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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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jede langweilige Konversation mit einer scharfzüngigen und treffenden Bemerkung zu würzen, ohne je wirklich verletzend zu sein. Zudem war er ein fabelhafter Tänzer, und sein Lob über den Erfolg einer Veranstaltung vermochte das Ansehen einer Gastgeberin durchaus zu heben.
    „O Gott! Was für ein Gedränge!“, stellte Sir Lucien soeben fest und hob das Lorgnon vor sein Gesicht, um die Gäste unten im Saal genauer in Augenschein nehmen zu können.
    „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, die gute Lady Welcombe wählt die Zahl ihrer Gäste nach den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten“,pflichtete Francesca ihm bei, schlug ihren seidenen Fächer auf und bewegte ihn träge. „Gott, wie ich es hasse, mich ins Gedränge zu werfen und mir auf die Zehen treten zu lassen.“
    „Ist das nicht der eigentliche Sinn solcher Anlässe?“, ertönte hinter ihr eine tiefe Stimme.
    Francesca erkannte die Stimme sofort. „Rochford“, sagte sie lächelnd mit einer halben Drehung über die Schulter. „Welche Überraschung, Sie hier anzutreffen.“
    Der Neuankömmling begrüßte Francesca und Lucien mit einer leichten Verneigung. „Tatsächlich?“, meinte er schmunzelnd. „Ich könnte mir denken, Sie rechnen damit, alle Welt hier anzutreffen.“
    Er zog die Mundwinkel in seiner gewohnten Art nahezu unmerklich hoch, was als Andeutung eines Lächelns gelten konnte. Sein Name war Sinclair, fünfter Duke of Rochford, und wenn Luciens Anwesenheit die Gästeliste schmückte, so stellte Rochfords Erscheinen die glanzvolle Krönung einer Abendgesellschaft dar.
    Der große, schlanke und breitschultrige Duke trug einen makellos geschnittenen schwarzen Abendanzug. In den kunstvoll drapierten Falten seiner schneeweißen Seidenkrawatte funkelte diskret ein Rubin, zwei weitere an seinen goldenen Manschettenknöpfen. Seine männlich aristokratische Ausstrahlung übte einen unwiderstehlichen Bann auf seine Umgebung aus. Und wenn es Personen gab, die behaupteten, sie würden von seinem geheimnisvoll düsteren Aussehen unberührt bleiben, so machten sie sich und anderen etwas vor. Alles an Rochford, von seinen geschliffenen Manieren bis zur Qualität seiner Garderobe, war von lässiger Eleganz ohne die geringste Spur von Großtuerei. Die Herren der Schöpfung bewunderten ihn wegen seiner exzellenten Reitkünste und seiner tödlichen Treffsicherheit als Schütze. Die Damen machten ihm schöne Augen wegen seiner markant geschnittenen Gesichtszüge, seiner hohen Wangenknochen und seiner dicht bewimperten, glutvoll schwarzen Zigeuneraugen. Im Übrigen war er unermesslich reich, mit Ende dreißig immer noch ungebunden und versetzte die unverheiratete Damenwelt in schwärmerische Verzückung.
    Francesca konnte sich ein Lächeln bei seiner Bemerkung nicht versagen. „Vermutlich haben Sie recht.“
    „Sie sind wie immer ein Traum, Lady Haughston“, erklärte Rochford.
    „Ein Traum?“ Francesca hob eine fein geschwungene Braue. „Sie äußern sich nicht über die Art des Traumes, wie ich feststelle. Dieser Satz könnte mit allen möglichen Attributen enden.“
    Mit einer angedeuteten Verneigung erwiderte er: „Niemand mit Augen im Kopf könnte daran zweifeln, dass ich etwas anderes als einen wunderschönen Wunschtraum meinen könnte.“
    „Gut pariert“, entgegnete Francesca.
    Sir Lucien raunte ihr zu: „Vorsicht! Schauen Sie nicht hin. Lady Cuttersleigh ist im Anmarsch.“
    Doch seine Warnung kam zu spät. Eine schrille, durchdringende Frauenstimme durchschnitt die Luft. „Euer Gnaden! Welches Entzücken, Sie zu sehen.“
    Eine hochgewachsene, spindeldürre Frau eilte herbei, ihren untersetzten, beleibten Ehemann im Schlepptau. Als Tochter eines Earls hatte Lady Cuttersleigh den Fehler begangen, einen Baron zu heiraten, und ließ sich seither keine Gelegenheit entgehen, ihn und den Rest der Welt darauf aufmerksam zu machen, dass sie unter ihrem Stand geheiratet hatte. Sie betrachtete es als ihre Pflicht, ihre schnatternde Töchterschar mit einem Mann zu verehelichen, der es wert war, sich mit ihrer eigenen erhabenen Blutlinie zu mischen. In Anbetracht der Tatsache, dass ihre Töchter ihr nicht nur in Aussehen und Figur sehr ähnelten, sondern auch in ihrer Anmaßung und ihrem Dünkel, sah die Dame sich allerdings einer äußerst schwierigen Aufgabe gegenüber. Und sie gehörte zu den wenigen hartnäckigen Müttern, die es immer noch nicht aufgegeben hatten, den Duke of Rochford für eine ihrer Töchter zu gewinnen.
    Rochfords
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