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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Totensonntag bei Ihnen? Ich muß das wissen… das liegt in Ihrem eigenen Interesse!«
    Gehorsam sagt Jill: »Weil er keinen Pfennig mehr hatte und Geld von mir haben wollte. Ich hatte aber nicht genug Bargeld im Haus, und darum mußten wir erst mal zum Bahnhof, zur Postsparkasse. Und als das dann klar war, sagt er plötzlich, er fährt noch n bißchen mit mir rum, er traut sich nicht allein durch die Stadt am hellen Tag – na ja, deshalb fuhren wir am Ende ins Hochhaus…«
    »Sehen Sie«, sagt Trimmel, »so kriegt alles n Sinn! Allerdings bis auf eins… als der Kerl mit Ihrem Volkswagen tatsächlich aus der Garage wegfuhr, warum hatte er da Ihre Jacke an?«
    »Hauptsächlich, weil’s da unten saukalt war. Außerdem wurde er ja gesucht – er wollte sich wohl n bißchen tarnen. Aber das glauben Sie mir ja doch nicht…«
    »Doch!« sagt Trimmel. »Ich glaub grundsätzlich alles, was logisch ist, und das ist logisch!« Er hat bis jetzt effektiv mehr von Jill erfahren als alle anderen: zum allerersten Male hat sie zugegeben, daß sie nach ihrer Ankunft im Computerzentrum zunächst nicht wieder weggefahren, sondern tatsächlich im Hochhaus geblieben ist. »Irgendwann sind Sie allerdings doch noch mal abgehauen; wir haben Sie ja später aus Ihrer Wohnung geholt…«
    Sie schweigt.
    »Wann?« fragt er.
    Sie schweigt noch immer.
    »Vielleicht, als Tennessy schon tot war?« drängt er. »Haben Sie den Mörder gesehen?«
    »Unsinn! Was ich gesehen hab, würden Sie mir ja doch nicht glauben…«
    »Wie oft«, sagt er, »soll ich’s Ihnen denn noch sagen? Ich bin in ganz Hamburg der einzige, der Ihnen glaubt!«
    »Also gut«, sagt sie schließlich. »Ich habe in meinem Büro gesessen, als es – als es passiert sein muß…«
    »Als es geknallt hat?«
    »Nein, eben nicht! Es gab doch…« Sie stockt.
    »Einen Schalldämpfer?« sagt Trimmel überrascht. »Mal ehrlich, wollen Sie wirklich behaupten, daß es da n Schalldämpfer gab?«
    Langsam, ganz langsam nickt sie.
    »Und woher wissen Sie das?«
    »So was sieht man doch dauernd im Fernsehen…«
    Er glaubt’s nicht. Aber im Moment beläßt er’s dabei. »Sie gingen also aus Ihrem Büro in den Computerraum…«
    »Ja.«
    »… und da lag Tennessy und war tot?«
    »Ja«, sagt sie erschöpft. »So war’s!« Und dann fast unverständlich leise: Sie sei sofort weggestürzt, über die Treppe. Habe sich gesagt, daß man sie zwangsläufig verdächtigen würde, wenn man von ihrer Anwesenheit erführe. Habe sich am Ende so versteckt, daß sie aus der Halle nach draußen konnte, als der Portier mal kurz weg war…
    »Damit«, sagt Trimmel, »haben Sie immerhin die halbe Wahrheit gesagt!«
     
     
    Draußen auf dem Flur nähert sich Trimmels Stationsarzt. Höffgen, der den beiden uniformierten Kollegen die ungeheuerlichsten Schwänke aus seinem Leben erzählt, kann ihn gerade noch vor der Tür abfangen.
    »Die Sitzung ist beendet!« sagt der Arzt.
    »Er ist noch mittendrin!« protestiert Höffgen.
    »Ich weiß nicht, ob…«
    »Doktor«, erklärt Höffgen, »mal ganz ehrlich. Herr Trimmel hat sich doch erstaunlich gut erholt, und das, was er da drin im Augenblick macht, das macht er seit ewig, das strengt ihn überhaupt nicht an…«
    »Was ist es denn?«
    »Da drin geht’s um Mordgeständnisse!« dröhnt Höffgen. »Da kann man doch nicht einfach…«
    »Doch, ich könnte!« sagt der Arzt. »Aber schön. Eine Stunde mehr wird ihm hoffentlich nichts ausmachen.«
    »Danke, Doktor!«
     
     
    »Mal was anderes«, sagt Trimmel. »Sie haben Sandra doch immer freitags zur Dialyse gebracht. Hier nach Eppendorf.«
    »Ja. Ich würd’s auch heute tun, wenn…«
    »Wenn’s ginge, ja. Wie lange geht das voraussichtlich denn überhaupt noch?«
    »Sicher nicht ewig«, sagt sie bedrückt. »Eines Tages hilft da gar nichts mehr…«
    »Na ja«, sagt er tröstend, »im Moment jedenfalls trifft es sich ja gut, daß Sandra jetzt dauernd hier ist. Eben weil Sie in Haft sind und so…«
    Sie antwortet nicht.
    »Am einundzwanzigsten November«, fährt Trimmel fort, »genau an dem Tag, an dem Tennessy erschossen wurde, ist sie ja hergekommen…« Er hält inne. Und wartet.
    Jill schweigt weiter.
    »An diesem einundzwanzigsten November haben Sie ja grauenhaft viel zu tun gehabt, fällt mir dabei ein. Erst die Sache im Computerzentrum, und dann müssen Sie auch noch das Mädchen für länger ins Krankenhaus bringen…«
    Sie hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Wie kommen Sie
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