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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO
Autoren: Peter Mayle
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sagten sie sich, würde das Verschwinden der Notarin als eine der vielen unaufgeklärten Begebenheiten in die neunhundertjährige Geschichte von St. Pons eingehen.
    Max erhielt weiteren Aufschluss, als er sich telefonisch mit Fitzgerald in Bordeaux in Verbindung setzen wollte und feststellen musste, dass es keinen Anschluss mehr unter seiner Nummer gab. Doch erst ein weiterer Anruf, der auf Drängen Roussels erfolgte, bestätigte endgültig den Verdacht, einem Täuschungsmanöver aufgesessen zu sein.
    Als einer der Drahtzieher des ursprünglichen Komplotts - der Staatsanwalt würde ihn unter Umständen sogar beschuldigen, der Anstifter zu sein - war Roussel außer sich vor Sorge. Wieder und wieder gingen ihm die Folgen seines Verhaltens durch den Kopf, die ihm drohten, falls die Behörden beschlossen, kurzen Prozess zu machen: Steuernachzahlungen (plus saftige Zinsen) für die Erträge, die er erwirtschaftet hatte, eine Geldbuße, weil er besagtes Einkommen nicht angegeben hatte, Bankrott, möglicherweise sogar eine Haftstrafe, seine Familie mittellos, sein Leben in Scherben. Während der Tage, die den Ereignissen in Bordeaux folgten, konnte man die schwarze Wolke beinahe sehen, die sich über seinem Haupt zusammenbraute, wenn er rein mechanisch seiner Arbeit im Weingarten nachging. Er verlor den Appetit, sprach kaum noch mit seiner Frau und giftete ständig den Hund an. Zum Schluss, als er die Spannung nicht länger aushielt, überredete er Max, sich mit der Polizei in Bordeaux in Verbindung zu setzen; zu wissen, welches Schicksal ihn erwartete, selbst wenn es das Schlimmste war, erschien ihm erträglicher als die nagende Ungewissheit.
    Die beiden Männer saßen in der Küche, während Max die Auskunft anrief, um sich die Nummer in Bordeaux geben zulassen. Nach einiger Verzögerung wurde er endlich mit Inspektor Lambert verbunden.
    »Oui?« Die Stimme war die eines überarbeiteten Mannes, der äußerst ungeduldig war.
    »Monsieur Skinner am Apparat. Max Skinner.«
    »Wer?«
    »Erinnern Sie sich nicht? Wir sind uns letzte Woche in Bordeaux... ähm, begegnet.«
    »Tut mir Leid, Monsieur. Aber da muss ein Missverständnis vorliegen.«
    »Sie sind doch Inspektor Lambert, oder?«
    »Ja.«
    »Entschuldigung, aber gibt es noch einen anderen Inspektor Lambert in Bordeaux?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sind Sie sicher? Wir haben erst letzte Woche...«
    »Monsieur« - die Stimme klang sehr gereizt - »Lambert ist ein weit verbreiteter Name. Zufällig weiß ich, dass es ungefähr siebenundsechzigtausend Familien in Frankreich gibt, die so heißen. Allerdings weiß ich auch, dass es im Polizeikommissariat in Bordeaux nur einen Lambert gibt, und der bin ich. Mit Sicherheit haben Sie etwas Besseres zu tun, als meine kostbare Zeit zu verschwenden. Guten Tag, Monsieur.«
    Roussel hatte sich gespannt nach vorn gelehnt, auf seiner Lippe gekaut und versucht, die fehlende Hälfte des Dialogs zu erraten. Max legte den Hörer auf, schüttelte den Kopf und begann zu grinsen. »Dieser ausgekochte Halunke.«
    »Wer?«
    »Fitzgerald. Das muss er ausgeheckt haben. Lambert, oder wie immer sein wirklicher Name lautet, ist genauso wenig Polizeiinspektor wie ich. Die ganze Sache war ein abgekartetes Spiel.« Max hörte auf, den Kopf zu schütteln, wie ein Mann, dem gerade vor Augen geführt wurde, auf welche Art die Kaninchen in den Hut des Magiers gelangen. »Wir wurden ausgetrickst. Ist das nicht phantastisch? Wir haben uns einfach austricksen lassen!«
    Das Stirnrunzeln verschwand, während sich ein Hoffnungsschimmer auf Roussels Gesicht ausbreitete. »Aber die Polizisten...«
    »Claude, heutzutage kann man sich doch alles ausleihen, auch und gerade Uniformen. Und wir haben in Bordeaux nicht verlangt, dass die flics sich ausweisen. In einer solchen Situation denkt man einfach nicht an das Naheliegende, Einfache. Nein, ich bin mir absolut sicher. Die einzigen Menschen, die Bescheid wissen, was hier gespielt wurde, sind wir, Fitzgerald und seine sauberen Freunde. Und die werden kein Wort verlauten lassen, darauf kannst du Gift nehmen. Wenn alles herauskäme, müssten die mit saftigen Strafen rechnen; was steht gleich darauf, sich für einen Polizeioffizier auszugeben? Ich denke, du kannst aufatmen; du bist aus dem Schneider. Wir sind aus dem Schneider.«
    Roussel sprang auf und lief um den Tisch herum, mit ausgebreiteten Armen und strahlendem Lächeln. »Cher ami, cher ami.« Er riss Max vom Stuhl, schloss ihn so vehement in seine Arme, dass
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