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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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gewöhnlich zweimal im Monat stattfindende Pressekonferenz in den Büros abgehalten. Ich hatte gehofft, daß er rechtzeitig eintreffen würde, aber es bestand kein Grund, warum ich nicht allein hingehen sollte. Penny betrat vor mir den Saal mit ihren Sachen. Ich hörte sie plötzlich tief Luft holen.
    Da sah ich Bill am anderen Ende des Tisches.
    Aber ich warf wie gewöhnlich einen Blick durch den Raum und sagte: »Guten Morgen, meine Herrschaften.«
    Ich fügte hinzu: »Guten Morgen, Bill, ich wußte nicht, daß Sie hier sein würden. Wen vertreten Sie?«
    Totenstille herrschte. Alle wußten, daß Bill uns verlassen hatte oder entlassen worden war. Er grinste mich an und erwiderte: »Guten Morgen, Herr Bonforte. Ich bin beim Krein-Syndikat.«
    Ich wußte, daß es jetzt kommen würde. Ich versuchte, ihm nicht die Genugtuung zu geben, mir etwas anmerken zu lassen. »Gute Firma! Hoffentlich bezahlt man Ihnen, was Sie wert sind. Und jetzt zur Sache. Zuerst die schriftlich gestellten Fragen. Haben Sie sie, Penny?«
    Ich überflog diese Fragen rasch und gab Antworten, die ich mir schon hatte zurechtlegen können. Dann Lehnte ich mich wie gewöhnlich zurück und sagte: »Wir haben Zeit, noch etwas zu debattieren, meine Herren. Haben Sie noch weitere Fragen?«
    Es wurden noch mehrere Fragen gestellt. Ich mußte nur einmal: »Darüber kann ich keine Erklärung geben«, antworten, eine Erwiderung, die Bonforte einer zweideutigen Antwort vorzog. Endlich blickte ich auf meine Uhr und sagte: »Das wäre alles für heute, meine Herren«, und schickte mich an, aufzustehen.
    »Smythe!« ertönte Bills Stimme scharf.
    Ich erhob mich und blickte nicht zu ihm hin.
    »Ich meine Sie, Sie falscher Herr Bonforte-Smythe!« rief er noch lauter.
    Diesmal sah ich ihn an, mit einem Erstaunen, wie es für einen wichtigen Beamten angemessen ist, der unter unwahrscheinlichen Bedingungen einer Beschimpfung ausgesetzt wird. Bill deutete auf mich, und sein Gesicht war gerötet. »Sie Betrüger! Sie Schmierenschauspieler! Sie Schwindler!«
    Der Mann von der Londoner Times zu meiner Rechten sagte ruhig: »Sollen wir die Wache rufen, Herr Bonforte?«
    Ich sagte: »Nein, er ist harmlos.«
    Bill lachte: »Also, ich bin harmlos, wie? Das werden Sie noch merken!«
    »Ich glaube wirklich, wir sollten es tun«, beharrte der Times-Vertreter.
    »Nein«, sagte ich scharf. »Jetzt ist es genug, Bill. Sie sollten sich lieber ruhig entfernen.«
    »Das könnte Ihnen so passen!« Und dann begann er die ganze Geschichte herauszusprudeln in rasendem Tempo. Er erwähnte die Entführung und auch seinen eigenen Anteil an dem Schwindel nicht, behauptete aber, daß er sich von uns getrennt habe, weil er nicht in einen solchen Schwindel verwickelt werden wolle. Die Vertretung sei, sagte er, durch eine Erkrankung Bonfortes nötig geworden, wobei er durchblicken ließ, daß wir ihm wahrscheinlich eine Spritze gegeben hätten.
    Ich wartete geduldig. Die meisten Reporter hörten zunächst einfach zu, mit der verlegenen Miene von Außenstehenden, die wider Willen einem heftigen Familienstreit beiwohnen. Dann begannen einige von ihnen Notizen zu machen oder eine Meldung in kleine Tonbandgeräte zu diktieren.
    Als er innehielt, sagte ich: »Sind Sie fertig, Bill?«
    »Das genügt, nicht wahr?«
    »Mehr als das. Es tut mir leid, Bill. Das ist alles, meine Herren. Ich muß wieder an die Arbeit.«
    »Bitte einen Augenblick, Herr Ministerpräsident«, rief jemand. »Möchten Sie ein Dementi herausbringen?«
    Ein anderer fügte hinzu: »Werden Sie prozessieren?«
    Ich beantwortete die letzte Frage zuerst. »Nein, ich werde nicht prozessieren. Man prozessiert nicht gegen einen Kranken.«
    »Bin ich krank?« brüllte Bill.
    »Beruhigen Sie sich, Bill. Was das Dementi betrifft, so halte ich es kaum für nötig. Aber ich sehe, daß einige von Ihnen sich Notizen gemacht haben. Ich bezweifle zwar, daß einer Ihrer Verleger diese Geschichte bringen würde, aber wenn es doch jemand tun sollte, könnte man vielleicht eine Anekdote hinzufügen. Haben Sie je von dem Professor gehört, der vierzig Jahre seines Lebens damit verbracht hat, den Nachweis zu führen, daß die Odyssee nicht von Homer geschrieben wurde, sondern von einem anderen Griechen gleichen Namens?«
    Ein höfliches Lachen folgte. Ich lächelte und wollte mich wieder abwenden. Da kam Bill um den Tisch herum auf mich zugestürzt und packte mich beim Arm. »Sie können nicht einfach darüber lachen!«
    Der Times-Vertreter, Herr
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