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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Transplantation vorzunehmen. Daß es dann nicht bei dieser einen blieb, kann man unter diesem Gesichtspunkt sicher verstehen. Allerdings…«
    »Kannst du es verstehen?« unterbricht Trimmel.
    »Na ja…«, sagt Höffgen. »Verstehen ist ja großenteils unser Job!« Und liest weiter: »… allerdings war ich auch in der Folgezeit nicht die treibende Kraft, sondern Tennessy bedrängte mich. Ohne sein Ableben, mit dem man mich unsinnigerweise in Verbindung gebracht hat, wäre vermutlich alles weitergelaufen. Mir ist auch andeutungsweise zu Ohren gekommen, daß Tennessy mit anderen Wissenschaftlern entsprechende Geschäfte – Geschäfte in Anführungszeichen – besprochen, jedoch nicht getätigt hatte. Insofern könnte man mein Verhalten, das mit Sicherheit nicht nur medizinischen Kreisen bekannt werden wird, unter Umständen sogar als eine heilsame Lehre für unsere Zukunft bezeichnen…«
    »Hör auf!« sagt Trimmel. »Es geht mir auf die Nerven, wenn Tote über Tote Schlechtes reden!«
     
     
    In der folgenden Woche darf er zum ersten Male aufstehen und ein paar noch sehr wacklige Schritte tun. Wieder ein paar Tage später kommt Dr. Lippmann zu Besuch.
    »Gott sei Dank haben Sie mir wenigstens keine Blumen mitgebracht!« sagt Trimmel.
    »Dafür aber was anderes…«
    Gleich darauf kriegt Trimmel Stielaugen. Denn Dr. Lippmann holt aus seiner Jackentasche wahr und wahrhaftig ein Päckchen schwarzer Zigarren.
    »Nachdem wir damals bei Ihrem letzten Besuch so ausführlich* über Bestechung geredet haben – wie war das, wollten Sie sich nicht mal bestechen lassen?« fragt er mit schiefem Grinsen. »Stück für eine Mark zwanzig…«
    »Auf jeden Fall ein starkes Stück!« sagt Trimmel.
    »Nun rauchen Sie schon!« sagt Lippmann. »Ich hab den Arzt gefragt, der hat in Maßen nicht allzu viel dagegen. Ich glaube, der raucht selbst…«
    Der erste Zug nach langen Wochen macht ihn schwindlig. Er schließt die Augen und lehnt sich im Sessel zurück.
    Lippmann sagt: »Demnächst soll es ja einen Mordprozeß geben, wie man hört…«
    »Wenn Sie Tennessy meinen«, sagt Trimmel, »das sieht eher nach Totschlag aus. Momentan wenigstens.«
    »Meine Güte, wo ist denn da der Unterschied, abgesehen vom Strafmaß? Jedenfalls haben wir hier die Tatsache, daß die Affäre der Wissenschaft einen kaum wieder gutzumachenden Schaden zugefügt hat. Und das alles wahrhaftig nur, weil ein Hysteriker wie Sie, ein Monomane Ihres Schlages die Finger wieder mal in Sachen gesteckt hat, von denen er im Grunde keine Ahnung hatte!«
    »Ich denk, Sie sind Biologe?« sagt Trimmel voller Mißtrauen. »Außerdem hab ich inzwischen…«
    »… inzwischen haben Sie etwas Ahnung, okay, es geht eben nichts über eine gediegene Halbbildung! Aber ob ich Biologe bin oder Elektroniker oder Organverpflanzer… Sie haben diesen Salat angerichtet, und nur Sie können uns nächstens die Sache etwas schmackhafter machen! Eines Tages werden Sie im Prozeß gegen dieses Mädchen mit Sicherheit vom Schwurgericht als Zeuge vernommen werden – und dann, bitte, halten Sie einen Vortrag! Lassen Sie sich von keinem Verteidiger und keinem Staatsanwalt und keinem Richter davon abbringen! Erklären Sie klipp und klar, daß es sich hier Ihrer Meinung nach, um einen absolut einmaligen Fall handelt! Und, daß es ja überall schwarze Schafe gibt, auch bei den Wissenschaftlern – deshalb muß ja die Wissenschaft nicht gleich komplett in den Müll gekippt werden, oder?«
    Trimmel legt die angerauchte Zigarre weg. »Schön. Ich werd mir Mühe geben. Sonst noch was?«
    »Lachnitz!« sagt Lippmann. »Lassen Sie den bitte ganz raus aus Ihren Berichten!«
    »Ach! Kennen Sie den etwa?«
    »Ja. Fast so gut wie Sie…«
    »Da müßten Sie besser mal mit Höffgen reden, wie die Dinge so liegen…«
    Aber Lippmann schüttelt den Kopf. »Sie sind in diesem Fall der Boß, und ich verlaß mich auf Sie – basta!« Er deutet auf die Zigarren. »Übrigens, nicht mehr als zwei am Tag, hat der Arzt gesagt…«
    Trimmel nickt. Und begreift, wie’s auch hier funktioniert, auch unter den Ehrenwertesten von allen. Und spielt mit.
    »Bestechen Sie mich gelegentlich mal wieder!« sagt er und grinst reichlich verkniffen. Damit erst ist der Oberfanatiker Lachnitz wirklich aus dem Schneider.
    Auf den Spaziergängen durchs Klinikgelände, die Trimmel dann unternehmen darf und immer mehr ausdehnt, wird er meist von Gaby begleitet. Manchmal ist eine Prise Frühling in den Nachmittag gemischt. Es hätte nicht
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