sich wieder in ihr ausbreitete. Das Ganze erschien ihr wie eine groteske Theatervorstellung. Es widerstrebte ihr zutiefst, sich wie vor einem Gericht verteidigen zu müssen.
    Ihr Zaudern nützte nichts. Lord Selbrooke plusterte sich zu noch größerer Würde und Bedeutung auf und erhob wortgewaltig seine Anklage. „Mein Sohn, ich kann dir erklären, was hier vorgeht. Zu meinem großen Bedauern musste ich heute nach dem Erwachen feststellen, dass man uns bestohlen hat!“
    Die Zuschauer auf der Treppe gaben erstickte Schreckenslaute von sich, bevor sie wie gelähmt verstummten. Constance starrte den Earl verständnislos an. Was immer sie befürchtet hatte, so etwas hätte sie nicht erwartet. Die unheimliche Stille in der Halle wurde durch das Erscheinen eines Dieners unterbrochen, der einen Koffer vor Lord Selbrooke auf die Marmorfliesen stellte. Constance bemerkte halb betäubt, dass es sich um ihren Koffer handelte.
    „Lady Selbrookes Rubinhalsband ist verschwunden“, verkündete der Earl mit Grabesstimme, ohne seinen verächtlichen Blick von Constance zu wenden. „Was haben Sie zu diesem Vorfall zu sagen, Miss Woodley?“
    Constance war sprachlos.
    „Vater, bist du wahnsinnig?“, rief Francesca von der Treppe her und eilte die Stufen herunter. „Willst du etwa Constance verdächtigen, den Schmuck gestohlen zu haben?“
    „Ja, denn ich bin mir sicher, dass sie es war“, entgegnete der Earl im Brustton der Überzeugung. „Warum sonst sollte sie sich bei Nacht und Nebel aus dem Haus schleichen? Findest du es nicht seltsam, dass Miss Woodley am gleichen Morgen verschwindet wie die Kette?“
    Auf der Treppe wurde gedämpftes Murmeln laut.
    Wut kochte in Constance hoch, sie richtete sich kerzengerade auf und sprach mit klarer Stimme. „Mylord, ich habe nichts aus diesem Haus genommen, was mir nicht gehört.“
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Dominics Blick zwischen ihr und seinem Vater hin und her wanderte. Ein stechender Schmerz fuhr ihr ins Herz. Verdächtigte er sie etwa auch?
    „Was Sie nicht sagen …“ Der Earl nickte dem Diener zu, der sich bückte und den Koffer öffnete.
    Auf Constances sorgsam gefalteten Kleidern befand sich ein rechteckiges Etui. Nach einem fragenden Blick zu seinem Herrn, den der Earl mit einem hoheitsvollen Nicken bestätigte, reichte der Diener ihm das Etui. Der Earl öffnete es beinahe feierlich. Zum Vorschein kam ein gefaltetes schwarzes Samttuch, das Constance irgendwie bekannt vorkam.
    Und plötzlich wurde ihr schwindelig.
    Mit theatralischer Geste legte der Earl das Samttuch in seine flache Hand, schlug es auf und präsentierte den Zuschauern ein mit Diamanten und Rubinen besetztes Collier.
    „Und welche Erklärung haben Sie hierfür, Miss Woodley?“ Seine schneidende Stimme hallte gespenstisch durch den hohen Raum.
    Um Constance begann sich alles zu drehen, zugleich schoss ihr die Gewissheit durch den Sinn, dass der Earl diese niederträchtige Hinterlist geplant hatte, um sie endgültig zu Fall zu bringen. Ihr maßloser Zorn verlieh ihr Kraft und Mut und schärfte ihren Verstand kristallklar.
    Sie stand mit geballten Fäusten vor ihm und funkelte ihn erbost an. „Mylord! Das haben Sie sich fein ausgedacht!“. Sie lachte trocken. „Nachdem ich mich weigerte, diese Kette als Bestechung anzunehmen, sorgten Sie dafür, dass man den Schmuck in meinen Koffer schmuggelte.“ Sie schaute zu den Rutherfords, und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Und Sie, meine Damen, haben Lord Selbrooke von meinem Plan, heimlich abzureisen, schleunigst unterrichtet, habe ich recht?“
    Kein Wunder, dass
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