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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel
Autoren: Anne Gracie
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nach London. Und wir nehmen Lily und James mit. Lily, weil Großonkel Oswald ein Witwer ist und vielleicht keine Dienstmädchen hat, und James, weil Großvater ihm niemals verzeihen wird, was er heute getan hat.“
    Ihre Schwestern schauten sich gegenseitig an, sie alle staunten über die Gewagtheit ihres Plans. Prudence schrieb sorgfältig Großonkel Oswalds Londoner Adresse in einer leicht zittrigen Handschrift.
    „Großvater wird uns niemals gehen lassen“, bemerkte Hope. „Er wird nichts davon wissen. Er wird glauben, wir seien in das Witwenhaus umgezogen ..."
    „Das vermoderte alte Gemäuer! Warum sollten..."
    „Weil Grace bis zu dem Moment, da seine Kopfschmerzen nachlassen, sich mit Scharlach angesteckt haben wird und wir alle in Quarantäne sein werden. Dr. Gibson hilft uns dabei, ihn zu täuschen. Ihr wisst alle, wie sehr sich Großvater vor ansteckenden Krankheiten fürchtet. Er wird nicht in unsere Nähe kommen. Mrs. Burton sagt, sie könne als Haushälterin die Hand dafür ins Feuer legen, dass die anderen Dienstboten nichts verraten. Und sie und der Arzt werden Großvater mit falschen Berichten über unsere Genesung versorgen.“
    Ihre Schwestern starrten sie mit offenem Mund an.
    „In der Zwischenzeit werden wir bei unserem Großonkel wohnen, all die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt bestaunen, Gesellschaften besuchen, hübsche Kleider tragen und ... ach, ich weiß nicht, zu venezianischen Frühstücken oder Ähnlichem gehen. Und in die Oper! Mit ein bisschen Glück wird eine von uns, bis Großvater genesen ist, einen Ehemann gefunden haben, und ich werde einundzwanzig sein, sodass ihr dann alle mit dem Segen des Gesetzes bei mir leben könnt.“
    „Gesellschaften und hübsche Kleider“, flüsterte Charity.
    „Was ist ein venezianisches Frühstück?“, wollte Grace wissen.
    „Wen kümmert das schon?“, erklärte Hope achselzuckend. „Es wird jedenfalls keine Schüssel Haferschleim sein, so viel steht fest.“
    Faith seufzte hingerissen. „Oh, wie gerne ich eine Oper hören würde!“
    „Aber wie sollen wir das schaffen? Wir haben kein Geld, Prue“, wandte Hope ein, die praktisch veranlagt war. „Wir haben noch nicht einmal genug, um die Reise für eine von uns nach London zu zahlen.“
    „Mamas Juwelen“, erklärte Prudence. „Ihr Granatarmband wird uns genug einbringen, um Fahrkarten für die Postkutsche zu kaufen.“ Sie betrachtete ihre Schwestern ein wenig schuldbewusst. „Genau genommen habe ich es schon vor Monaten verkauft, für den Fall, dass sich so eine Gelegenheit ergeben sollte.“
    „Damit wir nach London gehen können“, hauchte Charity.
    „Ja, genau.“ Prudence lächelte. „Und wenn eine von euch für sich einen sagenhaft reichen, gut aussehenden, freundlichen und liebevollen Ehemann findet, hätte sie doch nichts dagegen, auf ihren Teil an Mamas Erbe zu verzichten, um den Rest von uns zu unterstützen, oder?“
    „Oh, bestimmt nicht! Es klingt einfach himmlisch, Prue. Vielleicht findest du ja auch einen gut aussehenden Ehemann für dich“, fügte Hope hinzu.
    „Hope, hast du Phillip vergessen?“ Charity wirkte schockiert. „Ach ja, Phillip“, verbesserte sich Hope hastig. „Sicher, da ist ja noch Phillip. Wie lange ist es her, seit er zum letzten Mal ge- . schrieben hat?“
    „Sechs Monate“, antwortete Prudence würdevoll, „aber ihr wisst ja selbst, wie lange die Post von Indien braucht und wie unzuverlässig sie ist. Die Reise allein dauert Monate, und wenn das Schiff in Seenot gerät und sinkt, auf dem sich Phillips Brief befindet ...“
    „Ja, ja. Die Post ist langsam und unzuverlässig“, stimmte ihr Charity zu. „Aber wenn er antwortet...“
    „Ich bin sicher, er wird kommen. Und dann werde ich heiraten, und wir alle werden in Sicherheit sein.“
    „Nun, ich werde mich nicht allein auf Phillip verlassen“, verkündete Hope. „Ich werde mir allergrößte Mühe geben, in London einen Ehemann für mich zu finden. Ich will auf rauschende Bälle gehen und hübsche Kleider tragen statt dieser grässlichen selbst genähten Dinger. Und ich werde in den Armen eines attraktiven Mannes Walzer tanzen! Ich werde mich Hals über Kopf unsterblich verlieben, genau wie Mama und Papa.“
    Eine kurze Stille entstand, als ihnen mit einem Mal die Tragweite ihres Unterfangens bewusst wurde.
    Prudence sprach als Erste wieder. „Walzer tanzen, Hope? Da keine von uns eine Ahnung vom Tanzen hat, können wir uns nicht wegen Walzern Sorgen machen.“
    „Das ist
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