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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO
Autoren: Peter Mayle
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gut.«
    »Und die Vinifikation findet immer avec pigeage statt, wie wir sagen. Wie schon zu Zeiten meines Großvaters. Manchmal sind die alten Methoden die besten.«
    Was zum Teufel war pigeage? Den Ausdruck hatte er im Weinseminar nie gehört. Er klang kompliziert und ziemlich unhygienisch. »Eines zeigt sich immer wieder. Man sollte die Details nicht unterschätzen«, sagte Charlie und beugte sich zu Fitzgerald hinüber. »Nun denn. Vielleicht könnten wir jetzt zu den finanziellen Details übergehen; für den Jahrgang 2000, denke ich. Sie hatten Recht. Er ist eine Spur komplexer, hat einen längeren Abgang und mehr - wie soll ich sagen? - gravitas. Und ich bin sicher, dass diese Spitzenqualität ihren Preis hat.«
    »Hunderttausend Dollar pro Kiste«, erwiderte Fitzgerald mit einem Schulterzucken, in dem allenfalls die Andeutung einer Entschuldigung lag. Dann lächelte er. »Der Versand an gleich welchen Ort auf der Welt ist inbegriffen.«
    Charlie erschrak, erholte sich aber rasch so weit, dass es ihm gelang, mit einer Handbewegung über eine solche Lappalie hinwegzugehen. »Was den Versand betrifft, wird der Sultan gewiss eine seiner Privatmaschinen schicken, um ihn abholen zu lassen. Er findet, dass die Sicherheit bei den Verkehrsfluggesellschaften viel zu lax gehandhabt wird, um eine derart kostbare Fracht zu befördern.« Er holte abermals den Ratschluss der Zimmerdecke ein, tief in Gedanken, bevor er zu einem Entschluss gelangte. »Gut. Ich werde meinem Klienten empfehlen, in diesen Wein zu investieren. Lassen Sie mich mal kurz überlegen. Wäre eine Bestellung von zehn Kisten möglich?«
    »Sie würden unseren Keller bis auf den letzten Tropfen leeren, Mr. Willis.« Fitzgerald tat sein Bestes, um sich zu zieren, wie ein Mann, der es hasst, sich von seinen Schätzen trennen zu müssen. »Nun ja, zehn Kisten, das ließe sich wohl gerade noch machen.«
    »Wunderbar.« Charlie blickte auf seine Uhr. »Der Zeitunterschied beträgt neun Stunden, was ungünstig ist, leider. Ich werde mich erst spät am Abend mit meinem Auftraggeber in Verbindung setzen können. Ich könnte den Rest des Nachmittags gleichwohl nutzen, alles für den Bankwechsel zu arrangieren. Crédit Suisse ist ein annehmbares Finanzinstitut, oder?«
    Und ob. Mr. Fitzgerald sah bereits den silbernen Lamborghini vor sich, mit dem er schon seit vielen Jahren liebäugelte.
    »Also dann bis morgen früh, sagen wir um zehn, hier bei Ihnen?« Charlie setzte seine Sonnenbrille auf und ging zur Tür. »Oh, Sie könnten mir einen kleinen Gefallen erweisen.«
    Inzwischen war Fitzgerald an einem Punkt angelangt, an dem er splitterfasernackt Kopfstand gemacht und dabei die Marseillaise gepfiffen hätte, wenn man es von ihm verlangt hätte. »Mit dem größten Vergnügen, so weit es in meiner Macht steht.«
    »Würden Sie mir gestatten, die offene Flasche mit dem 2000er mitzunehmen? Ich möchte den Geschmack noch im Mund haben, wenn ich heute Abend den Anruf tätige. Das würde meiner Empfehlung das gewisse je ne sais qui verleihen.«
    »Quoi«, entgegnete Fitzgerald, unfähig, dem Drang zu widerstehen, einem Fremden, der sich im Labyrinth seiner Muttersprache verirrt hatte, zu zeigen, wo's langging. »Selbstverständlich. Moment, ich besorge Ihnen einen Korken.«
    Als Fitzgerald die Eingangstür hinter Charlie geschlossen hatte, kehrte er in den Probierraum zurück, schenkte sich ein Glas Wein ein und nahm Platz, um die Aussicht auf den Scheck in Millionenhöhe, den er morgen sein Eigen nennen würde, besser zu genießen. Vielleicht sollte er in Betracht ziehen, gleich eine größere Wohnung in New York und ein größeres Boot auf den Bahamas zu kaufen. Er trank einen Schluck Wein. Er schmeckte wirklich gut; beinahe so gut, wie er behauptet hatte.
    * * *
    Charlie klappte in der ersten Bar, an der er vorbeikam, zusammen und bestellte einen doppelten Brandy, euphorisch und benommen vor Aufregung. Obwohl alles nur Theater gewesen war, hatte er das Schwindel erregende Gefühl, gerade für eine Million Dollar einhundertzwanzig Flaschen Wein erstanden zu haben, mit Geld, das jemand anderem gehörte. Ein hervorragender Wein, ohne Frage; aber handelte es sich wirklich um Roussels Wein? Er starrte die Flasche an, die der chevalier ihm gegeben hatte, überschlug ihren ungefähren Preis und staunte, dass jemand bereit war, solche Unsummen dafür auszugeben. Wieder gingen ihm des Kaisers neue Kleider durch den Sinn.
    Die anderen warteten in der Lobby des Hotels: Max
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