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Ein Kuss vor Mitternacht

Ein Kuss vor Mitternacht

Titel: Ein Kuss vor Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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nicht aus, um eine Zukunft darauf zu bauen. Es blieb Constance nichts anderes übrig, als auf ihn zu verzichten, so unsagbar schwer es ihr auch fiel.
    Seufzend legte sie sich auf den Rücken und starrte trübsinnig in den Baldachin. Sie durfte nicht schwach werden. Sie liebte Dominic zu sehr, um ihre Wunschträume über die Vernunft siegen zu lassen. Sein Ehrgefühl gebot ihm zwar, sie zu heiraten, um ihr Schande zu ersparen, aber sie durfte dieses großherzige Angebot nicht annehmen, musste ihm seine Freiheit geben, auch wenn es ihr das Herz zerriss.
    Wieder richtete sie sich auf und studierte seine Gesichtszüge. Sie sollte vor Tagesanbruch wenigstens ein paar Stunden schlafen, überlegte sie, wobei sie zu dem Schluss kam, dass sie morgen und alle kommenden Nächte genug würde schlafen können. Jetzt war ihr nur wichtig, das Zusammensein mit ihm bis zur Neige auszukosten.
    Sie sah ihm beim Schlafen zu, lehnte die Wange gegen seine Schulter, spürte seine Körperwärme, das regelmäßige Heben und Senken seines Brustkorbes.
    Bevor die Dienstboten aufwachten und ihr Tagewerk begannen, erhob sie sich, streifte Nachthemd und Morgenmantel über, nahm die zum Stummel heruntergebrannte Kerze zur Hand, warf einen letzten Blick auf den schlafenden Geliebten, öffnete lautlos die Tür und spähte vorsichtig hinaus.
    Keine Menschenseele war zu sehen, sie huschte in den Flur, zog die Tür lautlos hinter sich zu und eilte in ihr Zimmer. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.

17. KAPITEL
    Schließlich wischte Constance die Tränen mit einer energischen Handbewegung von den Wangen, wusch sich Gesicht und Hände und zog das braune Reisekostüm an, das sie am Abend zuvor bereitgelegt hatte. Es hatte keinen Sinn, sich noch einmal hinzulegen, sie war zu bekümmert und aufgewühlt, um Schlaf zu finden.
    Nachthemd und Morgenrock packte sie sorgfältig in die Reisetasche und setzte sich an den kleinen Schreibtisch, um einen Dankesbrief an die Countess zu schreiben. Eine Geste der Höflichkeit, die Constance trotz des unmoralischen Angebots des Earls nicht versäumen wollte. Desgleichen wollte sie auch Francesca in einer kurzen Notiz für ihre Freundschaft und große Güte danken. Constance war sich des Risikos bewusst, das sie damit einging, brachte es aber nicht fertig, sich ohne ein Wort davonzumachen. Francesca, die spät zu frühstücken pflegte, würde die Zeilen vermutlich erst lesen, wenn Constance London bereits erreicht hatte. Und sollte Lady Selbrooke die an sie gerichtete Nachricht früher lesen, wäre ihre Erleichterung über Constances Abreise viel zu groß, um Dominic darüber zu verständigen. Nach diesen Überlegungen entschloss sie sich, auch Dominic eine Nachricht zu hinterlassen, da auch er vermutlich spät zum Frühstück erscheinen würde.
    Constance trug die drei versiegelten Kuverts nach unten und legte sie auf die Anrichte in der Halle. Danach kehrte sie in ihr Zimmer zurück, setzte sich aufs Bett und wartete.
    Es dauerte nicht lang, und Lady Rutherford klopfte an der Tür. Constance sprang auf, griff nach ihrer Reisetasche und öffnete der älteren Dame.
    „Lassen Sie alles getrost stehen. Mein Kutscher und ein Lakai bringen Ihr Gepäck mit unseren Koffern nach unten“,antwortete Lady Rutherford zu Constances Verblüffung ungewohnt freundlich.
    Lady Rutherford hatte natürlich guten Grund, ihr den Abschied so leicht wie möglich zu machen, hoffte sie doch im Stillen, dadurch würden sich die Chancen ihrer Tochter erhöhen, doch noch von Dominic geheiratet zu werden, überlegte Constance.
    Gemeinsam mit Lady Rutherford verließ sie das Haus. In der Kutsche wählte sie einen Platz mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, was sie nicht weiter störte, da sie ohnehin keinen Blick für die Landschaft erübrigen würde. Sie wollte nichts sehen und nichts hören, nur die Augen schließen und versuchen, ein wenig zu dösen, um der Mühe enthoben zu sein, ein Gespräch mit ihren Reisegefährtinnen führen zu müssen.
    Es war noch dunkel, und das Herrenhaus zeichnete sich als imposanter schwarzer Schatten gegen den Himmel ab. Durch das offene Portal drang Licht aus der Halle, als die Diener die Koffer aus dem Haus trugen und sie auf dem Dach und hinten am Gepäckträger der Kutsche festzurrten.
    Constances Magen krampfte sich unruhig zusammen in banger Furcht, Dominic würde durch eine unbestimmte Ahnung ihrer heimlichen Abreise erwachen, was sie sich, wenn sie ehrlich
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