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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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frisch nach Beirut eingeflogene Austern. Die waren nicht gekommen, und der Chef hatte sie auch nicht vermisst, und dieser blöde Scheich sowieso nicht. Na ja, solche Dinge eben. Basie hatte in Harper’s Bazaar gelesen, dass internationale Kreise den Chef für einen der reichsten Männer der Welt hielten, mit einem Dutzend Milliarden sicherlich oder mehr.
    Hinter dem Schalter saß wieder dieser Milchbubi, dem Basie privat nicht einmal einen Hundertdollarschein anvertraut hätte. Seine makellos weißen Hände hatten wahrscheinlich noch nie einen Hammer berührt.
    »Ich möchte etwas einzahlen«, sagte Basie.
    »Selbstverständlich, Mister Blossom. Wie viel soll es sein?«
    »Siebentausend«, sagte Basie und legte dem Milchbubi einen Umschlag hin.
    »Darf ich Sie bei der Gelegenheit über ein paar gute Anlagen informieren, Sir?«
    »Nein«, sagte Basie. Das versuchte der Junge nun seit Jahren, und es klang jedes Mal gleichermaßen nichts sagend. »Wie viel habe ich jetzt?«
    »Äh, wie bitte?«
    Basie hatte den Jungen beim Zählen gestört.
    »Also, Sie haben, Sir … Sie haben jetzt auf diesem Konto dreihundertdreißigtausendvierhundertvierzig Dollar.«
    »Das ist schön«, sagte Basie und nahm die Quittung entgegen.
    Das Schönste dabei ist aber, dachte er, dass du nicht weißt, dass ich weder Basie heiße noch Blossom, dafür aber erstklassige Papiere auf diesen Namen habe, weil mein Chef nur erstklassige Papiere wollte. Basie Blossom, so etwas Irres konnte nur dem Chef einfallen.
    Er schlenderte aus der Bank, ließ sich treiben, bog am Ende der Straße nach links ab und ging auf die großen Schuppen zu. Auf diesen paar hundert Metern standen die meisten Nutten, und je weiter er vorankam, desto billiger wurden sie.
    Als sie ihn kommen sahen, machten sie ein paar Schritte nach vorn und hoben das Röckchen, falls sie eines trugen. Sie boten ihm alles an, und ihre Stimmen waren rau vom billigen Ganja und dem vielen Fusel.
    »He, Sweeties!«, rief Basie und sah sehr genau in ihre gierigen Gesichter.
    »Willst du mich, oder willst du uns alle?«, fragte eine von ihnen, die keine Zähne mehr hatte und uralt aussah.
    »Alle!«, sagte Basie scheinbar verblüfft.
    Dann lachten sie zusammen.
    Die Alte kam nicht infrage, weil der Chef Frauen ohne Zähne auf den Tod nicht ausstehen konnte.
    Es waren alles in allem vielleicht sechzig bis siebzig Frauen, und sie standen beiderseits der Fahrbahn, schrien derbe Anzüglichkeiten und rissen sich nicht die Spur zusammen, weil Basie ein Mann war, von dem sie sicher wussten, dass er niemals eine von ihnen kaufen würde.
    Ein Nigger, der so wohlgenährt war und so gut in teures graues Tuch gekleidet wie Basie, ging hier nur durch, weil er mal frische Luft schnappen wollte. Und zu Hause hatte ein so feiner Mann selbstverständlich eine Zuckerpuppe, die sich den ganzen Tag einölen und lange blutrote Nägel feilen konnte, die niemals abbrachen. Die Stunde der billigen Frauen auf dieser stillen Straße würde später kommen, wenn die Touristen in den Kneipen betrunken und geil waren.
    Basie drehte sich gemächlich um und ging auf der anderen Straßenseite zurück. Dann sah er eine, von der er annahm, dass sie dem Chef liegen würde. Sie stand einen Schritt zurück im Schatten eines Vorbaus. Sie hatte ihr langes Haar grell mit Henna gefärbt, und ihr Gesicht war schmal, fast mager. Sie sah ein bisschen krank aus, und sie war sicher nicht älter als dreißig, na ja, fünfunddreißig vielleicht. Sie war schlank und hatte unendlich lange Beine. Und weil sie das wusste, trug sie nichts als ein knappes Höschen und ein weit offen stehendes weißes Männerhemd. Irgendwie war sie schön, mit Augen, die steinhart wirkten und sehr viel gesehen hatten.
    »He«, sagte Basie. »Stehst du oft hier?«
    Sie war misstrauisch, und sie zeigte es. »Bis ich die Miete zusammen habe«, antwortete sie.
    »Da könnte ich helfen«, sagte Basie. »Ich hab da einen Freund, der auf so jemand wie dich steht. Wie sieht’s aus? In einer Stunde?«
    Sie verzog ihren Mund. »Will der mich etwa hier vögeln, oder wie?«
    »Nicht doch«, sagte Basie. »Ich komme vorbei, lade dich ein.«
    »Was bringt das?«, fragte sie schnell.
    »Ich lass dir jetzt einen Hunderter da, dafür verlange ich, dass du in einer Stunde fertig hier stehst. Ich fahr dich auch hierher zurück. Insgesamt bringt das zwei Hunderter. Und vielleicht legt mein Freund noch was drauf. Okay?«
    Basie hielt ihr einen Hunderter hin und war sicher, dass das mehr
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