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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel
Autoren: Anne Gracie
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Schranktür. Es bestand keine Notwendigkeit, sich heimlich anzuschleichen. Ihr Großvater brüllte, heiser vor Wut, völlig taub für knarrende Türangeln oder Ähnliches. Er stand über eine kleine, zusammengekauerte Gestalt gebeugt.
    „Du schmierige kleine Heidin! “ Die Peitsche sauste auf sie nieder. „Das ist Götzendienerei!“ Wieder war das Knallen der Reitpeitsche zu hören. „Widerliche Gotteslästerung!“ Erneut schlug er zu.
    Nach jeder wütenden Anschuldigung ließ er seinen sehnigen Arm mit all der Kraft, die er aufbringen konnte, niedersausen. Die Reitgerte zischte hässlich. Die zehnjährige Grace hatte sich auf dem Boden zusammengerollt; die Hände schützend über den Kopf gelegt, versuchte sie, sich so klein wie möglich zu machen.
    Prudence schoss durch den Raum wie eine kleine, wütende Kanonenkugel. „Lass meine Schwester in Ruhe, du ekelhafter Tyrann!“ Sie warf sich auf ihn, stieß ihn mit aller Kraft zur Seite, denn sie war nicht sonderlich groß. Ihr Großvater dagegen war zwar weit über sechzig, aber über sechs Fuß groß, und sein Körper war schlank und kräftig, da er viel Zeit auf der Jagd und beim Angeln verbrachte.
    Und mit dem Schlagen kleiner Mädchen.
    Er taumelte, aus dem Gleichgewicht gebracht. Prudence nutzte seinen unsicheren Stand aus und versetzte ihm einen weiteren kräftigen Stoß. Er stolperte über eine Truhe, aus der alte Kleider quollen - für die Verkleidungsspiele von Grace und den Zwillingen und fiel hin. Einen Moment lag er um Atem ringend auf dem Boden ausgestreckt, inmitten von verblasstem Brokat und mottenzerfressener Spitze.
    Wie Prudence ihn angewiesen hatte, hob James Grace auf seine Arme und trug sie aus dem Raum. Hope zögerte.
    „Geh! zischte ihr Prudence zu. „Schnell! “ Die Schwester verschwand.
    Ihr Großvater rappelte sich aus den alten Kleidern auf. Sein Gesicht war dunkelrot vor Zorn. Geschwollene Adern standen sichtbar auf seiner Stirn, schaumige Spucke hing an seinen Lippen. „Du dreistes Luder! Ich werde dich Mores lehren!“ Er nahm seine Reitgerte und kam auf Prudence zu.
    Sie betrachtete ihn verächtlich. „Wie kannst du es wagen, mit diesem grässlichen Ding auf ein kleines Mädchen loszugehen!“, hielt sie ihm vor.
    „Das kleine Heidengör war mit etwas Gotteslästerlichem, Bösem beschäftigt, und ich werde es ihr mit der Peitsche austreiben, mein Wort darauf.“
    Gotteslästerliches? Böses? Prudence schaute auf den dreibeinigen Tisch, an dem Grace heimlich gearbeitet hatte. Darauf lagen ein Retikül aus Pappe und ein paar ältere Ausgaben eines Modemagazins, die ihre Nachbarin Mrs. Otterbury den Mädchen heimlich hatte zukommen lassen. Damals hatten sie alle die Modeartikel in ägyptischem Stil bestaunt, die in einer der Zeitschriften vorgestellt wurden - verziert mit merkwürdigen, fremdartigen Wesen wie der Sphinx und anderen Kreaturen, halb Mensch, halb Tier.
    Ein Funke Schuldgefühl wallte in Prudence auf, als sie sich daran erinnerte, wie sehr sie diesen ägyptischen Stil bewundert hatte. Grace hatte diese „gotteslästerlichen und bösen“ Bilder verwendet, um das Retikül aus fester Pappe zu verzieren. Ihre kleine Schwester war dafür geschlagen worden, dass sie Prudence ein Geburtstagsgeschenk gebastelt hatte.
    „Es ist keine widerliche Götzendienerei, sondern nur eine Modelaune. Grace ist doch nur ein Kind! Diese Muster sind einfach nur ausgefallene Verzierungen.“
    „Sie sind gotteslästerlich, und das ... das Ding, das sie gemacht hat, trägt das Zeichen des Teufels. Es muss verbrannt werden, und sie muss gereinigt werden. Ich prügele das Böse aus ihr heraus, und wenn es das Letzte ist, was ich tue! “ Er fegte die Zeitschriften und das Retikül vom Tisch, sodass es auf dem Boden landete.
    Prudence lief hin, hob das Retikül auf und barg es an ihrer Brust. „In Grace ist kein Funke Böses. Sie ist ein liebes, süßes Kind und ...“
    „Sie trägt das Jezebel-Mal, so wie du auch!“
    Prudence strich sich ihre feurigen Locken aus der Stirn. „Es ist kein Jezebel-Mal! Es sind einfach nur Haare, Großvater! Grace und ich können nichts für unsere Haarfarbe. Unsere Mutter hatte rotes Haar.“
    Der alte Mann stieß ein wütendes Knurren aus und schlug mit der Gerte nach Prudence. „Ich habe dir ausdrücklich verboten, dieses Flittchen unter meinem Dach zu erwähnen! Sie war eine schamlose Jezebel, die meinen Sohn verhext und von mir weggelockt hat, und du und die andere Teufelsgeburt sind mit ihrem Mal
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