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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany
Autoren: Swan Karen
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obligatorischen sporran , dessen seidiger Pferdehaarschweif in einigen Fällen bis zum Saum des Kilts fiel. Mehrere Herren hatten überdies Schärpen angelegt. Die Frauen waren nicht weniger prächtig in langen Abendroben und funkelndem Familienschmuck erschienen. Dennoch musste Cassie zugeben, während ihr Blick zu ihren drei mondänen Freundinnen huschte – Anouk in einem muschelrosa Traum aus Plissee, Suzy in einem mit Goldperlen bestickten Kleid und Kelly in bestickter Seide –, dass ihre Gäste nicht anders aussahen als sonst bei solchen Anlässen.
    Wie dieses Haus, dachte sie. Eingeengt, beschwert von der Last der Jahre, von uralten Traditionen. Die große Eingangshalle war überaus beeindruckend – aber das war sie immer. Selbst ein Strauß Gänseblümchen in einer Teekanne hätte hier beeindruckend gewirkt. Genauso beeindruckend wie jede Party, die in den letzten zweihundert Jahren hier gefeiert worden war. An der Decke hingen funkelnde Kristalllüster; die alten Familienporträts waren mit frischen grünen Efeuranken behängt; an den Wänden steckten in Bronzehaltern bleiche, leicht ausgefranste Flaggen mit alten Familienwappen. Im riesigen offenen Steinkamin hatte man Blumenbuketts aufgestellt, in denen die traditionelle schottische Distel natürlich nicht fehlen durfte – für ein Feuer war es derzeit zu warm. Nur die leuchtend roten Luftballons, die in regelmäßigen Abständen am Treppengeländer hingen, verkündeten mit ihrer Aufschrift »Wir sind zehn!«, dass Cassie hier die Herrin des Hauses war und nicht ihre respekteinflößende Schwiegermutter oder eine der anderen Damen, die grimmig aus ihren Porträts auf die Feiernden herabstarrten.
    Cassie sah, dass ihre Freundinnen – die wie Kletten aneinanderzukleben schienen – Wiz bereits gefunden und mit Beschlag belegt hatten. Wiz, deren richtiger Name Lady Louisa Arbuthnott lautete, war die hochgeschätzte Tochter eines der ältesten Anwälte des Landes, Lord Valentine, und verfügte über die besten Beziehungen in Edinburgh. Anlässe wie diesen hier absolvierte sie im Schlaf. Ob es um Windparks ging, um den schwindenden Rebhuhnbestand, den beklagenswerten Rückgang der Moore im Zentralgürtel – Wiz kannte sich aus und hatte zu allem und jedem etwas Unterhaltsames zu sagen. Nichts konnte sie einschüchtern. Oder langweilen. Jeder, der sie kannte, mochte und bewunderte sie.
    Heute trug sie ein eng anliegendes olivgrünes Seidenkleid, dazu eine schwarze Perlenkette. Ihr rotbraunes Haar hatte sie zu einem eleganten Knoten hochgesteckt. Wiz war die einzige Frau hier, die es in Stil und Auftreten mit ihren Freundinnen aufnehmen konnte. Sie war in der Großstadt ebenso zuhause wie auf dem Lande. Als Seniorpartner in der wichtigsten Scheidungskanzlei von Edinburgh, McMaster & Mathieson, verfügte sie über einen eigenen Agenten bei Harvey Nicks, der ihr immer die besten Stücke aus der neuesten Designerkollektion reservierte.
    Die Gruppe stand am anderen Ende der großen Halle. Cassie sah, wie Wiz den Kopf zurückwarf und schallend über etwas lachte, das Kelly gesagt hatte. Die Gruppe wirkte gut gelaunt und sorglos – und dennoch krampfte sich Cassies Magen nervös zusammen. Sie kannte die Körpersprache ihrer Freundinnen zu gut, um die Zeichen zu übersehen: Anouks Augen waren eine Winzigkeit verengt, Suzys Lächeln wirkte aufgesetzt, und Kelly hatte das Kinn ein wenig zu weit gesenkt. Die Mädchen hatten zwar nie etwas gesagt, aber Cassie wusste, dass sie Wiz nicht besonders leiden konnten. Eifersucht, vermutete sie.
    Sie taten ihr Bestes, um sie, Cassie, auf dem Laufenden zu halten, das wusste sie. Sie telefonierten regelmäßig und tauschten E-Mails aus; sie hatten sie sogar dazu überredet, einen Status-Update auf Facebook einzurichten. Vierzehn Tage lang hatte sie ihre Freundinnen mit Botschaften wie Cassie Fraser … trinkt gerade eine Tasse Tee/sitzt gerade an ihrem Computer/langweilt sich zu Tode versorgt, bis sie sie aus reiner Verzweiflung baten, damit wieder aufzuhören. Die Tatsache, dass sie noch nie etwas von Miederhöschen gehört hatte und annahm, dass Gladiatorensandalen zuletzt von den Römern getragen worden seien, bewies wieder einmal schmerzhaft, wie himmelweit sie sich vom Orbit ihrer Freundinnen entfernt hatte. Sie waren alte Freundinnen, das schon, doch die Dinge hatten sich geändert. In Wahrheit war es nun Wiz, die mehr über sie wusste, als die anderen drei.
    Vor vier Jahren hatte Cassie ihren geliebten Vater verloren,
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