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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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viel gefehlt, denkt Trimmel zuweilen, und es wäre nie wieder Frühling geworden.
    Sie gehen oft still nebeneinander her, und manchmal denkt Trimmel auch an Jill. Jill im Gefängnis…
    »Woran denkst du?« sagt Gaby ausgerechnet in einem solchen Augenblick.
    »Ach… an nichts…«
    »Sag’s schon!«
    »An dich!« lügt er. Aber als sie dann ganz fest seine Hand drückt, glaubt er’s tatsächlich selbst.
     
     
    Trotz und alledem, grübelt er, als er nicht einschlafen kann, ein Geständnis könnte dem Fall nicht schaden!
    Ist es ein Vorwand, doch wieder an Jill zu denken? An den aberwitzigen Traum aus dem Leichenkeller, der ihm immer noch gestochen scharf gegenwärtig ist? Ebenso wie ein anderer kurzer, eine Zeitlang später…
    Jill sagte höhnisch: »Ich geh Ihnen mal n ganz heißen Tip, Herr Trimmel – hinter allem steckt nur die Mafia!«
    »Ach!« sagte Trimmel. »Becker war also der Boß?«
    »Glauben Sie’s etwa nicht?«
    »Nein, zum Teufel!«
    Da stand sie auf und stellte sich drohend vor ihn und wies mit dem Zeigefinger auf sein Herz. Sie sagte anklagend: »Niemals fluchen – weitersuchen!«
    Zum erstenmal hat Trimmel in dieser Nacht die Idee, doch noch mal selbst mit Jill zu sprechen. Er läßt sie aber sofort wieder fallen, schläft dann auch gleich darauf ein und hat am nächsten Morgen scheinbar alles vergessen, was ihm nachts so wichtig erschien.
    Es fällt ihm vorerst auch nicht wieder ein. Just an diesem Tag nämlich nimmt man ihm den Turban, den dicken Kopfverband, ab und ersetzt ihn durch ein großes Pflaster. Und das ist ihm verständlicherweise viel wichtiger als alles andere.
    Irgendwann am Nachmittag hat Gaby mal keine Zeit, und Höffgen steht ebenfalls nicht ins Haus. Trimmel macht den Spaziergang allein, denn das darf er jetzt, und irgendwann fällt ihm unter den vielen Wegweisern im Gelände das Schild UROLOGISCHE KLINIK auf. Er hat so viel mit Nieren zu tun gehabt in den letzten Monaten – es kann nicht schaden, denkt er, wenn er sich das mal von innen ansieht.
    Da streicht er die Gänge entlang, durch Pflaster und Freizeitkleidung deutlich als Patient erkennbar, und keiner fragt ihn, was er hier eigentlich verloren hat.
    In Eppendorf sind sie ziemlich großzügig. Außerdem ›aufgeschlossen‹ wie sie das nennen; es gibt eine richtige Rezeption auf der urologischen Station, auf der viele Privatpatienten liegen, und an der Wand hängt unter anderem eine Liste mit den Namen der ›Gäste‹ und den dreistelligen Nummern ihrer Hausanschlüsse.
    Biegler , liest Trimmel. 649. Tatsächlich: Biegler.
    Er fragt die Schwester, die gerade vorbeikommt: »Sechshundertneunundvierzig, ist das Sandra Biegler?«
    »Ja«, sagt sie und will weitergehen.
    »Moment«, sagt Trimmel. »Sandra Biegler… die ist ja wohl schon lange hier, oder?«
    »Was interessiert Sie das?«
    »Kriminalpolizei!« sagt Trimmel gewohnheitsmäßig, und daraufhin ist sie so beeindruckt, daß sie ihm das anscheinend aufs Wort glaubt. Vielleicht glaubt sie auch, er sei aus strategischen Gründen verkleidet.
    »Wollen Sie’s genau wissen?«
    »Ganz genau!« sagt Trimmel.
    Da muß sie allerdings nachsehen. »Hier. Stationär vom einundzwanzigsten bis sechsundzwanzigsten Elften im vorigen Jahr und dann durchgehend seit zwölften Zwölften. Zur Dialyse kam sie übrigens schon ewig…«
    Stationär vom einundzwanzigsten Elften.
    Seit Totensonntag also. Seit Tennessys Tod…
    Einen Augenblick überlegt er, ob er einen Blick in Sandras Zimmer werfen soll. »Ist sie sehr krank?«
    Die Schwester druckst herum. »Sind Sie tatsächlich von der Polizei?«
    »Zweifeln Sie etwa daran?« sagt Trimmel entrüstet. »Sie ist… sie ist ein völlig hoffnungsloser Fall«, flüstert die Schwester.
     
     
    Er geht eilig zurück in sein Zimmer und erwischt Höffgen noch am Telefon in seinem Büro.
    »Komm mal sofort raus!«
    »Es ist ziemlich was los hier, Chef…«
    »Hier auch!« sagt er und legt auf.
    In Trimmels Büro sagt Höffgen, den Hörer noch in der Hand: »Der Alte begeht wieder Amtshandlungen!«

14
     
     
     
    Er kommt mit einer aufregenden Neuigkeit. »Das Attentat gegen Ihr Auto, Chef…«
    »Was ist damit?« fragt Trimmel ungeduldig.
    »Sie sollten doch die Werkstatt wechseln… ich hatt da ja gleich so was vermutet.«
    »Was denn?«
    »Laumen hat es rausgekriegt«, sagt Höffgen. »Die Jungs haben in der Werkstatt schlicht und ergreifend vergessen, den Konus einzusetzen. War also gar kein Attentat, so gesehen, war deutsche
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