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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany
Autoren: Swan Karen
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auf. »Du lieber Himmel! Das ist ja schlimmer, als ich dachte.«
    Cassie stieß einen Freudenschrei aus und war mit zwei Sprüngen bei Kelly. Sie umarmte die Freundin stürmisch.
    Anouk hob das Samtkleid angeekelt vom Boden auf. »Viel schlimmer, Schätzchen, viel schlimmer.« Sie schaute Kelly an, die ihren Blick über Cassies Schulter hinweg erwiderte. Sie warf das Kleid aufs Bett und zündete sich eine Zigarette an.
    Suzy schenkte ein weiteres Glas Sekt ein und schlenderte damit zu Kelly, die soeben von Cassie losgelassen wurde. »Kannst dich immer noch nicht durchringen, mal was Farbiges anzuziehen, wie ich sehe«, sagte sie mit einem missbilligenden Zungenschnalzen, reichte Kelly das Glas und gab ihr einen Schmatz. »Hast abgenommen, Schätzchen. Du bist zu dünn!«
    »Zu dünn gibt’s nicht«, schnurrte Anouk und küsste Kelly auf beide Wangen, wobei sie den Arm lang machte und ihre Zigarette nach hinten streckte.
    »Ganz meine Rede«, stimmte ihr Kelly zu. Die beiden waren eingeschworene Fashion-Freaks, beide überzeugte, ja geradezu militante Singles und auf dem Höhepunkt ihrer Verführungskunst. Sogar im Aussehen ähnelten sie sich. Kelly war ebenfalls brünett, mit glänzendem, allerdings glattem Haar, einer charmanten kleinen Himmelfahrtsnase und braunen Mandelaugen.
    »Bin anscheinend gerade noch rechtzeitig eingetroffen«, sagte Kelly, packte Cassie bei den Schultern und musterte sie streng. »Wie kannst du das Anouk bloß antun?«
    »Was? Wie meinst du das?«
    »Sie ist Französin, Cass. Da kannst du nicht in solcher Unterwäsche rumlaufen. Das hält ihre Konstitution einfach nicht aus.«
    »Also … ich … äh …«, stammelte Cassie. Sie blickte hilflos zwischen Anouk und ihrem bemitleidenswerten Büstenhalter hin und her. Anouk hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen. »Gil macht das nichts aus!«, stieß Cassie defensiv hervor.
    »Also weißt du, mir ist es schleierhaft, wir ihr eure Ehe so lange am Leben gehalten habt.« Kelly trank einen Schluck Sekt. »In Manhattan würde man dich des Betts verweisen!«
    »In Paris würde man dich einweisen«, warf Anouk ein.
    Cassie schaute Suzy an, in banger Erwartung des letzten Nagels für ihren Sarg. »Sorry, Liebes«, sagte diese achselzuckend, »kann dir auch nicht helfen. London is definitely not calling.«
    »Aaah! Ihr seid der reinste Alptraum, die ganze Bande!« Cassie hob erbost ihren Bademantel vom Boden auf. »Ich hatte ganz vergessen, was für Modepuppen ihr seid. Wie eure Männer das mit euch aushalten, ist mir schleierhaft.«
    Sie hasste es, wenn sie sich alle, so wie jetzt, gegen sie verschworen. Sie mochten ja in verschiedenen Ländern leben und in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sein, aber das Wort »Blasiertheit« schien universell zu sein, ein Band, das ihre glamourösen, urbanen Freundinnen miteinander verband. Und das, obwohl sich ihr Alltags- und Berufsleben sehr voneinander unterschied: Kelly besaß eine Fashion-PR-Firma in Manhattan, Suzy war eine erfolgreiche Hochzeitsplanerin in London und Anouk eine gefragte Schmuckdesignerin in Paris, die ihre Ware niemals bei einem ordinären Juwelier oder gar in einer Boutique zum Kauf angeboten hätte, und die nur dann neue Kunden annahm, wenn diese von mindestens drei alten empfohlen wurden. Trotzdem benutzten die drei unweigerlich denselben neuesten wunderwirkenden Moisturizer, trugen dieselbe Balenciaga-Tasche mit sich herum, lasen die Tageszeitung auf dem iPad und trugen MiH Jeans, weil die angeblich einen kleinen Po machten.
    »He, beruhige dich – ich bin, was dich betrifft, ohnehin auf alles vorbereitet.« Kelly zwinkerte ihrer Freundin schelmisch zu und öffnete den Reißverschluss ihrer Reisetasche. »Und deshalb hab ich dir das hier mitgebracht.« Zum Vorschein kam ein weiches, in rosa Seidenpapier eingeschlagenes Päckchen.
    Cassie nahm es mit spitzen Fingern und beäugte es misstrauisch. Bei ihren Freundinnen musste man auf alles gefasst sein. Sie schlug das Seidenpapier auf. Darin lag ein mitternachtsblaues Seidenkleid. »Oh! Was für ein wunderschönes Nachthemd!« Entzückt strich sie über den glatten Stoff, ihren Ärger für den Moment vollkommen vergessend.
    Die anderen prusteten los.
    »Na, soll ich’s heute Nacht anziehen?« Kokett hielt sie sich das Kleidchen an den Körper.
    »O ja, das wirst du«, lachte Kelly, »aber nicht ins Bett, sondern zur Party. Das ist kein Nachthemd!«
    »Was?«, stieß Cassie
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