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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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genau sind Sie eigentlich zum allerletzten Mal bei Sandra gewesen?«
    Bertie guckt wieder äußerst skeptisch aus der Gefängniswäsche. »Also, weil Sie’s sind«, sagt er schließlich; »genau am Tag vor dem Mord im Computerzentrum. Aber nun werfen Sie mir auch mal n Stein in n Garten!«
    Laumen nickt. »Wollt ich sowieso gerade. Ganz im Vertrauen… ich glaub, ich weiß, warum das so lange dauert mit Ihrem Prozeßtermin.«
    »Nämlich?«
    »Da ist irgendwie von ner Pistole die Rede. Na schön – was ist heutzutage schon ne Pistole? Aber in dem Fall soll’s eine mit Schalldämpfer gewesen sein. Besonders heimtückisch… und außerdem hat neulich einer gesagt, die Wumme hätt er eindeutig bei Ihnen gesehen…«
    »Wer?« fragt Bertie entsetzt.
    »Weiß nicht. Aber ist da denn was dran?«
    Da denkt Bertie noch länger nach als bisher. »Okay«, meint er schließlich, »ich hatt mal ne Kanone zur Aufbewahrung. Von nem Kumpel, den ich nie wieder gesehen hab. Aber ich schwör’s jederzeit, ich hab sie nie benutzt! Ich hab überhaupt nie geballert! Außerdem, ich kann’s ja jederzeit – aber Moment mal, Kumpel, haben Sie mich etwa deswegen vorhin über Sandra Biegler ausgequetscht?«
    »Reden Sie mal weiter…«, sagt Laumen.
    »Is ja auch egal… jedenfalls, das beweist ja wohl meine saubersten Absichten, daß ich die Knarre mitsamt dem Plopper an ner Stelle deponiert hab, wo sie echt keinen Schaden stiften kann, oder?«
    »Tatsächlich bei Sandra?« fragt Laumen.
    »Ja, bei Sandra!« sagt Bertie. »Bei meiner Todeskandidatin von Freundin, die kaum noch laufen konnte! Und wenn Sie da in dem Apartment nachsehen, finden Sie sie wahrscheinlich heute noch. Oder…«
    »Oder was?«
    Seine Augen sind riesengroß. »Oder ist das die Waffe, mit der Tennessy umgelegt worden ist?«
    »Leider ja«, sagt Laumen. »Dadurch hängen Sie echt auch in dem Fall drin. Aber ich glaub, da können wir was tun; da lassen Sie sich mal keine grauen Haare wachsen. Wenn einer so ehrlich ist wie Sie, wissen wir das immer zu schätzen!«
     
     
    Sie besorgen sich in Windeseile einen Hausdurchsuchungsbefehl und stellen am Abend zu dritt, dazu mit zwei Spurensicherern, Sandra Bieglers Apartment auf den Kopf. Keine Pistole, kein Schalldämpfer.
    »Wie ich das seh«, sagt Höffgen, »war das die erfolgreichste Suche der letzten Zeit!«
    Am nächsten Tag leistet er abermals Schützenhilfe, als die Untersuchungsgefangene Jill Biegler wieder bei Trimmel abgeliefert wird, und gibt Trimmel bei der Gelegenheit die Berichte von Petersen und Laumen.
    Zehn Uhr vormittags. Trimmel blättert in den Papieren. Und er findet alles, was er sucht.
    »Nun?«
    Die Untersuchungsgefangene Jill Biegler nickt. »Ich hab’s gestern noch mit meinem Anwalt besprochen. Es kann ihr nichts mehr passieren…«
    »Wo fangen wir an?«
    Sie fängt vorn an, ohne jeden Vorbehalt. »Sandra muß wirklich sterben, aber klar ist ihr das bis heute noch nicht. Sie hat höchstens noch ein halbes Jahr zu leben, eher noch weniger. Aber sie hat mich bis zuletzt, bis ich in Haft kam, gefragt, ob sie denn nun endlich die neue Niere kriegt – jetzt, wo Tennessy nicht mehr da ist…« Sie kramt in ihrer Handtasche nach Zigaretten.
    Trimmel gibt ihr Feuer.
    »Grundsätzlich fragt sie mich nach der Niere, seit ich im Computerzentrum arbeite und sie gehört hat, daß da Transplantate vermittelt werden. Sie war früher medizinisch-technische Assistentin, und normalerweise müßte sie wissen, daß sie keine Chance mehr hat. Aber sie verdrängt’s einfach, und deshalb hab ich alles getan, um ihr die letzte Zeit so schön wie möglich zu machen; wie mir das mit Bertie passieren konnte, hab ich selbst nie begriffen. Ich hab mir jedenfalls nicht mal ne Wohnung mit eigenen Möbeln geleistet, obgleich ich das normalerweise spielend könnte. Und als sie zum allerersten Mal mit ihrer… ihrer Nierenforderung kam, hab ich ihr gesagt, klar, ich mach’s schon. Wider besseres Wissen, und das war mein erster großer Fehler! Sie war… sie ist ja schlau; ich kam unheimlich schnell in Zugzwang…«
    »Wieso?«
    »Weil ich – ich meine, ich wollte und konnte ihr nicht sagen, daß bei ihr aus medizinischen Gründen gar keine Nierenverpflanzung möglich ist oder nicht mehr möglich ist! Deshalb hab ich sie Woche für Woche vertröstet, und schließlich, als mir gar nichts mehr einfiel, hab ich gesagt, daß Jake derjenige ist, der da dauernd Schwierigkeiten macht! Das war dann der zweite Riesenfehler – ich
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