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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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fünfhundert?«
    »Sonst nichts.«
    »Ihr seid vielleicht ein komischer Haufen hier. Na ja, dann soll die Spritze mal kommen.«
    »Basie, bitte«, sagte der Chef genüsslich.
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte Basie und trat wieder in den Raum. Er setzte die Spritze in Selmas rechten Oberarm und sagte: »Keine Sorge, Mädchen.«
    »Na ja«, murmelte sie.
    Basie ging zurück auf seinen Platz und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
    »Huch«, sagte Selma mit piepsiger Stimme. »Das ist ein komisches Gefühl. Und wieso ist hier überall Plastikfolie auf dem Boden?«
    Dann herrschte kurz vollkommene Stille.
    »Im Namen des Herrn«, begann der Chef. »Knie nieder, Eva, und bekenne deine Sünden.«
    »Das ist doch Quatsch!«, sagte Selma verwundert, und ihre Stimme lallte etwas.
    Knie schon nieder, dachte Basie. Mach schon, sonst dauert es nur noch länger.
    »Das hier ist die Peitsche der himmlischen Vergeltung!«, erklärte der Chef laut. Er schob seinen hohen Stuhl mit den Kniekehlen zurück. Es quietschte leicht.
    Basie dachte: Ich muss Filz unter die Beine kleben.
    Dann kamen die ersten Peitschenhiebe, und Selma begann augenblicklich sehr hoch und sehr anhaltend zu schreien. Ihre nackten Füße machten auf den Plastikbahnen taptaptap.
    »Bleib stehen, Sünderin!«, rief der Chef erregt.
    »Ich will nach Hause«, nuschelte Selma.
    Die nächsten Peitschenhiebe kamen in sehr schneller Folge, und anfangs schrie Selma noch, aber Basie wusste, dass ihr bald die Luft fehlen würde. Er drückte die Tür zu und schloss sie ab.
    Nach ein paar Minuten würde sie nur noch wimmern, und wenn der Chef erst die Peitsche mit den Bleikugeln einsetzte, kaum mehr Luft kriegen.
    Basie hörte den Chef laut brüllen: »Dein sündiger Leib soll bluten! Du gehörst dem Höllenfeuer.«
    Basie ging in die Küche, weil er diese Schreierei nicht mochte. Später, in einer halben Stunde etwa, würde der Chef Champagner bestellen, und Basie könnte sich ans Aufräumen machen. Das war auch in Kanada so gelaufen. Und in Beirut vor zwei Jahren auch.
    Basie wartete.
    Irgendwann schellte das Haustelefon, und der Chef sagte: »Ich brauche eine kleine Flasche eiskalten Champagner. Und wenn Pater Anselm nach Hause kommt, möchte ich ihn sprechen. Und du kannst aufräumen.«
    »Natürlich, Sir«, sagte Basie. Er stellte das Glas und das Fläschchen auf ein Tablett und schickte es mit dem Aufzug in das Schlafzimmer des Chefs. Dann nahm er einen Zettel und schrieb: Lieber Anselm, der Chef will dich sprechen! Sofort!
    Er legte den Zettel auf die Anrichte.
    Es war klar, dass der Chef beichten wollte, und Anselm würde gerührt zuhören.
    Der Chef würde beginnen: »Ich habe schwer gesündigt in Gedanken, Worten und Werken …«
    Anselm würde zuhören, er würde hören, wie der Chef erklärte: »Ich habe eine Eva bestraft, weil sie vom Baum der Erkenntnis aß.«
    Anselm würde vertrauensvoll lächelnd antworten: »Gut, mein Sohn. Ich nehme deine Worte sehr ernst!«
    Wenig später würde er zu Basie kommen und gerührt erklären: »Der Chef hat gebeichtet, dass er irgendeine Eva bestraft hat. Und ich weiß nicht recht, was ich darauf antworten soll. Wahrscheinlich hat er mal wieder schlecht geträumt.«
    Selbstverständlich würde Basie erwidern: »Na ja, der Mann hat aber auch viel um die Ohren.«
    Basie seufzte leicht, zog einen blauen Arbeitskittel über und machte sich auf den Weg in den großen Salon.
    Als er Selma regungslos auf den Plastikbahnen liegen sah, wusste er sofort, dass irgendetwas schief gelaufen war. Sie lag merkwürdig verkrümmt da. Basie hastete zu ihr und zischte erregt: »He, mach keinen Scheiß!«
    Er kniete sich neben sie, starrte sie prüfend an, beugte sich direkt über ihr Gesicht. Sie atmete nicht mehr. Sie war tot, jede Hilfe würde zu spät kommen. Was sollte er nur tun? Der Chef hatte sicher gar nicht gemerkt, dass er sie totgeschlagen hatte, schließlich war schon öfters eine Eva während der Bestrafung ohnmächtig geworden.
    Eine Welle aus Angst ließ Basie zittern, einige Sekunden lang bekam er keine Luft. Das war noch nie passiert. So weit war der Chef nie gegangen.
    Ich muss aufräumen!, befahl sich Basie.
    Er fand einen großen schwarzen Plastiksack, in den er die Leiche packte. Dann trug er ihn hinaus und verstaute ihn im Kofferraum des alten Toyota. Die Plastikbahnen im großen Salon rollte er ebenfalls sorgfältig zusammen und lud sie in den Kofferraum. Er gratulierte sich selbst für seine Vorsichtsmaßnahme, den
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