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Ein Engel an Güte (German Edition)

Ein Engel an Güte (German Edition)

Titel: Ein Engel an Güte (German Edition)
Autoren: Ippolito Nievo
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Gedichtsammlung zusammen, und auch die andere, die politische Leidenschaft, erfasste schon den Jugendlichen, als im Frühjahr 1848 die Nachrichten von den anti-österreichischen Erhebungen aus Mailand und Venedig in Mantua eintrafen. Der junge Nievo besuchte dort das Liceo Virgilio, er war dabei, als die Menge Sprechchöre gegen den General Gorzkowsky, den Kommandanten der Zitadelle, intonierte, und er sah die österreichische Kavallerie gegenüber den Demonstranten Aufstellung nehmen. Als er sich im Herbst 1850 an der juristischen Fakultät der Universität Pavia zum Studium einschrieb, waren die Aufstände der Jahre 1848/49 niedergeschlagen. Österreich hatte seine Stellung in Oberitalien behauptet, Garibaldi war nach dem Fall der römischen Republik nach Amerika geflohen, und es begann ein Jahrzehnt, in dem der ins Stocken geratene Prozess der italienischen Einigung aus der Niederlage heraus neu zu formieren war. In diesem Jahrzehnt des Übergangs – halb bleierne Zeit der Resignation und Desillusionierung, halb Reifezeit des Risorgimento – absolvierte Ippolito Nievo seine Lehrjahre.
    Bei seiner ersten großen Liebe lernt er nicht zuletzt das Schreiben von Liebesbriefen, die er nach dem Ende der Liaison in einen Roman verwandelt. Die intellektuelle Schulung durch das Studium, das er 1855 in Padua abschließt, befördert die publizistische Ambition. Rasch wird er zum Mitarbeiter diverser Zeitschriften, beginnt Theaterstücke zu schreiben. Im Februar des Jahres 1854, in dem seine erste Gedichtsammlung erscheint, offenbart er in einem Brief an einen Freund, er wolle schreiben, schreiben, schreiben, solange es jemanden gebe, der Lust habe, ihn zu lesen, und darüber hinaus. Er wolle in Versen schreiben und in Prosa, tragisch und komisch, erhaben und burlesk, mit jedweder Tinte und auf jedwedem Papier. Zu diesem literarischen Furor gehört, dass er 1855 gleich zwei Romane parallel in Arbeit hat. Dem einen, Angelo di bontà, gibt er den Untertitel Storia del secolo passato, dem Gegenstück, Il conte pecoraio, einem Roman über das Leben der einfachen Leute auf dem Lande, den Untertitel Storia del nostro secolo.
    Er weiß, dass er in seinem rastlosen Tun auf ein besonderes Talent gestoßen ist, das des Erzählers. Und er hofft, dass es sich dafür nutzen lässt, mit den Mitteln der Literatur die Bildung der Nation voranzutreiben. Er kennt die Diskussionen, die in den Zeitschriften über die Misere der Romanform in Italien geführt werden, über die fehlenden Brücken zwischen der Literatur und dem großen Publikum. Angelo di bontà geht 1856 in Druck, als Debüt eines Romanciers, der es bei diesem Erstling nicht bewenden lassen will. In acht Monaten, von Dezember 1857 bis August 1858, verfasst er das umfangreiche Manuskript seines Hauptwerks, des Romans Confessioni d’un Italiano. Erfolglos bemüht er sich um die Drucklegung, die Publikation wird er nicht mehr erleben.
    Das Risorgimento hat wieder Schwung aufgenommen. Garibaldi ist 1854 nach Italien zurückgekehrt, Anfang 1859 stellt er in Norditalien Freiwilligenverbände zusammen, die auf Kämpfer der Jahre 1848/49 zurückgreifen. Ihnen schließt sich Nievo im Juni 1859 an, und im Frühjahr 1860 landet er mit dem«Zug der Tausend»unter Führung Garibaldis in Sizilien, um es von den im Königreich Neapel regierenden Bourbonen zu befreien. In seinem Roman Il Gattopardo von 1958, dessen Handlung im Mai 1860 einsetzt, hat der sizilianische Autor Tomasi di Lampedusa die Ankunft der Trikolorenträger aus dem Norden geschildert, maliziös, aus der Sicht seines Helden, des Fürsten von Salina:«Die Piemontesen (bei dieser Namensgebung beharrte der Fürst, um sich darüber zu beruhigen, genauso wie andere sie Garibaldiner nannten, um sie zu preisen, oder Garibaldesker, um sie zu schmähen), die Piemontesen also hatten sich ihm vorgestellt, zwar nicht geradezu mit dem Hut in der Hand, wie ihm vorhergesagt worden war, so doch wenigstens mit der Hand am Schirm dieser ihrer lächerlichen roten Mützen, die genauso zerdrückt und zerknittert waren wie die der bourbonischen Offiziere.»Unter den Stabsoffizieren und Bürokraten, die dem Fürsten ihre Aufwartung machen, dürfen wir uns Ippolito Nievo vorstellen, den Garibaldi dazu ausersehen hatte, sich um die Finanzverwaltung Siziliens zu kümmern.
    Aus Turin, wo man das Freischärlerhafte an Garibaldis sizilianischer Expedition mit einem gewissen Misstrauen betrachtete, kamen nach einem Jahr Kontrollanfragen über die in
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