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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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Gesicht verzog sich für einen Moment gepeinigt, ehe er sich umwandte und das herannahende ungleiche Paar mit einer untadeligen Verneigung begrüßte. „Mylady. Cuttersleigh.“
    „Lady Haughston“, begrüßte Lady Cuttersleigh Francesca und nickte Sir Lucien, dessen Titel weit hinter ihren Ansprüchen zurückblieb, knapp zu, ehe sie sich lächelnd an Rochford wandte. „Herrliches Fest, nicht wahr? Der Ball der Saison, möchte ich schwören.“
    Rochford bedachte sie mit einem fragenden Lächeln und schwieg.
    „Es wäre interessant festzustellen, wie viele ‚Bälle der Saison‘ es dieses Jahr geben wird“, bemerkte Sir Lucien trocken.
    Lady Cuttersleigh musterte ihn mit einem feindseligen Blick. „Nun, es kann doch nur ein Fest geben, das sich mit dieser Auszeichnung schmücken darf“, erklärte sie tadelnd.
    „Oh, ich denke, es verdient mindestens drei weitere Auszeichnungen“, meldete Francesca sich zu Wort. „Der Ball der Saison mit dem dichtesten Gedränge, diesen Preis dürfte dieses Fest auch gewinnen. Dann bliebe noch der Ball der Saison mit der üppigsten Dekoration.“
    „Und nicht zu vergessen den Ball der Saison mit den vornehmsten Gästen“, ergänzte Sir Lucien.
    „Tja, wie dem auch sei, meine Amanda wird es gewiss bedauern, diesen Ball verpasst zu haben“, sagte Lady Cuttersleigh.
    Francesca und Lucien tauschten vielsagende Blicke. Francesca öffnete ihren Fächer, um ihr Lächeln dahinter zu verbergen. Wovon auch immer eine Konversation handelte, Lady Cuttersleigh versäumte es niemals, ihre Töchter ins Gespräch zu bringen.
    Nun erging sie sich in der genauen Schilderung einer fiebrigen Erkältung, die zwei ihrer Töchter ans Bett fesselte, sowie der rührenden Bereitschaft von Amanda, der ältesten, am Krankenbett ihrer Schwestern zu wachen. Francesca fragte sich unwillkürlich, was der Umstand, die Krankenpflege der Kinder ihrer Tochter zu überlassen, über die Muttergefühle der Dame aussagte.
    Lady Cuttersleigh plapperte, scheinbar ohne Atem zu holen, endlos über Amandas hingebungsvolle Opferbereitschaft und wurde es nicht müde, all ihre sonstigen Vorzüge zu betonen, bis Rochford ihr schließlich das Wort abschnitt. „Mylady, Ihre älteste Tochter scheint eine Heilige zu sein, für die nur ein tugendhafter Mann als Gemahl infrage kommt. Was halten Sie von Reverend Hubert Paulty? Ein hochanständiger, ehrenwerter Mann, wie ich finde. Er wäre eine ausgezeichnete Wahl, einen besseren finden Sie kaum.“
    Lady Cuttersleighs Wortschwall versiegte jäh. Sie sah den Duke verdutzt an, blinzelte heftig und versuchte, sich von dem Schlag zu erholen, den er ihr mit diesem Rat versetzt hatte. Rochford nutzte die günstige Gelegenheit. „Lady Haughston, wollten Sie mich nicht Ihrem geschätzten Cousin vorstellen?“, fügte er ohne Überleitung hinzu und bot Francesca seinen Arm.
    Francesca warf ihm einen verschmitzten Blick zu und antwortete höflich. „Natürlich. Wenn Sie uns bitte entschuldigen, Mylady. Mylord. Sir Lucien.“
    Sir Lucien raunte ihr ins Ohr. „Verräterin.“
    Während Francesca sich an Rochfords Seite entfernte, vermochte sie sich eines schadenfrohen Kicherns nicht zu enthalten. „Mein geschätzter Cousin?“, wiederholte sie. „Bitte, welchen meinten Sie? Den, der Portwein zu sehr schätzt? Oder den, der nach einem Duell auf den Kontinent geflohen ist?“
    Ein Lächeln erhellte die dunkel verwegenen Gesichtszüge des Dukes. „Ich meinte, meine Schöne, jeden beliebigen Nichtsnutz, der mich aus den Krallen von Lady Cuttersleigh befreit.“
    Francesca schüttelte den Kopf. „Schreckliche Person. Die aufdringliche Art, mit der sie versucht, ihre Töchter unter die Haube zu bringen, wird deren Schicksal besiegeln, als alte Jungfern zu enden, fürchte ich. Nicht nur, dass sie die Mädchen anpreist wie eine Marktfrau ihre Kohlköpfe, ihre Ansprüche übersteigen auch noch bei Weitem die Chancen der bedauernswerten Geschöpfe.“
    „Wie man hört, sollen Sie auf diesem Gebiet eine wahre Expertin sein“, sagte Rochford mit leiser Ironie.
    Francesca schaute ihn an. „Tatsächlich?“
    „O ja. Offenbar wenden Eltern sich gern mit der Bitte um gute Ratschläge an Sie, bevor sie ihre Töchter auf den Heiratsmarkt schicken. Dabei könnte man sich fragen, wieso Sie sich nicht ein zweites Mal in eigener Sache auf die Suche begeben.“
    Francesca nahm ihre Hand von seiner Armbeuge und ließ den Blick wieder über die Gästeschar unten im Ballsaal schweifen. „Ich
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