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Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael

Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael

Titel: Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael
Autoren: Sissi Kaipurgay , Kooky Rooster , Shutterstock Fotos
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unbemerkt neben mich getreten ist.
    Ich muss wohl geträumt haben, denn bisher habe ich größtmöglichen Abstand zu ihm gehalten. Jetzt ist er so nah, dass ich ihn riechen kann. Ich mag den Duft und seine Stimme auch. Sie klingt melodisch und passt gut zu ihm.
    „Joschi, wo ist dein Zimmer?“, mischt sich Joachim jetzt ein. „Er ist sehr schüchtern“, entschuldigt er sich an den Blonden gewandt.
    Ich stehe wohl wie zur Salzsäule erstarrt da, bin durch die Nähe des Engels wie gelähmt. Mühsam strecke ich den Arm aus und gebe meinem Vorarbeiter die Keycard. Dieser liest die Zimmernummer ab, packt mich am Arm und zieht mich den Gang entlang. Vor der Nummer einhundertelf halten wir an.
    „Der gefällt dir, der Michael, nicht wahr?“, murmelt Joachim, während er die Karte durch das Lesegerät zieht.
    Ich sage nichts und verziehe keine Miene, meiner Meinung nach, doch er grinst und drückt mir die Keycard in die Hand.
    „Ist ein netter Kerl“, sagt Joachim, schlägt mir kameradschaftlich auf die Schulter und setzt hinzu: „In einer Stunde in der Empfangshalle.“
    Ich nicke und er gibt sich zufrieden, denn er kennt mich gut genug und weiß, dass ich eigentlich gar nicht so dumm bin, wie ich mich gebe.
     
    Nach der besagten Stunde mache ich mich auf den Weg in die Halle. Die anderen kommen auch gerade aus ihren Zimmern, so dass es aussieht als würde sich ein Bienenschwarm aufmachen um Nektar zu sammeln. Wir sind fast dreißig Teilnehmer und daher ist der Lärmpegel entsprechend hoch, als wir uns mit dem Fahrstuhl nach unten begeben. Jeder sagt irgendetwas oder brummelt vor sich hin.
    Ich bleibe stumm und als ich Michael neben Joachim in der Halle entdecke, schießt mir das Blut in die Wangen. Er sieht so schön aus, in Bluejeans und weißem T-Shirt, er könnte auch als Unterwäschemodell durchgehen. In diesem Moment guckt er mich an und sein Blick glüht bis in meinen Eingeweiden. Mir wird schlecht und die Blase drückt. Himmel, ich brauche ein Klo!
    Zum Glück finde ich links von mir ein Hinweisschild, renne darauf zu und finde erleichtert sehr schnell die Keramikabteilung für Herren. Als ich vor dem Pissoir stehe, muss ich plötzlich nicht mehr. Ich mache Entspannungsübungen, bewege die Bauchmuskeln, drücke, ächze leise und merke gar nicht, wie die Zeit vergeht.
    „Joschi? Was machst du so lange?“, erklingt plötzlich hinter mir Michaels Stimme.
    „P-pinkeln“, stottere ich und endlich entringe ich mir ein winziges Tröpfchen.
    Na, geht doch. Schnell schüttele ich mein Glied und verstaue es in der Shorts. Noch während ich die Jeans zuknöpfe, gucke ich halb über die Schulter. Michaels Miene ist ausdruckslos, jedenfalls kommt es mir so vor. Seine Mundwinkel zeigen abwärts, er tippelt ungeduldig mit dem Fuß.
    „Wir warten nur auf dich“, sagt er bemüht freundlich, doch es ist ihm deutlich anzumerken, dass er am liebsten lauthals seinen Unmut bekunden würde.
    Ich ziehe den Kopf ein und trotte ihm voraus zurück zur Gruppe, die uns anstarrt wie das siebte Weltwunder. Joachim sagt so etwas wie ‚na endlich‘ und schon bewegen sich alle nach draußen.
     
    Nach einem Rundgang durch die Stadt und zum See folgt das Abendessen, anschließend können wir in einem Raum Spiele spielen oder uns unterhalten. Jeder macht das, was ihm gefällt. Ich gehe raus auf die Terrasse und in den kleinen Park, der zum Hotel gehört. Hier stehen vereinzelt Bänke und ich suche mir eine aus, die unter einer großen Eiche steht. Die Sonne beginnt zu sinken, aber noch ist es angenehm warm. Ein laues Lüftchen weht vom See her und ich schnuppere genüsslich. Der Geruch von Wasser liegt in der Luft.
    Entspannt sinke ich nieder und schlage das Buch auf, dass ich gestern schon begonnen habe. Der Kriminalroman eines unbekannten Autors, doch ich lese fast alles, was mir in die Finger gerät. Manchmal fühle ich mich wie ein Staubsauger, der alles aufsaugt, was an Wissen herumliegt. Als müsste ich mein Gehirn ganz füllen, Lücken ausgleichen. Doch ich werde niemals ein Einstein werden, egal was ich tue.
     
    Als es dämmert, klappe ich das Buch zu und schaue mich um. Außer der Bank, auf der ich sitze, ist noch eine weitere belegt. Ausgerechnet Michael hockt dort und guckt in die Gegend. Wenn ich zurück ins Haus will, muss ich an ihm vorbei. Eine Zeit lang überlege ich, ob es eine Möglichkeit gibt,  unbemerkt um ihn herum zu schleichen, suche den Park nach einer geeigneten Deckung ab. Doch es bietet sich nichts an,
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