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Ein EKG fuer Trimmel

Ein EKG fuer Trimmel

Titel: Ein EKG fuer Trimmel
Autoren: Friedhelm Werremeier
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Idiot, ich hab ihr zum Teil sogar die Wahrheit gesagt!«
    »Das mit… mit Becker?«
    »Ja. Mit Becker und wohl noch dem einen oder anderen. Von da an beschimpfte Jake nicht mehr mich, sondern Jake, den sie mal durch mich kennengelernt hatte, aber normalerweise nie wiedersehen würde. Und bis dahin war’s mir sogar ganz recht… Jake hat ein dickes Fell, dachte ich, außerdem weiß er von dem Unsinn nichts. Aber dann, am Samstagabend…«
    »… am zwanzigsten November?«
    Sie nickt. »Da hat sie mir in ihrer Bude so den Nerv getötet, daß ich gesagt hab, morgen – also Sonntag – geh ich mittags ins Zentrum, da treff ich ihn, und dann red ich mit ihm. ›Er läßt uns ja doch wieder hängen‹, sagt sie, ›wetten?‹ Und ich sag ja – wahrscheinlich hat sie recht. Aber ich wollt ja tatsächlich mit ihm reden. Nicht wegen ner Niere für Sandra; das hätte ja keinen Zweck gehabt. Ich wollt ihn echt mal um Rat fragen, weil… weil…«
    »Weil er ne Seele von Mensch war?« fragt Trimmel.
    Sie schaut ihn mißtrauisch an. »Glauben Sie’s mir immer noch nicht?«
    »Doch, doch…«, sagt er schnell.
    »Er hatte seine guten Seiten! Er kannte die Problematik um Sandra sogar… es war sogar seine Idee, daß wir Sandra im Computer speichern, auch wenn sie gar kein Fall für eine Transplantation war…«
    »Warum?« Dabei kennt er die Antwort.
    »Damit ich ihr die ausgedruckten Protokolle zeigen konnte! Damit sie mir glaubt – warum sonst?«
    »War das nicht riskant?«
    »Ach wo! Erstens machte er aus gutem Grund alle Nierenvermittlungen selbst. Und zweitens, selbst wenn was schiefgelaufen wäre – kein Hahn hätte danach gekräht, wenn ner Eppendorfer Patientin ne Niere angeboten worden wäre, die sie nicht braucht! Kleiner Computerfehler und Schwamm drüber! Übrigens, sagen Sie mal…«
    Er ahnt, was kommt.
    »Ich hab einen völlig trockenen Hals; haben Sie hier nicht wenigstens mal ein Glas Wasser?«
    »Wasser nicht«, sagt er. »Aber Whisky – der geht einem angeblich nicht so auf die Pumpe.«
    Sie trinkt den ersten, einen etwa dreistöckigen, in einem Zug. Und er trinkt mit, höchstens einen halben Zentimeter weniger.
    »Könnt ich ahnen«, sagt Jill Biegler anschließend ohne jeden Übergang, »daß Sandra sich dann am nächsten Morgen hinter mir her ins Haus schleicht? Ins Hochhaus, mein ich?«
    Trimmel hat’s geschafft, wahr und wahrhaftig.
     
     
    »Jake macht freiwillig Sonntagsdienst, das wissen Sie ja, und die Macke mit seiner Affenliebe zu Mike kennen Sie auch. Ich hatte Sandra ja gesagt, wann ich ins Zentrum fahre, also ist sie rechtzeitig da und legt sich gegenüber auf die Lauer. Und als ich mit Bertie in die Tiefgarage fahre, geht sie heimlich hinter mir her, bevor das Tor automatisch wieder zugeht. Sie ist also im Haus, und das Haus kennt sie – da war sie mit mir schon öfter. Und nun geht sie zu der Telefonzelle im zweiten Stock, ruft Tennessy auf seiner Durchwahl an und bestellt ihn unter einem x-beliebigen Namen in irgendeine Kneipe am Gänsemarkt. Sie käm von Professor Becker, sagt sie, der hätte ihr Geld gegeben, damit sie’s ihm auszahlt; es sei also in seinem eigenen Interesse, daß er kommt…«
    »Versteh ich nicht«, sagt Trimmel. »Warum will sie ihn aus dem Haus locken?«
    »Weil sie ihm in ihrem kaputten Denken eine letzte Chance geben will… daß er sagt, von Becker oder sonstwem nimmt er kein Geld! Aber wenn er nicht so reagiert, dann wird sie ihn bei der Rückkehr erwarten…«
    »Gespenstisch…«
    »Ja, sicher!« sagt sie heftig. »Ist es nicht gespenstisch, daß Jake vergißt, den Haupteingang abzuschließen, als er wie ein Wilder aus dem Haus rennt? Daß sie deshalb sogar in den Hauptraum kommt, statt draußen warten zu müssen? Sie ist da vermutlich rein, als ich unten bei Bertie bin und ihm sag, daß es länger dauert und er schon losfahren soll… wir müssen mindestens bei der Gelegenheit aneinander vorbeigelaufen sein! Auf jeden Fall sitz ich dann wieder in meinem Büro und warte auf Jake; ich wußte ja auch nicht, wo er war. Und mit einemmal glaube ich, ich hör Stimmen, und dann merkwürdigerweise gleich darauf ein komisches leises Knallen, zweimal. Ich geh sofort rüber – und was seh ich?« Endlich weiß man’s.
     
     
    »Wissen Sie das alles von Sandra selbst?« fragt Trimmel.
    »Ja. Sie war nicht mehr bei Verstand. Sie hat’s mir am selben Tage erzählt – aber im Grunde hat sie bis heute nicht begriffen, was sie getan hat. Die ständige Angst um ihr
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