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Silberband 100 - BARDIOC

Titel: Silberband 100 - BARDIOC
Autoren: Perry Rhodan
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    1.
    Parantos hatte nie in seinem Leben die Erde betreten.
    Aber manchmal träumte er von grünen Wiesen, über die sich ein blauer Himmel spannte. Von Insekten, die zwischen duftenden Blumen tanzten. Von Blättern, die im Herbst welk von den Bäumen fielen und den baldigen Kältetod der Natur in Schnee und Eis vorwegnahmen.
    Schlimme Träume waren das, denn sie erinnerten ihn an die eigene Vergänglichkeit.
    Doch sobald er schweißgebadet erwachte, sah er Stahl. Terkonitstahl, der für die Ewigkeit Bestand hatte. Verkleidet mit Kunststoffen aller Art, oft genug bunt bemalt – ein vertrauter und dennoch oft wechselnder Anblick.
    Parantos lebte an Bord der SOL. Sie war ein riesiges Raumschiff aus zwei gigantischen Kugeln und einem Mittelstück, eine sechseinhalb Kilometer lange Hantel, die mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch das Universum raste.
    Die SOL war seine Welt, bewohnt von Menschen, die vor fünfundvierzig Jahren von der Erde hatten fliehen müssen. Mittlerweile lebten längst die Kinder jener Flüchtlinge an Bord, die mit Perry Rhodan die Erde verlassen hatten – Menschen, die wie Parantos das Raumschiff als ihre Heimat betrachteten.
    Niemals hätten sie es gegen einen Planeten eintauschen wollen.
    Eine Kinderstimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Parantos, was ist …?«
    Er blickte hoch. Vor ihm schwebte der geschrumpfte Holokubus in der Luft, ein dreidimensionaler Würfel, der nur noch von grauen Schlieren erfüllt wurde. »Oh«, sagte er leise und lächelte entschuldigend, »die Bilddatei ist zu Ende.« Er richtete sich auf und blickte auf die Kinder, die vor ihm in ihren Schwebesesseln kauerten.
    »Ihr habt gesehen, dass die Erde nicht das Paradies ist, von dem die Alten sprechen«, sagte er laut. Parantos wusste, dass er überzeugend sein musste, damit die Kinder verstanden, was er meinte. Die Zukunft der SOL stand auf dem Spiel. Diese Kinder mussten begreifen, dass es niemals erstrebenswert sein würde, auf einem Planeten zu leben.
    »Was also ist jene Welt Erde, die ihrem angestammten Sonnensystem entrissen wurde? – Ja, du, Tronar …«
    »Ein Gefängnis, das um eine fremde Sonne kreist, die ihre Bahn um das Zentrum der Galaxis Ganuhr zieht«, rief ein Junge. Tronar war immer schnell und eifrig, zumindest im Geschichtsunterricht, Parantos mochte ihn.
    Parantos beschäftigte sich mit der Historie auf der Erde. Er wusste Bescheid über die Kriege der Vergangenheit, über die Unruhen auf dem angeblich blauen Planeten, und dieses Wissen vermittelte er den Kindern. Schon ihre Eltern waren an Bord der SOL geboren worden, und sie sollten nicht den Erzählungen der Alten glauben, die von der Erde wie von einem Paradies redeten. Die Zukunft wird den Solanern gehören, dachte Parantos, und diese Kinder sind der Garant dafür.
    »Richtig!«, bestätigte er. »Die Erde ist ein Gefängnis, nicht mehr und nicht weniger.«
    Er schnippte mit den Fingern, das Signal für die Positronik, ein neues Hologramm in den Raum zu werfen. Der Kubus dehnte sich aus, erfüllte fast den gesamten Raum mit einer Wüstenlandschaft. Glühender Sand und eine vor Hitze flirrende Atmosphäre. Die Kinder wichen in ihren Sesseln zurück und starrten auf die Abbildung, entsetzt, manche sogar angeekelt. In einer derart lebensfeindlichen Umgebung wollten sie nicht leben, das hatten sie längst verstanden.
    »Und was ist die SOL für uns?«, fragte Parantos nach.
    »Die Heimat!«, rief einer der Jungen, ohne dass er sich zu Wort gemeldet hätte. »Unsere Heimat, mit der wir zu jedem Ort des Universums gelangen können, sobald wir das wollen.«
    »Die SOL gibt uns alles, was wir zum Leben benötigen«, antwortete ein anderer. Der Historiker sah, dass der Junge einen dünnen Pullover trug, gefertigt aus einem hauchdünnen Vario-Material, wie es derzeit bei den Jugendlichen Mode war. Über die Ärmel flogen Raumschiffe, und auf dem Brustteil flammte eine Sonne, die kurz vor der Explosion zu stehen schien.
    »Wir Solaner sind frei in unseren Entscheidungen«, fügte der Junge hinzu, als spreche er einen auswendig gelernten Text nach. Doch Parantos wusste genau, dass es seine eigenen Worte waren. »Was produziert wird, gehört allen. Niemand hungert, jeder hat ein gutes Leben.«
    »Die SOL ist unser Paradies!«, bekräftigte Parantos. Mit einem erneuten Fingerschnippen brachte er das Holo zum Verschwinden. Die übliche Dekoration wuchs an den Wänden des Unterrichtsraums empor: mathematisch bestimmbare Mosaike voller Ecken und
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