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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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Willen meiner Eltern beugen und eine andere Frau heiraten.“
    Er schwieg einen Moment. Die Augen aller waren auf ihn gerichtet. Constance wurde warm ums Herz, Tränen brannten ihr in den Augen. Nichts anderes zählte, dachte sie unendlich gerührt, nichts war wichtig, solange Dominic nicht an ihr zweifelte.
    „Wie dem auch sei“, fuhr Dominic fort, „obgleich Sie Miss Woodley nur flüchtig kennen, kann ich mir nicht denken, dass jemand mit einem Funken Verstand – besser gesagt, jemand, dessen Verstand nicht durch Habgier getrübt ist – auf die Idee käme, die Braut des künftigen Earl of Selbrooke wäre so dumm, eine schäbige Kette zu stehlen. Schließlich wird sie demnächst nicht nur über dieses Stück, sondern über den gesamten Schmuck unserer Familie verfügen.“
    Seinen Worten folgte eine atemlose Stille. Schließlich wagte der Earl es, einen Einwand zu äußern: „Immerhin würde ihr die Halskette beim Verkauf sofortigen Gewinn bringen.“
    „Dann hätte sie dein gestriges Angebot nur annehmen müssen“, hielt Dominic ihm mit eisiger Ruhe entgegen. „Falls sie tatsächlich auf die absurde Idee verfallen sein sollte, eine Halskette zu stehlen, die du ihr wenige Stunden zuvor schenken wolltest, wenn sie mich nicht heiratet, erscheint es mir außerdem höchst merkwürdig, dass sie das Diebesgut in ihren Koffer legt, für jeden sofort sichtbar, der den Deckel aufklappt. Und dieser Koffer hat nicht einmal ein Schloss. Unerklärlich töricht für eine Frau, die es schaffte, den Tresor zu knacken, sich allerdings seltsamerweise nicht am restlichen Familienschmuck vergriff. Und da wir schon bei diesen interessanten Überlegungen sind, sollten wir auch nicht außer Acht lassen, dass du im Morgengrauen feststellst, dass ein Schmuckstück fehlt und einen unbeirrbaren Verdacht hast, wo es zu finden ist. Du hast es nicht einmal für nötig befunden, ihr restliches Gepäck oder ihre Handtasche zu durchsuchen.“
    Dominic wandte sich an Constance. „Hat mein Vater Ihnen dieses Schmuckstück als Belohnung angeboten, wenn Sie mich nicht heiraten?“
    „Ja.“
    Sein Blick flog wieder zum Earl. „Wie schnöde, Vater, dass du dir nicht zu schade bist, diesen Tand als Bestechung anzubieten.“
    Er ließ die Halskette, die er mit zwei spitzen Fingern am ausgestreckten Arm hielt, fallen. Sie landete auf den Marmorfliesen, und Dominic hob den Fuß und zertrat sie mit seinem Stiefelabsatz. Den Zuschauern auf der Treppe entfuhren schrille Schreckensschreie.
    „Billiges Imitat“, erklärte Dominic ungerührt beim Anblick der zertretenen Glassplitter.
    Das Stimmengewirr der völlig verdutzten Anwesenden erfüllte die Halle, aller Augen waren auf den Earl gerichtet, der, aschfahl im Gesicht, den Mund auf- und zuklappte wie ein auf dem Trockenen gelandeter Fisch.
    „Nun dürfte jedem der Anwesenden klar sein, was geschehen ist“, fuhr Dominic seelenruhig fort. „Ich halte es allerdings für angebracht, Vater, dass du unseren Gästen erklärst, was du mit Miss Woodley im Sinn hattest, um zu gewährleisten, dass kein dunkler Fleck auf ihrem unbescholtenen Namen zurückbleibt.“
    Der Earl biss die Zähne aufeinander. Constance glaubte nicht, dass er seinem Sohn den Gefallen tun würde, sich zu einer Entschuldigung herabzulassen.
    Dominic zog eine Braue hoch und fuhr gnadenlos fort: „Oder willst du, dass ich unsere Gäste mit weiteren Anekdoten aus unserer Familienchronik erfreue?“
    Die Nasenflügel des alten Herrn begannen zu beben. Rote Flecken brannten auf seinen Wangen, seine Augen funkelten hasserfüllt. Schließlich machte er einen Schritt auf seine Gäste zu und räusperte sich. „Ich gebe zu, es war falsch von mir, Miss Woodley des Diebstahls zu bezichtigen.“ Er schluckte und bedachte Constance mit einem giftigen Blick. „Sie hat das Halsband nicht gestohlen. Der Lakai, der das Gepäck heruntertrug, deponierte es auf meine Anweisung in ihrem Koffer.“
    Lady Rutherfords Diener, schoss es Constance durch den Sinn, und sie sah entsetzt zu der älteren Dame. Muriels Mutter starrte den Earl fassungslos mit hochrotem Gesicht an.
    „Selbrooke, Sie sind ein Narr!“, fauchte sie und wandte sich brüsk ab. „Komm, Muriel, wir gehen!“
    Erhobenen Hauptes verließ sie das Haus, gefolgt von ihrer Tochter. Auch Lord und Lady Selbrooke traten eilig den Rückzug an. Niemand wagte es, das betretene Schweigen zu brechen, das zwischen den Anwesenden herrschte, bis Francesca endlich das Wort ergriff.
    „Ich finde“,
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