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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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darauf?“, fragte er.
    „Ich vertraue Ihnen.“
    „Tatsächlich?“ Er sah sie einen Augenblick sinnend an.
    „Aber ja. Auch wenn Sie gelegentlich abscheulich sein können, Ihre Schulden haben Sie stets beglichen.“
    „Mmm. Manche brauchen länger als andere, um ihre Schulden zu begleichen, fürchte ich.“
    „Sie ergehen sich in geheimnisvollen Andeutungen“, sagte Francesca.
    „Obwohl ich meine Schulden bezahle, meine Liebe“, entgegnete er achselzuckend, „verliere ich nicht gerne.“
    Rochford verneigte sich höflich und entfernte sich. Francesca blickte ihm nachdenklich nach, bis er in der Menge untergetaucht war. Es juckte sie in den Fingern, das Etui zu öffnen, aber sie wollte sich keine Blöße geben und fasste sich in Geduld, bis sie sich auf ihr Zimmer zurückziehen konnte.
    Zum Glück hatten Dominic und Constance es ziemlich eilig, begaben sich kurz nach dem Festmahl nach oben, wechselten die Kleider und verließen das Haus. Francesca wurde von leiser Wehmut beschlichen, als das Paar die Kutsche bestieg.
    Durch das Wagenfenster beobachtete sie, wie Dominic sich zu Constance beugte und sie küsste. Einen Moment lang wurde das Paar von der sinkenden Sonne beleuchtet und ihre Gesichter in goldenes Licht getaucht.
    Francesca biss sich auf die Lippen, um ihre Tränen zurückzuhalten.
    Sie winkte der Kutsche hinterher, bis sie hinter einer Biegung der Auffahrt verschwunden war. Dann machte sie kehrt, bahnte sich einen Weg durch die Gästeschar und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Die Hochzeitsfeier würde noch bis tief in die Nacht andauern, aber sie hatte ihre Pflicht getan und wollte allein sein.
    Als Francesca ihr Zimmer betrat, wurde sie von Maisie empfangen, die sich ihr lächelnd näherte. „Wollen Sie etwa schon zu Bett gehen, Mylady?“
    „Ja, ich bin ein wenig müde, Maisie.“
    „Kein Wunder, nach all den Vorbereitungen. Soll ich Ihr Haar bürsten?“
    Francesca nickte, und Maisie entfernte die Haarnadeln aus Francescas Frisur und legte sie in eine Kristallschale. Bald ergoss sich die blonde Fülle über Francescas Schultern, und Maisie fuhr mit der silbernen Bürste in langen Strichen durch das schimmernde Haar.
    Erst jetzt holte Francesca die Schmuckschatulle aus ihrer Abendtasche und stellte sie auf den Frisiertisch. Nach einer Weile klappte sie den Deckel auf und hielt für einen Moment den Atem an beim Anblick des wunderschönen Schmuckstücks.
    Auf schwarzem Samt lag ein breites goldenes Armband, das mit unzähligen Diamanten und Saphiren besetzt war.
    „Oh, Mylady“, hauchte Maisie andächtig. „Das ist wunderschön.“
    „Ja, das ist es“, meinte Francesca zerstreut. Unter dem Armband lag Rochfords Karte, sie konnte seine schwungvoll kühne Handschrift erkennen.
    Sie nahm das Armband heraus und legte es über ihren Handrücken. Der feine Schliff der Diamanten reflektierte das Licht in tausendfachem Glitzern. Die Saphire funkelten in einem geheimnisvollen dunkelblauen Licht. Ein selten schönes und kostbares Stück. Nichts anderes hatte sie von Rochford erwartet.
    „Soll ich es morgen zum Juwelier bringen und schätzen lassen?“, fragte Maisie. Das war die übliche Prozedur, wenn Francesca von dankbaren Brauteltern dafür belohnt wurde, ihrer Tochter den Weg zum Altar geebnet zu haben.
    „Nein“, antwortete Francesca nach einer Weile. „Ich denke, diesmal werde ich den Schmuck behalten.“
    Maisie blickte ihre Herrin einigermaßen verdutzt an, was Francesca allerdings nicht bemerkte, so vertieft war sie in den Anblick des Armbands.
    Schließlich erhob sie sich, trat an die Kommode, auf der ein Kästchen aus Teakholz stand. Sie öffnete den Deckel und nahm die Fächer heraus. Darunter kam ein mit Intarsien verzierter Zwischenboden zum Vorschein. Mit einem Fingerdruck auf eine geschnitzte Blüte teilte sich der Boden und gab ein Geheimfach preis.
    Darin lag ein Paar goldene Ohrringe mit Saphiren und Diamanten besetzt, ebenso kostbar und fein gearbeitet wie das Armband.
    Francesca legte das Armband behutsam neben die Ohrringe, ließ den Zwischenboden darübergleiten und verbarg damit den Schatz.
    „Ich glaube, es ist an der Zeit, Maisie“, sagte sie, während sie die Fächer vorsichtig in das Fach ordnete und den Deckel der Schmuckkassette schloss, „dass wir überlegen, wen wir als Nächstes ins Visier nehmen.“
    – ENDE –
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