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PR 2639 – Die grüne Sonne

PR 2639 – Die grüne Sonne

Titel: PR 2639 – Die grüne Sonne
Autoren: Hubert Haensel
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1.
     
    Als die PARTOGA in den Linearraum eintrat, ahnte Jeketi, dass bald nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war.
    Warum, war ihm nicht klar. Schon gar nicht, woher er diese Kenntnis bezog. Trotzdem zweifelte er keine Sekunde daran.
    Ihm oblag die Sicherheit des Frachters und seiner fünfköpfigen Besatzung. Die PARTOGA war alt und verbraucht. Kommandant Sakkruz behauptete sogar, sie sei behäbig geworden. Niemand widersprach ihm, weil es die Wahrheit war.
    Jeketi holte die Messwerte auf seinen Schirm.
    Keine Kursabweichung. Die erzielte Überlichtgeschwindigkeit lag nur geringfügig unter der Norm. Diesmal war es gelungen, mit beinahe siebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit in den Linearraum einzudringen.
    Energiekontrolle? Nirgendwo war ein jäher Leistungsabfall zu verzeichnen.
    Die Furcht blieb dennoch. Und sie wurde stärker, eine unsichtbare Last, die Jeketi an diesem Tag fortwährend begleitete.
    Als er sich zum ersten Mal den brennenden Schweiß von der Kopfhaut wischte, war schon die halbe Überlichtetappe vorbei, der bedrohlichste Abschnitt eines Überlichtmanövers mit ungeschützten Kristallen.
    Jeketi dachte an die Fracht der PARTOGA. Heimatkristalle. Das Schiff war voll von ihnen, überwiegend Ramol-3 und Ramol-4, die höchste Qualität. Jeketi entsann sich nicht, das Schiff jemals mit einer derart brisanten Fracht gesehen zu haben. Die Kristalle in den Laderäumen waren ein Vermögen wert.
    Träge tropfte die Zeit dahin.
    Als der Alarm schrillte, hatte die PARTOGA den Rücksturzpunkt schon fast erreicht, nur wenige Lichtjahre trennten den Frachter vom nächsten Orientierungsmanöver. Der Alarm war automatisch ausgelöst worden, die Messwerte signalisierten eine wachsende Kursabweichung.
    »Korrekturmanöver einleiten!«
    Endlich wurde Sakkruz munter. Auch die anderen schreckten aus ihren zufriedenen Träumen auf, die von der üppigen Fracht genährt wurden. Jeketi hatte sie gewarnt: Zu viele hochwertige Kristalle in den Frachträumen stellten in diesem Rohzustand ein unkalkulierbares Potenzial dar.
    Im Hintergrund der Zentrale wurde es lauter, die Korrekturmanöver griffen nicht.
    »Das Linearmanöver beenden!«, dröhnte die Stimme des Kommandanten.
    Jeketi sah es in seinen Anzeigen: Das Schiff jagte unbeirrt weiter durch den Zwischenraum, die Geschwindigkeit nahm sogar zu.
    Die Kursangaben verwischten.
    »Es ist ein Flug ins Nichts«, murmelte Jeketi.
    Chanda war gefährlich, das wusste jeder, der sich weit in den Raum hinauswagte. Nun erwischte es die PARTOGA. Ein Schiffsname mehr, der für kurze Zeit in den Vermisstenlisten stehen und schnell in Vergessenheit geraten würde.
    Und auf einmal, da er die Gefahr vor Augen hatte, wich Jeketis Furcht einer ruhigen Gelassenheit. Er hatte es gewusst, aber seine Vorahnungen sprachen von Veränderung, nicht vom Tod. Kein Grund also, in Panik zu geraten.
    Unbekannten Kräften folgend, jagte der Frachter durch den Linearraum.
    Ein dumpfes Grollen rollte aus dem hinteren Bereich des Schiffes heran. Warnmeldungen zeigten eine Explosion in einem der Laderäume. Druckabfall. Die Außenhülle war in dem Bereich aufgebrochen, in dem die Ramol-4 lagerten.
    Es war Jeketis Aufgabe, das Leck und die Kristalle zu sichern. Er stemmte sich aus dem Sessel hoch. Mit beiden Händen griff er nach dem schweren Schutzhelm und hob ihn auf die Schultern. Fauchend saugten sich die Dichtungen fest. Er schmeckte den Zustrom von frischem Sauerstoff.
    Im Helmfunk überschlugen sich die Stimmen der anderen. Sie redeten von schweren Energieentladungen im Frachtbereich.
    Jeketi hastete an ihnen vorbei, ohne von ihren Bemühungen Notiz zu nehmen, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Erst als er das Schott erreichte und den Öffnungsmechanismus betätigte, drehte er sich noch einmal um.
    Er erstarrte.
    Jeketi sah, dass er sich soeben aus dem Sessel vor der Ortungs- und Überwachungskonsole hochstemmte und mit beiden Händen nach dem Schutzhelm griff.
    Für einen Moment hielt er den Atem an. Er konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, der sich da von der Ortung löste, aber jede Bewegung erschien ihm so unglaublich vertraut.
    Der Helm rastete ein. Gleich würde er mit zwei Fingern der rechten Hand den Dichtungswulst abfahren, um eventuelle Verschiebungen aufzuspüren. Völlig unnötig eigentlich. Niemand außer ihm war derart übervorsichtig.
    Genau die erwartete Bewegung kam. Jeketi vergaß völlig, dass er die Zentrale verlassen wollte. Das Schott stand bereits offen, doch er
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