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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Leben; dann hat sie gerade noch gesehen, daß Bertie mit mir in die Garage fährt…«
    Trimmel nickt ihr zu.
    »Also, in dem Moment, in dem ich vor Jake stand… ich hab wirklich gedacht, ich geh ein! Meine Schwester hat Jake Tennessy erschossen, meine eigene Schwester! Steht da mit einer Riesenpistole neben der Leiche und lacht hysterisch… grauenhaft! Ich hab sie erst mal links und rechts geohrfeigt, damit sie still war.«
    »Und? Wurde sie ruhiger?«
    »Sie wurde ganz still. Warum sie es getan hat? fragte ich. Weil er ein solches Schwein gewesen war, sagt sie in aller Ruhe, weil er Nieren für Geld verschachert hätte, anstatt ihr eine zu geben! Weil ich gesagt hatte, er gibt ihr keine – sagen Sie mal, sollte ich ihr etwa sagen, daß sie längst eine gekriegt hätte, wenn’s Sinn gehabt hätte? Sollte ich ihr sagen, daß es total hoffnungslos war für sie?«
    »Nein«, sagt Trimmel.
    »Woher sie die Waffe hat, frag ich. Von Bertie, sagt sie – er hat sie ihr mit diesem Schalldämpfer zur Aufbewahrung dagelassen, als nach ihm gefahndet wurde, und irgendwann hat er ihr auch mal aus Jux erklärt, wie das Ding funktioniert. Bertie hat später angenommen, sie hätte es mir gegeben, und ich hätte Tennessy umgebracht, als er sich dann bei mir einquartierte… Ja, und dann wieder die Schere für mich: Hätte ich ihm sagen sollen, daß es Sandra war?«
    »Nein«, sagt Trimmel. »Im Grunde reicht’s. Bis auf n paar Kleinigkeiten…«
    Gehorsam sagt sie: »Ich bin mit Sandra zu Fuß in die Halle. Genauso auf die Straße, wie ich’s Ihnen gestern erzählt hab; dann haben wir meinen Wagen vom Dammtorparkplatz geholt. Ich hab Sandra gesagt, sie muß erst mal verschwinden, und das sah sie auch ein – so kam sie tatsächlich nach Eppendorf. Das ideale Versteck; sie war da bekannt, niemand fragte, hinterher haben nicht mal Sie nach ihr gefragt! Ich mußte bloß sagen, ihr geht’s plötzlich so schlecht, sie kann nicht allein zu Hause bleiben… Noch was?«
    »Dieses Trumm von Pistole…«, erinnert Trimmel.
    »Ach so – die ging echt kaum in meine Handtasche, die habe ich auf dem Weg zu Sandras Wohnung weggeworfen.«
    »Wohin?« fragt Trimmel sofort.
    »In irgendeinen Alsterarm. Heilwigstraße oder so, ich kann es Ihnen zeigen. Ich hab gedacht…«
    »Was denn?«
    »Ach nichts…« Sie schlägt plötzlich die Hände vors Gesicht; der Schock kommt erst jetzt. »Ich hab geglaubt«, sagt sie tonlos, »mir kommt niemand auf die Schliche. Ich hab mir überlegt, ich warte einfach, bis… bis Sandra tot ist, und dann klärt sich alles von selbst auf…«
     
     
    Der Stationsarzt kommt ins Zimmer, hinter ihm Höffgen. Diesmal hat er ihn nicht aufhalten können.
    »Ich muß Sie dringend ersuchen, Herr Trimmel, Ihren… Besuch nach Hause zu schicken!«
    »Halbe Stunde noch…«, sagt Trimmel.
    »Sofort!«
    »Verdammt noch mal, lassen Sie mich in Ruhe! Holen Sie Ihren Chefarzt!«
    »Das«, droht er, »werd ich auch tun!« Er rennt raus, wieder gefolgt von Höffgen.
    Aber bis er den Chefarzt gefunden hat, vergeht doch mindestens eine halbe Stunde, denkt Trimmel. »So. Jetzt machen Sie mal zu! Oder wollen Sie noch lange im Gefängnis braten?«
     
     
    Das Gas und der schwarze Handschuh. »Natürlich hab ich’s selber getan. Ich wollte sterben…«
    »Lügen Sie mich nicht an!«
    Da gibt sie auch das zu. Sie hat von einem Gasableser gehört, daß das neue Stadtgas höchstens explodieren kann, aber kaum noch giftig ist. »Kaum war ich Sandra losgeworden, kaum lieg ich endlich zu Hause im Bett, da kommt die Polizei, ich soll sofort ins Büro kommen…«
    Dabei war sie taufrisch, erinnert sich Trimmel.
    »… also, abends denk ich bloß noch, jetzt verschaffst du dir mit Gewalt Ruhe!«
    »Und der Handschuh?«
    »Nur so eine Idee. Der lag da rum; ich nehm an, daß er von Bertie stammt, aber ich weiß es nicht genau. Jedenfalls, ich hab ihn an den Haupthahn gelegt, weil ich dachte, das bringt die Bu… die Kripo auf die falsche Spur…«
    Er schüttelt den Kopf. »Verrückte Idee…«
    Sie protestiert. »Lassen Sie sich doch mal von Ihrer verrückten Schwester sagen, was Sandra mir in Eppendorf zum Abschied sagte: Jetzt wär Tennessy tot, und der neue Chef würd ihr endlich ne neue Niere geben! Und Sie sind bei alledem der einzige, der weiß, was wirklich Sache ist!«
    »Ich hab überhaupt keine Schwester!« sagt Trimmel.
     
     
    Das also, denkt er müde, war der Fall Tennessy. In seinem angeschlagenen Kopf wirbeln die Bilder.
    Eine
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