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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon
Autoren: Douglas - Preston
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Prolog
    Dezember 1972
    Taurus-Littrow-Krater
    Mare Serenitatis
    Auf dem Mond
    Am elften Dezember 1972 erreichte die letzte bemannte Apollo-Mondmission den Landeplatz im Taurus-Littrow-Krater, einem eindrucksvollen, von Bergen umringten Tal am Rand des Mare Serenitatis. Das Gebiet sah viel versprechend aus, ein geologisches Wunderland aus Hügeln, Bergen, Kratern, Geröllfeldern und Schutthalden. Von besonderem Interesse waren mehrere seltsame Stellen, an denen offensichtlich Meteoriteneinschläge tiefe Löcher in der Talsohle hinterlassen und hoch verdichtetes Gestein und Glas über das Tal verstreut hatten. Die Mission durfte hoffen, mit einem wahren Schatz von Mondproben nach Hause zu kommen.
    Eugene Cernan war der Kommandant der Mondlandefähre, Harrison »Jack« Schmitt der Pilot. Beide Männer waren für die Apollo-17-Mission bestens geeignet. Cernan war ein erfahrener Veteran zweier vorheriger Missionen, Gemini IX und Apollo 10, Schmitt ein brillanter Geologe, der in Harvard promoviert und an der Planung vorangegangener Apollo-Missionen mitgewirkt hatte. Drei Tage lang erforschten Cernan und Schmitt mit Hilfe ihres Mondautos, des Lunar Rover, das Taurus-Littrow-Gebirge. Bei der ersten Expedition auf der Mondoberfläche wurde rasch deutlich, dass sie einen geologischen Volltreffer gelandet hatten. Eine der aufregendsten Entdeckungen der Mission, die indirekt auch zu dem mysteriösen Fund am Van-Serg-Krater führte, ereignete sich am zweiten Tag an einem kleinen, tiefen Krater, der als Shorty bekannt ist. Als Schmitt aus dem Mondauto stieg, um den Rand von Shorty zu untersuchen, wirbelten seine Stiefel den grauen Mondstaub auf und enthüllten zu seinem größten Erstaunen darunter eine helle, orangefarbene Schicht. Cernan war so verblüfft, dass er sein orangerot getöntes Blendschutzvisier hochklappte, um festzustellen, ob es sich vielleicht um eine optische Täuschung handelte. Schmitt hob einen kleinen Graben aus und entdeckte, dass die Farbe des Bodens in tieferen Schichten von Orange zu leuchtendem Rot überging.
    Im Kontrollzentrum in Houston wurde aufgeregt über den Ursprung und die Bedeutung dieses eigenartig gefärbten Mondstaubs diskutiert, und man bat die beiden Astronauten, zwei Bohrkernproben zu entnehmen und zur Erde mitzubringen. Nachdem Schmitt die Bohrproben genommen hatte, wanderten die beiden Männer zum Kraterrand, wo der Meteorit eine ebensolche orangerote Schicht durchbrochen hatte; diese lag nun an den Kraterrändern offen.
    Houston wollte Proben des orangefarbenen Staubs von einer zweiten Stelle. Deshalb wurde ein kleiner, noch unbenannter Krater in der Nähe, wo man ebenfalls eine exponierte Schicht des orangeroten Materials zu finden hoffte, auf den Expeditionsplan für den dritten Tag gesetzt. Schmitt taufte ihn Van-Serg-Krater, nach einem seiner Geologieprofessoren aus Harvard, der unter dem Pseudonym »Professor Van Serg« humoristische Schriften verfasste.
    Tag drei sollte lang und sehr anstrengend werden. Der Mondstaub verstopfte ihre Instrumente und behinderte die Arbeiten. Am Morgen waren Cernan und Schmitt mit dem Mondauto zum Fuß der Berge am Rand des Littrow-Kraters gefahren, um einen gewaltigen, gespaltenen Felsbrocken namens Tracy's Rock zu untersuchen; der Gesteinsbrocken war offenbar vor Urzeiten von den Bergen herabgerollt und hatte eine sichtbare Spur im Boden hinterlassen. Von dort aus erforschten die beiden Männer das Gebiet der so genannten Sculptured Hills, wo sie jedoch wenig Interessantes fanden. Unter großen Schwierigkeiten kletterten Cernan und Schmitt einen dieser Hügel ein Stück weit empor, um einen seltsam aussehenden Gesteinsbrocken zu untersuchen, der sich jedoch als wissenschaftliche Niete herausstellte: nur ein »durchgerütteltes Stück alte Mondkruste«, die durch einen lange zurückliegenden Einschlag auf diese Hügelflanke geschleudert worden war. Die beiden Astronauten bewältigten den Abstieg an der steilen, staubigen Hügelflanke mit großen Känguru-Sprüngen. Schmitt hüpfte dabei hin und her, gab Geräusche von sich und imitierte einen Skifahrer, wobei er scherzte: »Hätte die Kanten noch mal schleifen sollen. Wuuusch. Wuuusch. Gar nicht einfach, die Drehung aus der Hüfte.« Cernan legte einen Sturz hin, der bei geringer Gravitation sehr spektakulär wirkte, und landete unverletzt auf der tiefen Staubschicht.
    Als die Männer den Van-Serg-Krater erreichten, waren beide erschöpft. Unmittelbar vor dem Ziel mussten Cernan und Schmitt das
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