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Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael

Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael

Titel: Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael
Autoren: Sissi Kaipurgay , Kooky Rooster , Shutterstock Fotos
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alles ist übersichtlich und die Büsche sorgsam auf Kniehöhe gestutzt. Mist! Ich hole tief Luft, stehe auf und gehe gemächlich auf das Gebäude zu, tue so, als würde ich den Gärtner nicht sehen.
    „Hallo Joschi“, ruft dieser, als ich ihn in drei Meter Entfernung gerade passiere, „Was liest du denn da?“
    Ich bleibe wie angewurzelt stehen, glotze auf das Buch und kann plötzlich nicht mehr lesen. Stumm mache ich ein paar Schritte auf Michael zu, strecke ihm das Buch entgegen und komme mir dabei unsäglich blöd vor.
    „Ah, das kenn ich, das ist gut“, meint er und lächelt mich an.
    „Schön“, bringe ich hervor und will gerade den Weg fortsetzen, als Michael sagt: „Setz dich doch ein wenig zu mir.“
    Ich kämpfe mit mir, überlege das Für und Wider, entscheide dann, dass es noch dümmer aussähe, jetzt wegzugehen als das Wagnis auf mich zu nehmen, mich neben meinen Schwarm zu setzen.
    Mit eingezogenem Kopf nehme ich am äußersten Ende der Bank Platz, weit weg von dem schönen Engel. Dieser grinst angesichts meiner verklemmten Haltung, sagt aber nichts. So schweigen wir eine Weile, bis Michael seufzt, mich anguckt und sagt: „Du bist schüchtern, sagt Joachim. Ich glaube, du bist eher ein Einzelgänger, kann das sein?“
    „Wo ist der Unterschied?“, erkundige ich mich, da ich keinen finden kann.
    „Na, der Einzelgänger ist sich selbst genug und zieht sich zurück. Der Schüchterne möchte nicht allein sein, traut sich aber nicht, seine Mitmenschen anzusprechen.“
    „Aha“, sage ich und überlege einen Moment.
    Nein, ich bin nicht gern allein. Soll ich das sagen oder mit der Wahrheit herausrücken. Vorsichtig schaue ich zu Michael, der mich mit einem freundlichen Lächeln betrachtet.
    „Ich bin…“, beginne ich und ganz plötzlich ergreift mich das Gefühl, dass ich diesem Mann vertrauen kann. „Ich bin kein Einzelgänger. Vielleicht bin ich ein Außenseiter, das trifft es eher.“
    „Außenseiter?“ Michael hebt amüsiert eine Braue. „Ich hab dich auf dem Friedhof gesehen, wie du den anderen hilfst. Du bist bestimmt kein Außenseiter, du machst dich nur dazu, weil du dich nicht zu den anderen zählst. Richtig?“
    Ertappt! Ich grinse automatisch und nicke leicht.
    „Ich bin nicht behindert, so wie die anderen, ich bin nur – zurückgeworfen“, erkläre ich und fühle mich dabei großartig.
    Es tut gut, mit einem normalen Menschen zu reden, der mich nicht argwöhnisch auf eventuelle Zuckungen oder sogar Mordgedanken absucht. Das war jedenfalls bisher mein Eindruck, wenn ich denn mal Kontakt zu einem dieser Normalos hatte. Michael lacht auf.
    „Zurückgeworfen? Klingt interessant. Erzähl doch mal“, fordert er mich auf.
    Er bekommt die ganze Geschichte im Zeitraffer. Manchmal stocke ich und suche nach dem richtigen Wort, doch Michael wartet geduldig oder hilft mir weiter. Wow! Dieser Engel ist wirklich vom Himmel gekommen. Ich fühle mich immer mehr von ihm angezogen und merke gar nicht, dass ich näher an ihn herangerückt bin.
    „Jetzt verstehe ich, was du meinst“, murmelt er, nachdem wir eine Weile geschwiegen haben. „Du bist nicht behindert, du bist nur anders. Ich finde, du bist schlauer als so manch anderer.“
    Ich wachse ein Stückchen und grinse dumm vor mich hin. Es ist schön, hier im beginnenden Dunkel mit diesem Mann zu sitzen. Inzwischen sind viele der Fenster des Hotels hell erleuchtet und vereinzelt sind Grillen zu hören. Romantisch, das trifft es am ehesten. Ein kühle Brise setzt vom See her ein und ich fröstele leicht.
    „Weißt du, Joschi, eigentlich bin ich der Behinderte von uns beiden“, sagt Michael in die Stille.
    „Wie – meinst du das?“ Ich mustere ihn, kann aber keine Abnormität entdecken.
    „Ich mag mich nicht berühren lassen.“ Er verzieht den Mund und guckt mich dann direkt an. „Ich kann andere anfassen, aber selbst ertrage ich es kaum. Da ist es nicht einfach, eine Beziehung zu führen, oder?“
    Wie kann das nur sein? Ich starre nach vorn, weil ich Michael sonst fassungslos angeglotzt hätte. Er ist wirklich zu bemitleiden, denn er erträgt das größere Handicap, aber warum nur? Ich befeuchte meine Lippen, schlucke schwer und atme tief ein.
    „Magst du mir sagen, wieso?“, frage ich sehr leise.
    Michael schüttelt den Kopf, hat die Hände gefaltet und den Blick gesenkt. Ich warte und würde so gern eine Hand auf seinen Arm legen, fürchte mich aber vor der Reaktion. Schließlich seufzt er und springt abrupt auf.
    „Ich
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