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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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Auf den ersten Blick würde ich sagen: Ich sollte sofort losfliegen.«
    »Was könnte es sein?«
    »Möglich, dass die Amis es aufgeben, in der syrischen Wüste nach Öl zu bohren. Oder dass sie im Gegenteil noch weitere Ölsuchtrupps anfordern. Könnte alles Mögliche sein. Könnte sogar sein, dass Achmeds Onkel mit irgendwas auf die Schnauze gefallen ist und das Projekt nicht mehr steuert. Was sagen Sie?« Müller grinste. »Schließlich habe ich von Ihnen gelernt, nicht allzu viel Fantasie zu verbraten. Es bringt nichts, haben Sie gesagt.«
    »Auf jeden Fall handelt es sich um etwas, was er Ihnen am Telefon nicht verraten kann. Und ich hasse diese gottverdammten Konjunktive. Rufen Sie ihn an, und sagen Sie ihm, Sie kommen. Was ist mit Geld? Erwartet er welches?«
    »Keine Automatik bei Achmed. Aber ich sollte in Damaskus welches aufnehmen, bevor ich ihn sehe.« Müller dachte leicht erheitert, dass Krause für einen abgebrochenen Theologen erstaunlich oft das Wort »gottverdammt« verwendete.
    »Wie viel?«
    »Fünftausend US-Dollar. Das übliche Verfahren, der ganz normale Treff.«
    »Gut. Ich gebe der Reisestelle und der Residentur in Damaskus Bescheid, damit die das Nötige veranlassen. Rufen Sie Achmed an.«
    Müller trabte in sein Büro zurück und dachte mit leichtem Widerwillen, welchen Wust an Bürokratie er gerade auslöste. Sie diskutierten es immer wieder, stritten sich wie die Kesselflicker um Vereinfachungen und kamen auf der endlosen Leiter der Zuständigkeiten nicht eine Stufe weiter. Krause musste jetzt seine wichtige Zeit dem Geschäftszimmerbereich opfern. Dort würde der Abschlag auf die Reisekosten und Treffkosten festgelegt. Krause müsste an Müllers Stelle unterschreiben. Dann wurde jemand losgeschickt, der die Genehmigung und das Geld abholte. Anschließend musste jemand die Buchung des Fluges erledigen.
    Dazu kam die Bürokratie in Damaskus: Der BND-Resident würde nachschauen, ob sein Bestand an US-Dollar ausreichte, und spätestens nach dem Treffen die Zentrale bitten, seine Dollarkasse wieder aufzufüllen. Und er würde prüfen, ob sein Gehilfe für die Geldübergabe bereitstand, die Müller immer den »Tanz mit dem bartlosen Unterprimaner« nannte.
    Müller nahm das Handy Nummer vier und wählte die lange Nummer von Achmed in Damaskus.
    Achmed meldete sich augenblicklich, und Müller sagte: »Hi, Kumpel.«
    »Oh, mein deutscher Lieferant. Wie geht es dir, alter Gauner?«
    »Na ja, wie es einem so geht, wenn Arabien auf der Matte steht. Hör zu, die Vorschlaghämmer kannst du kriegen. Sofort.«
    »Das ist gut«, sagte Achmed mit einem kleinen fröhlichen Glucksen in der Stimme. Dann unterbrach er die Leitung.
    Müller ging auf die offizielle Leitung und rief zu Hause an.
    Als Melanie sich meldete, sagte er hastig: »Bitte sei nicht sauer, Schatz, aber ich muss auf eine Dienstreise. Nur zwei, drei Tage oder so. Dann bin ich wieder da. Ich komme gleich und pack meine Sachen.«
    »Sie hat sich so gefreut«, sagte Melanie seufzend.
    »Ich weiß.« Müller fühlte sich unbehaglich. »Bis gleich also.«
    Der interne Apparat klingelte, der Chef sagte: »Wir haben Sie auf einer Lufthansa nach Athen in drei Stunden. Dann sofort weiter nach Damaskus. Die Residentur geht klar. Gehen Sie zur Operativen Sicherheit, die Treffs absprechen.«
    »Geht klar.«
    Müller ging über mehrere Flure und die Treppe hinunter zu Willi Sowinski von der Operativen Sicherheit und erklärte gleich: »Ich habe zwei Treffs in Damaskus, beide nach der alten, bewährten Regel. Erster Treff Botschaft wegen der Gelder. Vor dem Café in der Straße der Düfte. Aneinander vorbeigehen, zweimal. Dann hinsetzen. Aktenkoffer Nummer drei, kleines Format. Wird nur gewechselt, steht unter dem Tisch. Er geht vorbei, nimmt meine Tasche auf, ich nehme seine und gehe weiter. Treff Achmed wie immer. Schräg gegenüber von seinem Stand ist ein Obstladen. Ist alles in Ordnung, geht er rein, nimmt eine Orange auf, zahlt sie und geht wieder. Ist es nicht in Ordnung, nimmt er drei Orangen. Ausweichtreff dieselbe Stelle genau eine Stunde später, gleiches Verfahren.«
    »Sie haben es gut drauf«, sagte Sowinski. »Gibt es eine Ausweiche beim Geld?«
    »Gibt es. Exakt eine Stunde später an einem Shawurma-Stand zwei Gassen weiter. Dasselbe Verfahren.«
    »Irgendwelche Unklarheiten?«
    »Nein. Mit Ausnahme der Tatsache, dass wir nicht wissen, was Achmed uns sagen wird.« Müller grinste.
    Sowinski nickte nur und lächelte ihm zu, was in etwa
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