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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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darauf?«
    »Ich hab im Aufnahmebuch nachgeschaut.«
    Sie überlegt. »Ja, richtig. Sie haben recht. Ich hab’s ganz vergessen vor lauter Aufregung. Sandra war ungefähr ne Woche hier… ich hab sie an dem Sonntag allerdings lange vor Mittag hergefahren.«
    »Also, das soll ich Ihnen glauben?« sagt er, und sein Ton ist mit einemmal ganz anders. »Soll ich tatsächlich erst die Krankenschwester holen lassen, die Sandra auf der Urologie in Empfang genommen hat?«
    Sie sieht ihn so verstört an, daß er Mitleid bekommt, wenn er’s nicht sogar schon vorher hatte – Mitleid mit einer kaltblütigen Mörderin?
    »Ich weiß doch alles, Jill!« sagt er. »Ich weiß doch, daß Sie’s nicht gewesen sind! Sie müssen’s mir nur noch mit Ihren eigenen Worten erzählen… sonst will’s uns am Ende nicht mal einer glauben…«
    Sie starrt auf den Fußboden.
    »Jill…«, mahnt er.
    »Heute nicht…«, sagt sie leise. Sie steht auf. Und plötzlich weint sie. »Morgen vielleicht…«
    Da geht er auf den Flur. Höffgen ist sofort bei ihm. »Morgen geht’s weiter!«
    »Das wird Schwierigkeiten geben«, sagt Höffgen. »Vor allem mit dem Richter.«
    »Der Richter?« sagt Trimmel. »Der kann mich mal, der Richter! Entweder die Justiz spielt mit, oder sie soll nächstens ihre Fälle alleine aufklären!«
    Höffgen strahlt über das ganze Gesicht. Trimmels Genesung macht sichtlich Fortschritte.
     
     
    Den Rest des Tages verschläft er; zuletzt war er doch reichlich erschöpft. Seine Leute aber führen die Anweisungen aus, die er Höffgen noch mitgegeben hat, und dabei sind sie seit Wochen zum erstenmal wieder ausschließlich im Fall Tennessy-Biegler unterwegs.
    Höffgen geht zum zuständigen Richter. »Herr Trimmel kommt gut voran. Aber aus gesundheitlichen Gründen darf er ja noch nicht so lange Besuch haben…«
    »Besuch ist gut!« sagt der Richter und genehmigt den zweiten Besuch Jill Bieglers bei Trimmel nur sehr zögernd. Immerhin, er tut’s.
    »Danke, Herr Amtsgerichtsrat!« sagt Höffgen. »Wir werden Ihr Vertrauen nicht enttäuschen!« Er ärgert sich halb krank, weil der Mann die Verhohnepiepelei ganz offenkundig wörtlich nimmt.
    Petersen sieht sich, quasi inkognito, zwei Stunden lang in den Eingeweiden des Büroturms in der Fontenay um und schreibt darüber einen Bericht:
    Wenn davon ausgegangen wird, daß die Einfahrt zur Tiefgarage geöffnet ist, kann man ohne weiteres in den Transporttrakt des Hauses gelangen. Zwischen der Garageneinfahrt und der eigentlichen Garage befindet sich eine Tür zum Fahrstuhl und gleichzeitig zum Treppenhaus. Eine zusätzliche Sicherung dieser Tür erschien offenbar nicht erforderlich, weil das Tor zur Garage a) von außen nur durch einen sogenannten elektronischen Schlüssel zu öffnen ist und sich eine Minute später automatisch wieder schließt, und weil b) ausfahrende Wagen durch eine Lichtschranke das Tor öffnen, das sich dann ebenfalls eine Minute später wieder schließt…
    Und schließlich Laumen. Der Exsprinter, der Jüngste in der Truppe. Er muß mit einer Spezialaufgabe ins Hamburger Untersuchungsgefängnis.
     
     
    »Hallo, Sportsfreund«, sagt Bertie. »Lange nicht gesehen! Was liegt an?«
    »Haben Sie immer noch keinen Prozeßtermin?« erkundigt sich Laumen scheinheilig.
    »Ach, Kumpel«, sagt Bertie betrübt, »wissen Sie doch – die haben alle mehr Zeit als wir…«
    »Sandra ist ja noch im Krankenhaus«, erzählt Laumen.
    Bertie wundert sich. »Immer noch?«
    »Ja, seit dem einundzwanzigsten November…«
    »Sie muß wohl wirklich bald sterben?«
    »Weiß nicht genau.« Laumen zuckt die Achseln. »Vermutlich ja. Wissen Sie nichts Näheres?«
    Bertie ist mißtrauisch. Er überlegt, worauf das Ganze hinaus soll, aber er kommt nicht auf den Dreh. Er entscheidet, daß ein offenes Wort unter Männern den Betroffenen – auch ihm – in den seltensten Fällen schadet. »Als ich Sandra damals aufgerissen hab, ging’s ihr noch ganz manierlich… ich mein, das ist Jahre her. Ich bin echt erst Wochen später drauf gekommen, daß sie schwer nierenkrank ist und dauernd zur Dialyse muß. Erst hat’s mir nichts ausgemacht. Aber dann wurde sie immer kränker, und am Ende – mal ehrlich, Kumpel, kommt das ins Protokoll?«
    »Ich mach gar kein Protokoll!« sagt Laumen.
    »Okay«, sagt Bertie. »Also, am Ende kam ich mir vor wie ‘n halber Leichenschänder!«
    »Da hatten Sie’s aber doch schon mit Jill?«
    »Ja, ungefähr um die Drehe…«
    »Wann«, fragt Laumen dann, »wann
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