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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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Boden vor einer Bestrafung immer gut abzudecken, weil es immer eine Sauerei gab. Tatsächlich fand sich im ganzen Salon kein Blutspritzer mehr.
    Draußen am Auto zog er die Handschuhe und den Kittel aus und warf alles über Selma. Wenn er nach Hause kam, würde er das Gästeapartment säubern und seine wie ihre Kleidung verbrennen. Die Bullen hatten heutzutage ekelhaft gute Mittel, irgendetwas nachzuweisen.
    Er fuhr in normalem Tempo, weil er auf keinen Fall auffallen durfte und weil er die ganze Nacht Zeit hatte.
    Er steuerte den riesigen Schrottplatz hinter dem Industriehafen an, auf dem ein großer Magnetkran mit extrem hellen Scheinwerfern arbeitete. Direkt am Kran parkte er, stieg aus und wedelte mit beiden Armen zum Kranführer hoch.
    Der stoppte seine Maschine, kam heraus auf den Umgang und schrie: »Was willst du, Mann?«
    »Mach den hier platt!«, rief Basie zurück. »Ist sowieso nur Schrott.«
    »Das kostet aber«, brüllte der Mann und grinste breit.
    »Hundert?«, schrie Basie.
    »Wunderbar!«, schrie der Mann zurück. Dann kam er sehr schnell heruntergeklettert und sagte atemlos: »Kann ich gut gebrauchen, Mann. Ich will nach Miami.« Dann grinste er wieder: »Was hattest du da drin, Mann? Eine Tonne Shit? Eine Leiche von der Konkurrenz?«
    »Such es dir aus«, erwiderte Basie grinsend.
    Der Mann lachte: »Dann machen wir ihn platt.« Er kletterte wieder zum Leitstand hoch.
    Basie sah sehr aufmerksam zu, wie sich die riesigen Backen der stählernen Presse neben, über und unter dem Toyota gegeneinander schoben.
    Er winkte dem Kranführer zu und ging davon.
    Er hatte in der Financial Times gelesen, dass China den gesamten Stahl auf dem Erdball aufkaufte, und murmelte: »Auf diese Weise, Selma, kommst du weit rum!« Er war sehr stolz auf sich.
    Langsam wanderte er zum alten Hafen. Er war jetzt wieder ganz ruhig, er wusste, er hatte seine Aufgabe gut gelöst. Er dachte über die Selmas dieser Welt nach und über das Privileg, der perfekte Diener eines dermaßen stinkreichen Meisters zu sein. Und wie so häufig betete er sicherheitshalber zu einem Gott, zu dem er nie eine besondere Nähe gespürt hatte, dass dieser himmlische Zustand möglichst lange halten möge.
    Er stieg vor dem Coque d’Or in den Cadillac und rollte heim. Leise trat er ein, sah, dass der Zettel an Pater Anselm verschwunden war, ging hinauf in sein Apartment, zog sich aus, schlüpfte in einen Bademantel und brachte dann seine Kleidung in den Keller. Er stopfte sie in den Heizkessel und wartete sicherheitshalber ein paar Minuten. Anschließend ging er wieder in das Gästeapartment und beseitigte die letzten Spuren von Selma auf dieser Erde.
    Er stellte den Wecker auf sieben Uhr, denn es war sonnenklar, dass der Chef beschließen würde, die Insel sofort zu verlassen. Das war jedes Mal so, wenn er irgendwo auf der Welt eine Eva bestraft hatte.

ERSTER TAG
     
    Krause kam herein und sagte gut gelaunt: »Es gibt Arbeit, mein Lieber. Achmed ist am Telefon.«
    »Und, was will er?«, fragte Müller.
    »Das weiß ich nicht, das ist Ihr Bier. Er ist am Hamburger Telefon und scheint gut drauf zu sein. Vielleicht will er Ihnen ja nur Guten Tag sagen.«
    »Verarschen Sie mich nicht«, sagte Müller mit einem milden Grinsen. »Was hat die Kantine zu bieten?«
    »Würstchen mit Kartoffelsalat und Backfisch. Bis später.« Krause spazierte wieder hinaus.
    Müller ging ans Telefon und hörte Achmed zu, wie er seelenruhig über die dreitausend Kilometer Entfernung zwischen Damaskus und Hamburg einen der vereinbarten Codes verwendete, den er bisher noch nie eingesetzt hatte.
    Achmed sagte auf Arabisch: »Mein Freund, ich brauche dringend den besten Vorschlaghammer, den du auftreiben kannst. Und zwar am besten gleich zwanzigmal.«
    Müller brauchte nicht nachzusehen, er kannte den Code im Traum. Er bedeutete: Komm schnellstmöglich her. Müller dachte an Melanie und an Anna-Maria, und dass er ihnen versprochen hatte, in den kleinen Zirkus zu gehen, der auf der großen Wiese hinter ihrer Siedlung gastierte. Anna-Maria hatte zwei Elefanten gesehen und sprach seitdem über nichts anderes mehr.
    Müller sagte: »Scheiße!« Dann stand er auf, ging hinüber in Krauses Büro. »Wir haben ein verdammtes Dringend von Achmed. Ich soll schnell kommen.«
    »Die Beurteilung?«, fragte Krause.
    »Den Code hat er in den vier Jahren noch nie verwendet. Gut, wir wissen, dass er ein Luftikus ist, aber er hat nie eine Abmachung missbraucht oder eine Meldung aufgeblasen.
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