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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO
Autoren: Peter Mayle
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Labor und erklärte sich nach einem kurzen Telefonat einverstanden, einen Boten zu schicken, der den Wein abholen sollte, damit er die Analyse noch am selben Abend durchführen konnte.
    Nachdem auch dieses Thema erledigt war, wurden Trinksprüche ausgebracht: auf Claude Roussel, der den Wein erzeugt hatte, auf Charlie für seine schauspielerische Glanzleistung, auf die kichernde Christie aus Gründen, die Charlie nicht preiszugeben beliebte, auf eine rosige Zukunft. Als sie in ihre Zimmer hinaufgingen, um sich für das Abendessen umzukleiden, war die Stimmung der Gruppe so überschäumend wie der Champagner, der durch ihre Adern blubberte.
    Die Stimmung sollte gleichwohl einen Dämpfer erhalten. Ihr neuer Freund, der Barkeeper, hatte ihnen ein Bistro in der Rue St. Remi empfohlen - das mit Plakaten aus den zwanziger Jahren und langen versilberten Wandspiegeln dekoriert war, dunkelrote, mit Englischleder bespannte Konsolen aufwies und eine Küche hatte, die traditionell gut und solide anmutete. Hier studierten sie gerade die Speisekarte, als Max auffiel, dass Roussel ziemlich schweigsam geworden war.
    »Was ist denn los, Claude? Stimmt etwas nicht? Du machst dir doch nicht etwa Sorgen wegen des Weines?«
    Roussel zupfte an seinem Ohr und legte seine Speisekarte mit einem Ruck beiseite. »Bevor wir das Hotel verließen, habe ich mit Ludivine telefoniert - um sie auf dem Laufenden zu halten -, und sie eröffnete mir, dass Nathalie Auzet heute Morgen angerufen hat.«
    »Was wollte sie?«
    »Hat sie nicht gesagt. Ludivine erklärte ihr, dass ich weg bin, und die Notarin meinte daraufhin, dass sie morgen wieder anrufen würde. Vielleicht geht es um den Vertrag für die métayage. Keine Ahnung.«
    Max winkte ab. »Lass dir deswegen das Abendessen nicht verderben. Wir kümmern uns um sie, sobald wir zurück sind. Na komm, mach nicht so ein Gesicht, was soll schon sein?«
    Dem Abendessen, lang und in zunehmend entspannter Atmosphäre, folgte ein Absacker an der Hotelbar, um die Ergebnisse der Analyse zu feiern. Sie bestätigten den Befund von Roussels Nase, zur großen Erleichterung aller Beteiligten.
    Es war weit nach Mitternacht, als Max in sein Hotelzimmer zurückkehrte, wo das kleine rote Auge der Telefonanlage ihn mit einem Blinken auf den Eingang einer Nachricht aufmerksam machte. Madame Passepartout hatte angerufen: zweifellos, um ihn an sein Versprechen zu erinnern, ihr eine Schachtel canelés mitzubringen - kleine, karamellisierte Zimtkuchen -, eine Spezialität aus Bordeaux und eine Leidenschaft, der sie frönte, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Er machte einen entsprechenden Vermerk auf seinem Notizblock, dann nahm er eine Flasche Evian mit ins Bad; eine ausgiebige Dusche und ein Liter Wasser als letztes Getränk am Abend waren ein wirksameres Mittel gegen den Kater als Aspirin am nächsten Morgen. Kaum dass sein feuchtes Haupt das Kopfkissen berührt hatte, schlief er auch schon ein.
    * * *
    Das Läuten des Telefons riss ihn nach einer Nacht seliger Träume - Fanny, Wein, die Zukunft, Fanny - aus dem Schlaf; noch halb benommen fuhr er zusammen, als das vertraute Kreischen an sein Ohr drang.
    »Monsieur Max! C'est moi.«
    Max blickte triefäugig auf seine Uhr: es war erst acht. Er wünschte Madame Passepartout einen guten Morgen und tastete blind nach der Flasche Evian.
    Sie war untröstlich, ihn zu stören, aber vielleicht sei es wichtig für ihn zu erfahren, dass Maître Auzet ihn zu Hause aufgesucht hatte und ihn sprechen wollte. Als sie zu hören bekommen hatte, er sei nicht da, hatte sie wissen wollen, wo er stecke. Man stelle sich das vor! Was für eine Frechheit! Eine so unverfrorene Neugierde an den Tag zu legen zeuge von schlechten Manieren. En plus hatte sie sich geweigert, den Grund ihres Besuches zu nennen. Nicht nur schwierig, diese Person, sondern auch halsstarrig. Es erübrige sich wohl zu erwähnen, dass sie keine Antwort auf ihre Fragen, sondern nur den guten Rat erhalten habe, es später in der Woche abermals zu versuchen.
    Madame Passepartout legte eine Pause am Ende ihres rasanten Vortrags ein, damit Max seinen Kommentar abgeben konnte, und schien enttäuscht zu sein, dass ihm spontan nichts dazu einfiel. Er versprach, ihr eine große Schachtel canelés mitzubringen, und legte auf, in Gedanken versunken. Offenbar gab es ein Problem, aber wie es auch beschaffen sein mochte, es würde warten müssen.
    Die vier verließen das Hotel nach dem Frühstück, eine Truppe, die einen Dämpfer erhalten
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