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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe
Autoren: Rebecca LaRoche
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Was will ich auf dem Friedhof? dachte er.
    Ihre Stimme weit hinter ihm befahl: »Bleib stehen, du Narr. Du entkommst mir nicht!«
    Robeli stolperte weiter. Rote Punkte rotierten vor seinen Augen. Wie lange kann ich dieses Tempo noch beibehalten? dachte er.
    Ein heller, singender Ton peitschte durch die Stille. Robeli spürte, wie eine Schlinge über ihn flog und sich langsam zuzog. Doch es war keine Schlinge aus einer Schnur, sondern eine dünne gezackte Metallschlinge, die schärfer als ein Messer war.
    Die Schlinge zersägte mitten im Lauf den Schildknorpel und den fünften Halswirbel. Sekundenschnell trennte sich der Kopf vom Rumpf und rollte bis zur zwei Meter hohen Mauer, hinter der der Friedhof lag.
    Der kopflose Torso taumelte weiter und brach nach ein paar Metern zusammen.
    Der unheimliche Mord hatte sich in knapp neunzig Sekunden abgespielt.
    Die Frau kniete neben dem Körper nieder und untersuchte die Taschen des Toten.
    Sie fand die Brieftasche, öffnete sie, konnte jedoch bei der miserablen Beleuchtung nichts erkennen.
    Die Blutlache, die sich um den Körper des Toten sammelte, wurde größer.
    Die Frau besaß an ihrem weiten, langen Rock einige Taschen. In eine davon schob sie die Brieftasche des Toten. Aus einer anderen Tasche holte sie eine kleine, zusammengefaltete Knochensäge heraus. Sie schraubte sie zusammen. Dann richtete sie sich auf.
    Ihr höhnischer Blick glitt über den verstümmelten Torso. Sie ging zur Mauer des Friedhofs, bückte sich nach dem Kopf, betrachtete ihn verächtlich und warf ihn dann in hohem Bogen über die Mauer.
    Aus einer Tasche ihres Rockes holte sie einen Plastikbeutel, ging wieder zurück zu der kopflosen Leiche und griff nach dem linken Arm...
    ***
    »Bleib hier, Ricky. Großvater schläft bestimmt noch«, mahnte die grauhaarige Frau ihren Enkel.
    »Er hat mir versprochen, mit mir Drachen steigen zu lassen«, maulte der Fünfjährige. Er preßte sein Auge an das Schlüsselloch. »Die Vorhänge sind gar nicht zugezogen, Oma.«
    »Nicht zugezogen? Was redest du da?« Elsa Robeli drückte die Klinke nieder und betrat das Schlafzimmer ihres Mannes.
    »Pst, er scheint noch zu schlafen«, raunte sie dem Knaben zu.
    Auf Zehenspitzen ging sie weiter bis zum Bett.
    Merkwürdig! Robeli lag nicht im Bett. Aber unter der flachen Decke hob sich etwas ab.
    »Wo ist denn Opa?« wollte der kleine Ricky wissen.
    Eine dunkle, beklemmende Ahnung überfiel die alte Frau, als sie die Bettdecke anfaßte und leicht anhob.
    »Oma, warum ..?«
    »Ruhig...«, sprach die alte Frau. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Bettdecke angehoben hatte und einen Arm darunter liegen sah. Leintuch und Bettbezug waren blutverschmiert.
    Was ist das für ein makabrer Scherz? dachte sie. Ihr Magen revoltierte.
    »Bleib weg, Ricky«, sagte sie tonlos. Ihr Geist weigerte sich, zu begreifen, was sie sah.
    Dann fiel ihr Blick auf den Manschettenknopf an dem blutbesudelten Hemdsärmel.
    »Rudolf...«, ächzte sie. Sie taumelte rückwärts. Auch Ricky warf jetzt einen Blick ins Bett. Wie eine Furie schoß Elsa Robeli auf ihn zu und riß ihn zur Seite.
    »Omi, was ist denn los? Was machst du denn für ein Gesicht?« wollte das Kind wissen. »Was liegt denn da im Bett? Und warum ist das Bett so blutig?«
    Elsa Robeli drängte das Kind hinaus. »Geh spielen«, röchelte sie. Dann stürzte sie ins Badezimmer und mußte sich übergeben.
    Was ist mit Rudolf geschehen? dachte sie monoton. Sie hatte ihm die Manschettenknöpfe zum letzten Geburtstag geschenkt. Und den Hemdsärmel kannte sie auch. Erst gestern noch hatte sie das Hemd gestärkt und gebügelt.
    Sie verstand nicht, warum der Tote, dessen Arm in Rudolfs Bett lag, Rudolfs Hemd trug und auch den Manschettenknopf.
    Als sie den Korridor wieder betrat, lauschte sie mit klopfendem Herzen. Ihr Geist war noch völlig durcheinander. Daß jemand den blutigen Arm in die Wohnung gebracht haben mußte, war ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
    Sie hörte Ricky im Spielzimmer plappern und wankte noch einmal zu dem Schlafzimmer ihres Mannes.
    Sie bekreuzigte sich. »Gott, sei meiner armen Seele gnädig«, sagte sie tonlos. Dann betrat sie das Schreckenszimmer.
    Jetzt, ohne das Kind, trat sie beherzt auf das Bett zu und hob die Decke an.
    Als sie erkannte, daß sie sich vorhin nicht getäuscht und keiner Wahnvorstellung erlegen war, wollte sie von neuem Übelkeit überkommen. Sie zwang sich jedoch, das grausige Gliedmaß näher anzusehen.
    Da, der Ring — die tote Hand trug
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