Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
Wange völlig vergessen. „Mach dir keine Sorgen, es sieht vermutlich schlimmer aus, als es ist. Wie geht es Grace?“
    Hope deutete auf das Bett, wo Charity und Faith saßen, die Arme um Grace geschlungen, die sich fest zusammengerollt hatte. Ihr Gesicht drückte sie gegen ihre angezogenen Knie, und ihre Arme waren über und über mit hässlichen roten Striemen überzogen. Schluchzer schüttelten ihren schmalen Körper.
    Prudence kniete sich auf die Matratze und legte ihren Arm um die angespannte kleine Gestalt. „Graciela?“ Das war der Kosename ihrer Mutter für sie.
    Grace sah auf, und ihr blasses, tränenüberströmtes Gesicht verzog sich erneut, sobald sie die Verletzung im Gesicht ihrer älteren Schwester und deren besorgten Blick sah. Sie warf sich Prudence in die Arme. „Oh Prue! Prue, er hat dir auch wehgetan. Das tut mir leid, so sehr leid.“
    Prudence spürte neue Wut in sich aufwallen auf den Mann, der das Leben eines jungen Mädchens so mit Schuldgefühlen vergiftet hatte, dass Grace sich nun die Schuld an Prudences Verletzung gab. Sie zwang sich, leichthin zu antworten: „Das muss es nicht, Liebes. Es tut gar nicht weh, ehrlich. Großvater hat es wesentlich schlimmer erwischt. Im Moment ist er nicht länger in der Lage, einer von uns etwas zu tun.“
    Ihre Worte bewirkten, dass alle sich aufsetzten und sie ansahen. „Was meinst du damit?“, fragte Faith.
    „Er ist gestolpert und die Treppe hinuntergefallen. “ Sie erschauerte. Im Geiste hörte sie wieder das Geräusch, wie sein Körper die Treppe hinabstürzte und gegen die Wand prallte. Und dann die jähe Stille ...
    Hope fand als Erste ihre Stimme wieder. „Ist er tot?“
    „Nein, obwohl ich das zuerst einen Augenblick lang glaubte - das taten wir alle. Er lag völlig reglos da, rührte sich nicht - ganz lange.“ Sie holte tief und zitternd Luft. „Aber er war natürlich nicht tot. Ihr wisst ja, was für einen harten Schädel Großvater hat.“ „Leider“, bemerkte Hope halblaut.
    „Er wurde in sein Schlafzimmer getragen, und Dr. Gibson ist jetzt bei ihm. Er wird keine von uns je wieder anrühren, das verspreche ich.“
    Eine Weile herrschte Schweigen in dem Zimmer. Keine der Schwestern glaubte, dass Prudence so ein Versprechen halten könnte. Sie wussten, dass es leere, tröstend gemeinte Worte waren. Graces Gesicht verzog sich aufs Neue, und sie schmiegte sich wieder in die Arme ihrer großen Schwester. „Oh Prue, warum hasst er mich so?“, schluchzte sie.
    Prudence drückte ihre kleine Schwester fester an sich. „Liebes, er verwechselt dich und mich mit unserer Mutter. Weil wir das gleiche rote Haar haben wie sie.“
    „War Mama denn wirklich so schlecht?“
    „Nein! Sie war überhaupt nicht schlecht! Kein bisschen. Es war nur so, dass Papa, als er sich in sie verliebte, von Dereham Court weggegangen und nie mehr zurückgekehrt ist. Das hat Großvater ihr nie verziehen.“
    „Erzähl uns noch einmal von Mama und Papa, bitte, Prue“, bettelte Grace und lehnte sich gegen sie.
    Ihre Eltern waren gestorben, als Grace noch ein Baby war. Die Zwillinge waren auch noch klein gewesen, Charity neun und Prue elf. Die Jüngeren hatten nur wenige Erinnerungen an ihre Eltern, und es tröstete sie, die alten Geschichten zu hören, immer wieder und wieder.
    „Mama war sehr schön. Ihr kommt alle ganz nach ihr. Charity ist ihr Ebenbild - bis auf das goldblonde Haar. Und die Zwillinge und du, Grace, ihr seht ihr auch sehr ähnlich. Ihr alle habt das Aussehen von Mamas Teil der Familie geerbt - von den schönen Ainsleys.“ Sie schnitt eine Grimasse. „Ich bin der Pechvogel, der mit der schrecklichen Merridew-Nase geschlagen ist und den langweiligen Merridew-Augen. Ich wünschte nur, ich hätte auch die Größe und die schlanke Figur von ihnen.“
    „Deine Nase ist eigentlich gar nicht so schrecklich, nur ... ein wenig lang“, erklärte Faith.
    „Es ist eine sehr nette Nase“, verteidigte Grace ihre älteste Schwester hitzig, „und deine Augen sind sehr hübsch, grau, freundlich und ..."
    „Sch, sei still! “.sagte Prudence und lachte leise. Ihre Schwestern scharten sich auf dem Bett um sie. „Meine dumme Nase kümmert mich nicht. Und außerdem haben wir von Mama gesprochen.“ Ihre Stimme verfiel in den leisen Singsang einer lieb gewordenen, oft erzählten Geschichte. „Mama war eine große Schönheit, aber ihre Familie war im Handel tätig. Papa sah sie und verliebte sich auf der Stelle in sie. Und obwohl sie Hunderte von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher