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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel
Autoren: Anne Gracie
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Lösung, die ihr für ihre Probleme einfiel. Der Doktor kaute einen Ingwerkeks. „Die Kopfverletzung wird ein paar Tage brauchen, vielleicht auch eine Woche. Er wird still in einem abgedunkelten Raum liegen müssen, völlig ungestört.“ Er trank von seinem Tee und fügte hinzu: „Allerdings wird es etwas länger dauern, bis der Knöchel verheilt ist. Er ist an mehreren Stellen gebrochen. Ihr Großvater wird sein Bein wenigstens fünf oder sechs Wochen lang ganz ruhig halten müssen.“
    Fünf oder sechs Wochen! Prudence wurde bei diesen Worten vor Freude ganz warm. Fünf Wochen oder gar mehr würden reichen, damit ihr Plan aufging. Doch sie würde die Hilfe des Arztes brauchen. Sie stellte ihre Tasse ab, holte tief Luft und sagte: „Dr. Gibson, wissen Sie, wie es zu Großvaters Unfall kam?“
    Er schnaufte und nahm sich einen weiteren Keks. „Der Bursche, der mich geholt hat, erzählte eine wüste Geschichte, aber Sie wissen ja, wie die Dienstboten immer übertreiben.“
    „Ich bezweifle, dass er übertrieben hat. Haben Sie nicht davon gehört, wie schlimm die Wutanfälle meines Großvaters ..."
    Der Arzt machte eine wegwerfende Handbewegung. „Pah! Ich hoffe, ich weiß es besser, als auf Dorf klatsch zu hören.“
    „Aber die Geschichten stimmen“, erwiderte Prudence heftig, „und wir können so nicht weitermachen. Können Sie nicht selbst sehen, wie ... heftig Großvater außer sich gerät?“
    „Er war nie jemand, der den Stock sparsam eingesetzt hat, das räume ich gerne ein, aber ein Mann muss streng sein ..."
    „Streng! Es ist weit mehr als das, glauben Sie mir. Die arme Hope hat den größten Teil ihres Lebens ihre linke Hand auf den Rücken gebunden gehabt, damit sie sie nicht benutzt - er sagt, es sei die Hand des Teufels. Faith lebt in ständiger Angst, aus Versehen vor sich hin zu summen, weil das Prügel nach sich ziehen würde. Und Sie sollten sehen, wie er meine kleine Schwester Grace behandelt. Er ist überzeugt, sie trägt das Mal von Jezebel, bloß wegen ihrer Haarfarbe.“
    Der Blick des Doktors glitt zu Prudences eigenen feurigen Locken, und sie nickte. „Ja, ich auch. Er hat versucht, den Teufel aus mir herauszuprügeln, seit ich elf bin.“ Prudences Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn und Sorge. „Und ich werde das nicht dulden - verstehen Sie? Er wird meine kleine Schwester nicht so brutal schlagen, wie er es bei mir getan hat.“
    Der Arzt rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. „Hopes Linkshändigkeit muss korrigiert werden, allerdings kann ich verstehen, dass es Ihnen nicht gefällt. Aber Faith und Grace sind so reizend und artig.“
    „Grace hat dies hier gemacht.“ Sie hielt ihm das Retikül in ägyptischem Stil hin.
    Verwundert nahm der Arzt die verzierte Tasche. „Dieses ägyptische Zeug war vor ein paar Jahren der letzte Schrei in London. Ich weiß es, weil meine Frau ganz verrückt danach war.“
    „Ist Ihre Gattin eine schmierige Heidin?“, fragte Prudence unverblümt. „Hat sie einen Hang zur Gotteslästerung? Götzenverehrung? Ist das Schmutz?“
    Der Doktor zuckte verwirrt zurück. „Was soll das ...“
    „Weil Großvater Grace so beschimpft hat, weil sie dies hier gebastelt hat - eine schmierige kleine Heidengöre. Und er hat sie mitleidlos mit seiner Reitgerte geschlagen, bis ich ihn aufgehalten habe. So ist es zu dem Unfall gekommen. Er ist hinter mir her die Treppe heruntergelaufen und schlug mit der Gerte nach mir. Es war mein Glück, dass er gestolpert ist.“
    Sichtlich erschüttert legte der Arzt das Retikül auf den Tisch. „Er hat sie geschlagen, weil sie dies hier gemacht hat?“
    „Aufs Übelste. Er nutzt jeden Anlass, jeden Vorwand, der sich bietet. Ich möchte, dass Sie uns helfen, damit wir von hier Weggehen können.“
    Dr. Gibson seufzte schwer. „Prudence, Sie wissen, dass ich das nicht kann. Er ist kein einfacher Mann, das gebe ich gerne zu, aber ich bin sein Arzt, Mädchen! Erwarten Sie von mir, dass ich ihm in die Augen sehe und ihn anlüge? Ihn täusche ...?“
    „Graces ganzer kleiner Körper ist mit roten Striemen überzogen, nur weil sie dieses Retikül gebastelt hat“, erklärte Prudence ruhig, aber nachdrücklich. Sie war wild entschlossen, sein Gewissen zu wecken, damit er etwas unternahm, und ihn dazu zu bringen, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Grace war immer sein Liebling gewesen. „Es ist nicht das erste Mal, dass Grace ohne Grund brutal geschlagen wurde. Er misshandelt uns alle. Wir durften Sie nie
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