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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany
Autoren: Swan Karen
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Fettwülste. Die gebe ich all meinen etwas fülligeren Bräuten, macht eine glatte, schlanke Figur.«
    »Was für Schuhe willst du dazu anziehen?«, erkundigte sich Kelly. Ihr graute schon vor der Antwort. »Sag jetzt nicht, Pumps. Sag nicht …«
    »Ich hab ein paar hübsche Pumps. Angenehmer Absatz. Die habe ich letztes Weihnachten beim Schlussverkauf ergattert. Echte L. K. Bennetts.« Drückende Stille. »Was? Das sind meine besten.«
    Anouk stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, ging zu ihrem Schuhberg und begann darin zu wühlen. Triumphierend tauchte sie mit zwei goldenen Riemchensandalen von Louboutin mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen auf. »Probier die mal an. Die müssten dir passen, wir haben ja die gleiche Schuhgröße.«
    »Machst du Witze? Ich bin an hohe Absätze nicht mehr gewöhnt. Ich laufe doch fast nur noch in Gummistiefeln rum. Drei Zentimeter, das ist mein Limit. Wie soll ich mit diesen Dingern die Treppe runterkommen? Ich werde mir den Hals brechen. Ich müsste am Geländer runterrutschen, um heil unten anzukommen.«
    »Wenn’s nicht anders geht«, sagte Anouk unbarmherzig.
    Cassie schlüpfte seufzend in die Sandalen, mit denen sie stattliche eins achtzig groß war. Sie musste allerdings zugeben, dass sie zu dem Kleid fantastisch passten. Außerdem waren sie bequemer, als sie aussahen. Aber sie hatte ja auch noch nicht versucht, damit herumzugehen. Was sie auf einen Gedanken brachte …
    »Ich hoffe, ihr habt nicht vergessen, dass schottische Tänze getanzt werden, das ist ein Mordsgehüpfe, da braucht man vernünftiges Schuhwerk.«
    »Was, bitte?«, sagten Kelly und Anouk wie aus einem Munde. »Diese zwei Vokabeln existieren nicht in unserem Wortschatz.«
    »Schätzchen, ein Tanz, bei dem ich flache Absätze brauche, ist es nicht wert, getanzt zu werden«, verkündete Suzy im Brustton der Überzeugung. »Lieber betrinke ich mich.« Alle prusteten los, selbst Cassie.
    Fünfundvierzig Minuten später kamen sie zu viert die Treppe herunter, untergehakt wie eine Gänseblümchenkette. Nicht einmal Cassie konnte die Blicke übersehen, die sie einheimste. Keiner ihrer Bekannten – Gils Bekannten – hatte sie je so gesehen. Sie fühlte sich fantastisch. Anouk hatte ihr das dunkelblonde Haar um den Haaransatz herum in Löckchen gelegt, was fast griechisch anmutete. Hinten fiel es in dichten Wellen über ihre Schultern. Suzy hatte ihre großen blauen Kulleraugen mit goldenem und bronzefarbenem Lidschatten akzentuiert und Mattrot auf ihren großzügigen, immer lächelnden Mund aufgetragen.
    Cassie war zuvor von ihren Freundinnen begutachtet worden wie ein soeben geschaffenes Kunstwerk. Diese Frau besaß keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der, die heute Nachmittag um zwei in einer ausgebeulten Latzhose und einem alten, löchrigen Lambswool-Pulli von Gil zwischen den Himbeerbüschen im Garten herumgegraben hatte. Sie wusste zwar, dass sie gut aussah, aber das, was auf einer Modenschau in Paris oder auf einer Cocktailparty in Manhattan Eindruck machte, mochte beim schottischen Landadel total danebengehen. Gil war zehn Jahre älter als sie und seine Bekannten noch älter. War das, was sie anhatte, auch … schicklich? Ängstlich sah sie sich im Saal um, versuchte Wiz’ Blick einzufangen, bevor sie Gil gegenübertrat.
    Cassie konnte zwar weder die eine noch den anderen entdecken, dass ihr Kleid ein Hit war, daran bestand allerdings kein Zweifel. Kaum hatte sie den Fuß der Treppe erreicht, strömten die Gäste, eingehüllt in eine Wolke aus Parfüm und Aftershave, auch schon auf sie zu und trennten sie von ihren Freundinnen.
    »Hallo … wie schön, Sie zu sehen … ach, wie nett von Ihnen … Hallo … wie geht’s? … Freut mich, dass Sie kommen konnten … Ach, wirklich? … Sie sehen fabelhaft aus … Ja, ich weiß, herrliches Wetter, nicht? … Hallo … schön, dass Sie da sind …«
    Doch auch diese kleine Sensation konnte die Party nicht lange erschüttern. Ein Mann mit Vollbart, der aussah, als habe er ein Büschel davon für seinen Sporran verwendet, drückte ihr ein Glas in die Hand, und das Gespräch kehrte auf vertrautes, wenn auch langweiliges Terrain zurück: den hässlichen Windpark auf dem benachbarten Anwesen des Earl of Luss.
    Cassie ließ diskret den Blick umherschweifen. Von der Galerie floss perlend die Musik eines Streichquartetts herab. Die männlichen Gäste trugen entweder trews (enganliegende Beinkleider im Schottenkaro) oder den traditionellen Kilt, geschmückt mit dem
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