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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany
Autoren: Swan Karen
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Anschließend senkte sie die Schultern und nahm ein paar tiefe Atemzüge, so wie sie’s beim Yoga gelernt hatte. Bebe würde schon ohne sie zurechtkommen. Morgen Abend würde sie ohnehin wieder ins Flugzeug steigen und Montag pünktlich zum Lunch im Büro erscheinen. Ein Kinderspiel. Es gab Leute, die länger auf dem Klo zubrachten.
    Die Sektkorken knallten, während unten in der Eingangshalle die betuchte Standuhr siebenmal anschlug. Suzy schenkte die Gläser voll.
    »Prost!« Cassie strahlte in die Runde. Ihre Augen funkelten. Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett. »Auf uns!«
    Anouk legte den Kopf zur Seite. »Das lass deinen Mann besser nicht hören«, sagte sie mit ihrem samtweichen französischen Akzent, »schließlich sind wir doch hergekommen, um auf euch beide anzustoßen!«
    Cassie zuckte wegwerfend mit den Schultern und stieß einen seligen Seufzer aus. Anouk hatte natürlich recht. Sie und ihr Mann hielten es schon seit zehn Jahren miteinander aus – und das in einer Zeit, in der es die meisten Paare kaum auf zwei brachten. Um das zu feiern – gewaltig zu feiern, fast noch gewaltiger als ihre Hochzeit vor zehn Jahren –, waren sie hier. Und obwohl Cassie stolz darauf war – nicht zuletzt deswegen, weil sie ihrem Mann die Treue gehalten hatte –, freute sie sich noch mehr darüber, dass ihr dieser Anlass die perfekte Gelegenheit gab, ihre über die ganze Welt verstreuten Freundinnen endlich wieder einmal in ihre Gegend zu locken. Suzy, Kelly und Anouk sahen sich öfter, das wusste Cassie. In der Welt, in der sie lebten, waren London, Paris und New York ja praktisch Vororte einer gigantischen Megastadt – aber ein Ausflug in die schottische Wildnis? Wohl kaum. Dies war das erste Mal seit ihrer Hochzeit, dass sie wieder einmal alle zusammen waren. Wollte heißen, sobald auch Kelly endlich eintraf.
    Cassie sah zu, wie Suzy eine pastellblaue Schachtel mit schokobraunen Punkten zur Hand nahm, die auf dem Fußende des Betts lag. »Sekt für dich und Gil, aber das hier ist nur für uns!« Sie klappte den Deckel auf: Vier überdimensionale Cupcakes lagen darin, zartgelb glasiert, garniert mit einer weißen Marzipanrose.
    »Aaaah! Magnifique «, stöhnte Anouk, beugte sich vor und reichte Cassie einen.
    »Gottchen, die sind ja entzückend!«, quietschte Cassie und hielt ihren ans Licht. »Wie kleine Babykaninchen.« Dundee Cake konnte mit derart hochentwickelter Konditorskunst Made in Pimlico, London natürlich nicht mithalten.
    »Passionsfrucht?«, stieß Cassie verblüfft hervor und versprühte dabei einen Schauer von Kuchenkrümeln.
    Suzy nickte. »Wie findest du’s? Das Rezept hab ich mit meiner Konditorei zusammen entwickelt. Die ersten Versuche waren zu matschig, die zweiten zu lasch. Aber ich glaube, jetzt haben wir’s – was meinst du?«
    Cassie wankte hingerissen.
    »Und wie führt sich deine derzeitige Braut auf? Geht’s einigermaßen?«, erkundigte sich Anouk. Sie saß kerzengerade auf dem Bett und pickte mit spitzen Fingern an ihrem Cupcake, wie ein Vögelchen an einem Krümel.
    Suzy verdrehte die Augen. »Was glaubst du wohl? Andauernd überlegt sie es sich anders. Das Einzige, worüber sie noch nicht ihre Meinung geändert hat, ist der Bräutigam. Aber das kann auch noch kommen. Die Hochzeit ist erst in einem Monat.«
    Anouk schüttelte kichernd den Kopf. »Wie hältst du das bloß aus? Dieses ganze Tamtam und der Stress, den dir deine Kundschaft macht.«
    Suzy beäugte zerknirscht ihre Hüftpolster. »Ich versteh das einfach nicht – bei dem Stress müsste ich eigentlich abnehmen, statt zunehmen, aber irgendwie schaffe ich das nie. Und muss dazu noch mit ansehen, wie bei meinen Bräuten die Pfunde nur so purzeln. Wie kommt’s, dass ich die Einzige bin, die unter solchen Umständen auch noch zunimmt? Dabei hab ich doch den ganzen Stress – mit den Floristen, mit überbuchten Veranstaltungsorten, unzuverlässigen Musikbands, bekoksten DJs, launischen Pfarrern … ehrlich, ich hab schon alles erlebt. Da müsste man doch annehmen, dass ich nur noch ein Strich in der Landschaft bin. Von wegen!«
    Cassie seufzte. Seit sie Suzy kannte – und das war praktisch seit ihrer Geburt –, befand sich diese auf einem Kreuzzug gegen ihre Figur. Mit zwölf bereits eins fünfundsiebzig besaß sie obendrein einen ziemlich kräftigen Körperbau. Sie schämte sich für ihre Größe, hatte immer das Gefühl gehabt, zu viel Platz zu verbrauchen. Selbst jetzt, mit dreißig, war sie den jugendlichen Wunsch,
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